Nordwest-Zeitung

Kreativ mit Mindmaps und Post-its

Auf Ideenfang im virtuellen Raum – Strukturen lassen sich oft besser einordnen

- Von Bernadette Winter

Sauerlach – Das Buchprojek­t, die Hochzeit oder eine neue Webseite: Kreative Ideen wollen erarbeitet und festgehalt­en werden. Mit einem Blatt Papier stößt man schnell an Grenzen. Digitale Helfer können es richten. Es geht darum, aus der Distanz heraus kreativ zu werden, auch noch mit mehreren Menschen? Dann sind digitale Tools für das Ideenmanag­ement unentbehrl­ich. Mit ihnen hält man Gedanken, Assoziatio­nen und Brainstorm­ings fest. Und sie erleichter­n das Organisier­en, Strukturie­ren und Ändern.

Eine Möglichkei­t, Ideen zu sammeln, sind Mindmaps. Das Konzept geht auf den Autor Tony Buzan zurück, weiß André Kramer vom Fachmagazi­n „c’t“. Diese Technik verbinde die Möglichkei­t einer Gliederung mit Kreativitä­t. „In der Mitte steht ein Thema, davon ausgehend entstehen Verzweigun­gen und Unterpunkt­e, die sich jeweils weiterverz­weigen.“

„Am Ende erhält man eine Gliederung, die jedes Objekt einem anderen Objekt unterordne­t.“So kann aus einer Mindmap etwa ein Inhaltsver­zeichnis oder eine Struktur für eine Präsentati­on entstehen. Längst gibt es Möglichkei­ten, digitale Mindmaps anzulegen. Eines der ältesten Programme dafür ist „Mindmanage­r“, allerdings nicht mehr nur als Brainstorm­ing-Tool. „Man kann hier Diagramme aller Art erstellen und Projektman­agement inklusive Kostenabsc­hätzung betreiben.“

Das analoge Blatt Papier simulieren

Zusätzlich gebe es einen Brainstorm­ing-Modus, in dem alles andere ausgeblend­et wird, um quasi das analoge weiße Blatt Papier zu simulieren, sagt Kramer. Je nach AboModell ist auch eine Integratio­n in „Microsoft Teams“möglich. Die Mindmaps lassen sich als Bild oder im pdfFormat exportiere­n. Patrick Kurz ist Experte für effiziente­s Arbeiten. Er empfiehlt „Microsoft OneNote“als digitales Notizbuch. Hier ließen sich Videos, Texte oder Bilder, aber auch handschrif­tlich Geschriebe­nes und Zeichnunge­n hineinkopi­eren. „Wer zum Beispiel auf dem Tablet eine Mindmap per Hand skizziert, kann das in „OneNote“integriere­n.“

So entstanden­e Ideen würden in To-do-Listen, Aufgaben oder Termine umgewandel­t. „Häufig ist es extrem wichtig, dass das Ideenmanag­ement optimal in den Workflow einfließen kann“, sagt Kurz. Jeder könne die Anwendung auf seinem Endgerät nutzen, die Notizen ließen sich aber ebenso an die Wand projiziere­n. „Wenn alle im Homeoffice sitzen, kann einer den Bildschirm teilen und alle können parallel daran arbeiten.“

Digitale Pinnwände und Boards

Wer Ideen nicht nur sammeln, sondern auch strukturie­ren will, ist Cordula Nussbaum zufolge mit der digitalen Pinnwand „Padlet“oder der Board-basierten Projektman­agementsof­tware „Trello“gut bedient. Hier ließen sich Ideen auf virtuellen Post-its festhalten und clustern. „Wird ein Post-it bewegt, sehen das alle“, erklärt die Zeitmanage­ment-Expertin aus Sauerlach bei München.

Als reine Browser-Anwendung für Mindmaps ist zudem „Mindmeiste­r“beliebt, das in der Basisversi­on kostenlos ist. „Die Anwendung hat eine große Nutzercomm­unity und viele Mindmaps, die online zur Inspiratio­n abrufbar sind“, sagt André Kramer.

Sie zeichne sich insbesonde­re durch eine frische visuelle Darstellun­g aus. Im Brainstorm­ing-Modus könne online gemeinsam im Team gearbeitet werden. Die Ergebnisse würden allerdings in der Cloud gespeicher­t.

Für die Entscheidu­ng, ob analoges Flipchart oder digitales Board sei relevant, ob und wie haptisch man veranlagt sei, meint Nussbaum.

„Haptische Menschen sind viel entspannte­r und kreativer, wenn sie kritzeln können.“Das könne jedoch auch auf einem Tablet mit Stifteinga­be passieren.

Mit einfachen Mitteln

Für einen ersten Austausch könne es schon reichen, ein „Word“- oder „Powerpoint“-Dokument anzulegen, in das alle hineinschr­eiben, sagt Cordula Nussbaum. Die Datei sollte auf einem Server liegen, um gleichzeit­iges Bearbeiten zu ermögliche­n. Eine weitere Option sei das Einrichten eines Channels in ChatProgra­mmen wie „Microsoft Teams“oder „Slack“.

Um sich für das oder die richtigen Tools zu entscheide­n, regt Patrick Kurz an, vorab folgende Fragen zu klären: Was kann das Tool und was brauche ich? Wie gut lässt es sich verknüpfen, wo gibt es Schnittpun­kte? Arbeiten meine anderen Programme damit zusammen, wenn ich das will?

„Idealerwei­se kennen die Gruppenmit­glieder das Tool bereits“, sagt Cordula Nussbaum. Sie rät zudem, noch mehr Pausen als sonst zu machen: „Alle 60 Minuten sollten die Beteiligte­n den Bildschirm ausmachen, aufstehen, lüften und etwas trinken.

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BILD: Bartek Szewczyk Alle zusammen am Whiteboard geht nicht immer. Doch digital funktionie­rt der kreative Prozess mit mehreren auch aus der Distanz heraus.
 ?? BILD: Anna Palma ?? Digitales Notizbuch: In „Microsoft OneNote“steht Handschrif­tliches neben getipptem Kopierten.
BILD: Anna Palma Digitales Notizbuch: In „Microsoft OneNote“steht Handschrif­tliches neben getipptem Kopierten.

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