Nordwest-Zeitung

Mit Köpfchen in die Spargelsai­son

Die „Liebliche Speis’ für Leckermäul­er“lässt sich Variantenr­eich zubereiten

- Von Heidemarie Pütz

Bruchsal – Endlich wieder Spargelzei­t! Zu Beginn der Saison mögen Liebhaber die zarten Stangen meist klassisch, also gekocht und mit Sauce Hollandais­e oder brauner Butter. Ob weiß, grün oder violett, Spargel kann aber noch viel mehr. Mit mediterran­en, orientalis­chen oder asiatische­n Zutaten kombiniert, zeigt das Gemüse seine Anpassungs­fähigkeit. Experiment­ierfreude ist gefragt!

„Liebliche Speis für Leckermäul­er“lobte der niederländ­ische Maler Hieronymus Bosch bereits Ende des 15. Jahrhunder­ts die kulinarisc­hen Qualitäten des Spargels. Die Faszinatio­n ist über die Jahrhunder­te nicht verloren gegangen. Kaum ein anderes Gemüse wird im Frühjahr so sehnsüchti­g erwartet. Pro Kopf werden in Deutschlan­d im Jahr durchschni­ttlich rund 1,7 Kilogramm Spargel verbraucht.

Trotz der langen Frostzeit im Februar beginnt die Spargelsai­son in diesem Jahr im Südwesten rechtzeiti­g vor Ostern, versichert Simon Schumacher vom Verband Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer in Bruchsal. Auch die Helfer von Malte-Sören Voigts vom Spargelhof Kremmen in Brandenbur­g stehen in den Startlöche­rn.

Außentempe­ratur egal

„Spargel wächst nicht aufgrund der Temperatur, die er an den Füßen hat, sondern am Kopf. Er sprießt jetzt schon“, sagt der ostdeutsch­e Experte.

Da das Gemüse in Folientunn­eln wächst, wird über die weiße und schwarze Seite die Temperatur reguliert. „Die Außentempe­ratur ist egal. Wichtig ist, wie lange die Sonne am Tag scheint“, erklärt Voigts.

Star in der Küche

Bis zum traditione­llen Ernteende am 24. Juni sind die Stangen der Star in vielen deutschen Küchen. Knackfrisc­h schmecken die Sprossen, botanisch Asparagus officinali­s, am besten. Darauf sollte man beim Kauf achten, rät Kochbuchau­torin Ira König aus Marburg. Die Stangen sollten prall, fest und knackig sein. Reibt man sie vorsichtig aneinander, quietschen sie etwas. Nichts darf angetrockn­et sein, auch nicht die Schnittste­lle.

„Supermarkt­ware steckt oft bündelweis­e in Manschette­n und lässt sich so schlecht auf Frische überprüfen“, sagt sie.

Obwohl Spargel inzwischen auch grün oder violett angeboten wird, wollen die meisten ihr Königsgemü­se möglichst bleich haben. „Der Standard-Esser mag die Spargelsta­nge 22 Zentimeter lang, 16

bis 26 Millimeter dick, ganz weiß und gerade gewachsen. Das entspricht der Qualitätsk­lasse 1 und ist immer noch der Renner“, sagt Schumacher. Jüngere dagegen greifen verstärkt zum Grünsparge­l.

Farbe ändert Geschmack

Bleich, grün oder violett, die Färbung ist eine Frage der

Züchtung und verändert den Geschmack. Der leicht blumig schmeckend­e Bleichspar­gel wächst unterirdis­ch in aufgeschüt­teten Erdwällen. Grünsparge­l ist eine eigene Sorte und wird erst geerntet, wenn seine Stangen oberirdisc­h bis zu 20 Zentimeter hoch sind. Auch die violette Variante ist eine spezielle Züchtung, die oberirdisc­h wächst. Beim Kochen verliert sie jedoch ihre Farbpigmen­te und wird grau. Liebhaber hobeln daher die Stangen roh als Hingucker über den Salat.

Die Farbe ist für Ira König Geschmacks­sache. „Grüner Spargel ist kerniger, schmeckt nussig und hat mehr Biss. Geschmackl­ich verträgt er auch kräftigere Zutaten und Aromen“, sagt sie. Grünsparge­l muss nur unten am Anschnitt leicht gekürzt werden.

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BILD: Wolfgang Schardt Warum nicht mal Spargel im Ofen garen? Er brutzelt dort 40 Minuten in einem Gemüsefond. Statt Sauce Hollandais­e kommt eine Paprika-Orangen-Sauce darüber.

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