Weniger Gelegenheiten für Straftaten
Rückgang bei Einbrüchen – Aber mehr sexuelle Gewalt gegen Kinder aufgedeckt
Berlin – Die Zahl der von der Polizei erfassten Straftaten ist im vierten Jahr in Folge gesunken. Mit den Vorjahren lässt sich die in der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2020 abgebildete Entwicklung allerdings nur bedingt vergleichen. Denn aufgrund der CoronaPandemie hatten es Taschendiebe und Einbrecher zuletzt schwer, Opfer zu finden. Gleichzeitig nutzten Betrüger die Pandemie, um unrechtmäßig Corona-Hilfen einzusacken oder verängstigten Bürgern mit angeblichen Wundermitteln gegen das Virus Geld aus der Tasche zu ziehen.
Insgesamt sank die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um 2,3 Prozent auf rund 5,31 Millionen Fälle. Auch der Langzeittrend deutet in die gleiche Richtung. Im Vergleich zum Jahr 2006 ging die Zahl der erfassten Straftaten laut Bundeskriminalamt (BKA) sogar um mehr als 15 Prozent zurück. 58,4 Prozent der Fälle konnten 2020 aufgeklärt werden, nach 57,5 Prozent im Vorjahr. Bei Tötungsdelikten, Sozialleistungsbetrug und Schwarzfahren war die Aufklärungsquote am höchsten. Bei Wohnungseinbrüchen und Fahrraddiebstahl besonders niedrig.
■ Sexueller MISSBRAUCH
Die Polizei hat mehr sexuellen Missbrauch von Kindern aufgedeckt. Und das obwohl Missbrauch, wenn er in den heimischen vier Wänden stattfand, wegen der vorübergehenden Schließung von Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen womöglich eher unentdeckt blieb. Das BKA erklärt die Zunahme um 6,8 Prozent auf 14594 Fälle im Jahr 2020 teilweise mit den über die Internet-Recherche zu
Missbrauchsbildern aus den USA gemeldeten Fällen, bei denen der Tatort in Deutschland liegt. Außerdem seien nach den Missbrauchsverfahren in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster Ermittlungen intensiviert worden. Die Zahl der Straftaten in Zusammenhang mit pornografischen Darstellungen von Kindern und Jugendlichen stieg sogar um rund 54 Prozent an – auf 26 739 Fälle. Dabei spielt laut BKA auch der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugendliche – teilweise ohne zu wissen, dass dies eine Straftat ist – solche Bilder in Gruppenchats teilen und damit verbreiten, etwa über Whatsapp, Instagram oder Snapchat.
■ EINBRUCH/Diebstahl
Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche 2020 um 13,9 Prozent gesunken ist, überrascht
nicht. Schließlich haben sich die Menschen wegen Distanzunterricht und Homeoffice viel mehr daheim aufgehalten
als in normalen Zeiten. Auch wenn da meist nicht so viel zu holen ist, verlagerten sich einige Einbrecher mangels anderer Tatgelegenheiten 2020 darauf, in Keller, Waschküchen und Speicher einzusteigen. Hier registrierte die Polizei eine Zunahme der Fälle um 10,6 Prozent.
■ GEWALTVERBRECHEN
Die Gewaltkriminalität nahm zwar insgesamt um 2,4 Prozent ab auf 176672 Straftaten. Bei den Unterkategorien Mord, Totschlag, Vergewaltigung und anderen Sexualdelikten verzeichnete die Polizei allerdings eine Zunahme von jeweils mehr als drei Prozent.