Äußerst seltene Pilze in Wechloy
Gelber und Roter Prachtbecherling wachsen neben geplanter Straßentrasse
Oldenburg – Leuchtend rot oder gelb steht er da, strahlt in einer Gruppe stehend im Unterholz und bringt Glanz in die Natur: Die Farbtupfer sind kaum zu übersehen, vielleicht ist er auch deshalb vom Aussterben bedroht.
Die Rede ist vom Österreichischen Prachtbecherling (sarcoscypha austriaca forma tutea), der so heißt, weil er zum ersten Mal in Österreich nachgewiesen worden ist, erzählt Wolfgang Pankalla beim Ortstermin.
Der 82-Jährige beobachtet die Pilze in dem Auenwäldchen seit zehn Jahren. Die genaue Lage des Biotops wird auf Bitten von Robert Sprenger, Leiter des Umweltamtes der Stadt Oldenburg, aus Furcht vor Vandalismus nicht genannt. Doch es ist dessen Lage, die Pankalla große Sorgen bereitet.
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Trasse bereitet Sorgen
Nicht weit von dem Wäldchen entfernt soll eine neue Straße das Gewerbe- und Wohngebiet auf dem ehemaligen Fliegerhorst, in dem rund 2000 Menschen leben werden, mit der Ammerländer Heerstraße verbinden.
Die geplante Trasse verlässt das ehemalige Militärgelände neben Piccoplant und verläuft entlang des Gewerbegebiets am Pflanzenzuchtunternehmen und Ulmann-Firmengelände vorbei zur Ammerländer Heerstraße.
Die Sorgen des Naturfreundes aus Weyhe bei Bremen sind unbegründet, erklärt Sprenger auf Nachfrage unserer Redaktion. Die geplante Trasse sei weit genug von dem Biotop entfernt. Dem Pilz, der als Existenzgrundlage moderndes Holz und viel Feuchtigkeit benötige, werde nicht der Lebensraum entzogen. Sprenger: „Im Gegenteil, geplant ist einen Teil des Wassers aus der Ofenerdieker Bäke in die Fliegerhorstbäke abzuleiten, die an dem Auenwäldchen, in dem der Pilz wächst, vorbeiläuft und damit für zusätzliche Feuchtigkeit sorgen wird.“Pankalla hatte sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Jürgen Krogmann
Ein seltener Fund für Naturfreunde: Der Rote Österreichische Prachtbecherling wächst in Wechloy. Wolfgang Pankalla beobachtet die Pilze seit zehn Jahren in dem Oldenburger Biotop. gewandt, aus seiner Sicht aber eine nur unbefriedigende Antwort bekommen, in dem das Wort Pilze nicht zu lesen gewesen war. Dabei sei das Vorkommen des „Österreichischen Prachtbecherlings“in seiner äußerst seltenen gelben Variante in Niedersachsen einmalig. In ganz Deutschland seien kaum mehr als fünf Wuchsorte bekannt.
Nur fünf Standorte in Deutschland bekannt: Dieser Gelbe Österreichische Prachtbecherling wächst in Wechloy neben der geplanten Verbindungsstraße.
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Bundesweit selten
„Dem Vorkommen in Oldenburg kommt deshalb eine überregionale, ja bundesweite Bedeutung zu“, betont Pankalla in seinem Schreiben an den OB, das unserer Redaktion vorliegt.
Pankalla hatte mit dem Oldenburger Vorsitzenden der Naturfreunde, Heyko Kuehne,
vor wenigen Wochen die Pilze aufgesucht und dabei die Bekanntschaft mit zwei Frauen gemacht, die ihm vom geplanten Bau der Straße berichteten.
Pankalla: „Wenn die Straße nun aber zu nah an das Wäldchen mit dem einzigen niedersächsischen Pilzvorkommen heranführt, ist zu vermuten, dass der dadurch veränderte
Wasserhaushalt das Ende für diese Pilzraritäten bedeutet.“Eine Befürchtung, die das Oldenburger Umweltamt, wie bereits erwähnt, nicht teilt.
Die gelbe und rote Farbenpracht wird in wenigen Tagen übrigens vorerst vorbei sein. Der Pilz leuchtet ausschließlich vom Winter bis in den April/Mai hinein.