Nordwest-Zeitung

Äußerst seltene Pilze in Wechloy

Gelber und Roter Prachtbech­erling wachsen neben geplanter Straßentra­sse

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Leuchtend rot oder gelb steht er da, strahlt in einer Gruppe stehend im Unterholz und bringt Glanz in die Natur: Die Farbtupfer sind kaum zu übersehen, vielleicht ist er auch deshalb vom Aussterben bedroht.

Die Rede ist vom Österreich­ischen Prachtbech­erling (sarcoscyph­a austriaca forma tutea), der so heißt, weil er zum ersten Mal in Österreich nachgewies­en worden ist, erzählt Wolfgang Pankalla beim Ortstermin.

Der 82-Jährige beobachtet die Pilze in dem Auenwäldch­en seit zehn Jahren. Die genaue Lage des Biotops wird auf Bitten von Robert Sprenger, Leiter des Umweltamte­s der Stadt Oldenburg, aus Furcht vor Vandalismu­s nicht genannt. Doch es ist dessen Lage, die Pankalla große Sorgen bereitet.

Trasse bereitet Sorgen

Nicht weit von dem Wäldchen entfernt soll eine neue Straße das Gewerbe- und Wohngebiet auf dem ehemaligen Fliegerhor­st, in dem rund 2000 Menschen leben werden, mit der Ammerlände­r Heerstraße verbinden.

Die geplante Trasse verlässt das ehemalige Militärgel­ände neben Piccoplant und verläuft entlang des Gewerbegeb­iets am Pflanzenzu­chtunterne­hmen und Ulmann-Firmengelä­nde vorbei zur Ammerlände­r Heerstraße.

Die Sorgen des Naturfreun­des aus Weyhe bei Bremen sind unbegründe­t, erklärt Sprenger auf Nachfrage unserer Redaktion. Die geplante Trasse sei weit genug von dem Biotop entfernt. Dem Pilz, der als Existenzgr­undlage moderndes Holz und viel Feuchtigke­it benötige, werde nicht der Lebensraum entzogen. Sprenger: „Im Gegenteil, geplant ist einen Teil des Wassers aus der Ofenerdiek­er Bäke in die Fliegerhor­stbäke abzuleiten, die an dem Auenwäldch­en, in dem der Pilz wächst, vorbeiläuf­t und damit für zusätzlich­e Feuchtigke­it sorgen wird.“Pankalla hatte sich in einem Schreiben an Oberbürger­meister Jürgen Krogmann

Ein seltener Fund für Naturfreun­de: Der Rote Österreich­ische Prachtbech­erling wächst in Wechloy. Wolfgang Pankalla beobachtet die Pilze seit zehn Jahren in dem Oldenburge­r Biotop. gewandt, aus seiner Sicht aber eine nur unbefriedi­gende Antwort bekommen, in dem das Wort Pilze nicht zu lesen gewesen war. Dabei sei das Vorkommen des „Österreich­ischen Prachtbech­erlings“in seiner äußerst seltenen gelben Variante in Niedersach­sen einmalig. In ganz Deutschlan­d seien kaum mehr als fünf Wuchsorte bekannt.

Nur fünf Standorte in Deutschlan­d bekannt: Dieser Gelbe Österreich­ische Prachtbech­erling wächst in Wechloy neben der geplanten Verbindung­sstraße.

Bundesweit selten

„Dem Vorkommen in Oldenburg kommt deshalb eine überregion­ale, ja bundesweit­e Bedeutung zu“, betont Pankalla in seinem Schreiben an den OB, das unserer Redaktion vorliegt.

Pankalla hatte mit dem Oldenburge­r Vorsitzend­en der Naturfreun­de, Heyko Kuehne,

vor wenigen Wochen die Pilze aufgesucht und dabei die Bekanntsch­aft mit zwei Frauen gemacht, die ihm vom geplanten Bau der Straße berichtete­n.

Pankalla: „Wenn die Straße nun aber zu nah an das Wäldchen mit dem einzigen niedersäch­sischen Pilzvorkom­men heranführt, ist zu vermuten, dass der dadurch veränderte

Wasserhaus­halt das Ende für diese Pilzraritä­ten bedeutet.“Eine Befürchtun­g, die das Oldenburge­r Umweltamt, wie bereits erwähnt, nicht teilt.

Die gelbe und rote Farbenprac­ht wird in wenigen Tagen übrigens vorerst vorbei sein. Der Pilz leuchtet ausschließ­lich vom Winter bis in den April/Mai hinein.

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BILD: Thomas Husmann
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BILD: Thomas Husmann
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