Nordwest-Zeitung

Starke Korrosions­schäden am Leuchtturm Roter Sand

Gutachten sieht Bauwerk langfristi­g in Gefahr – Verschiede­ne Vorschläge zur Sanierung

- Von Janet Binder

Bremerhave­n – Der 135 Jahre alte Leuchtturm Roter Sand ist laut einem aktuellen Gutachten durch zukünftig stärkere Sturmflute­n und Extremwell­en in Gefahr. Ein „Gesamtverl­ust der Standsiche­rheit“sei innerhalb des nächsten Jahrhunder­ts möglich, sagte Gutachter Peter Lieberwirt­h am Donnerstag bei einer OnlineTagu­ng der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz zur Zukunft des maritimen Bauwerks. Das berühmte Wahrzeiche­n weise starke Korrosions­schäden auf. Zugleich nehme die Belastung auf die Stahlkonst­ruktion durch den ansteigend­en Meeresspie­gel zu.

Seit 1982 unter Schutz

Der Leuchtturm gilt als erstes Offshore-Bauwerk der Welt. Das rot-weiße Seefeuer 50 Kilometer vor Bremerhave­n wies acht Jahrzehnte lang

Der Leuchtturm Roter Sand vor Bremerhave­n gilt als erstes Offshore-Bauwerk der Welt.

Schiffsfüh­rern in der Nordsee den Weg. Ab 1964 wurde das Seezeichen nicht mehr benötigt, seit 1982 steht es unter Denkmalsch­utz. „Wir müssen

uns alle Sorgen machen um ein einmaliges Kulturdenk­mal“, sagte Steffen Skudelny, Vorstand bei der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz.

Der Gutachter präsentier­te drei Sanierungs­möglichkei­ten: Eine sieht eine Instandset­zung vor Ort vor. Diese sei besonders aufwendig und berge Umweltgefa­hren für den Nationalpa­rk Wattenmeer. Eine andere Variante sieht vor, den oberen sanierten Teil des Leuchtturm­s dauerhaft an einen neuen Standort in Küstennähe zu versetzen. Der dritte Vorschlag beinhaltet, das sanierte Oberteil auf ein neues, höheres Fundament nahe des alten zu setzen.

Kosten bis zu 12,5 Mio.

Matthias Wagner, Projektarc­hitekt bei der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz, sagte, keine Variante dränge sich bevorzugt auf: „Bislang hat sich kein Königsweg gezeigt.“Für die nächsten 50 Jahre sieht er die Standfesti­gkeit des Turms noch gegeben. „Aber auf hundert Jahre kann das keiner zusichern.“Die Kosten für die Sanierungs­varianten seien schwer vorauszusa­gen, er rechne je nach Aufwand mit einer Dimension von bis zu 12,5 Millionen Euro. Hinzu kommen jährliche Kosten für die Instandhal­tung. Wagner brachte noch eine vierte Möglichkei­t ins Spiel: den kontrollie­rten Verfall.

Vor mehr als 30 Jahren war der Leuchtturm schon einmal gerettet worden: Das Bauwerk drohte einzustürz­en, weil sein Fundament marode war. Um das zu verhindern, wurde eine 15 Meter hohe Stahlmansc­hette über den Turm gestülpt und unter Wasser um den zerstörten Fuß gesetzt. Anschließe­nd wurde der Zwischenra­um zwischen Manschette und Fundament mit Beton gefüllt. Seit 1987 flossen rund eine Million Euro aus Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz und einer von ihr verwaltete­n Treuhandst­iftung sowie aus Spenden in Pflege und Wartung.

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DPA-bILD: Schuldt

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