Leere Stadien sind ehrlicher
Man stelle sich vor, ein Musik-Superstar würde für diesen Sommer Open-AirKonzerte in zwölf europäischen Städten planen. Und von diesen Städten aus zwölf Ländern möchte er bitteschön doch jetzt schon feste Zusagen, dass jeweils mehrere tausend Besucher kommen dürfen. Ihn schert dabei nicht, dass beispielsweise in Deutschland gerade über eine Verschärfung der aktuellen Corona-Maßnahmen diskutiert und gerungen wird. Ist das nicht realitätsfern und abgehoben?
Die Europäische FußballUnion Uefa geht genauso vor und droht gleichzeitig damit, im Falle einer Ablehnung eben keine Spiele in der jeweiligen Stadt austragen zu lassen. Das ist ungeheuerlich. Die Idee der EM in zwölf Ländern war auch, Europa in seiner Vielfalt abzubilden. Und zu Europas Vielfalt gehört im Jahr 2021 nun einmal, dass die Pandemie überall deutliche Spuren hinterlässt. Wenn denn schon unbedingt gespielt werden muss, wäre es ehrlicher, dies hier und da auch in leeren Stadien zu tun. Fröhlich winkende Fans in allen Arenen – eingerahmt von den Logos der Uefa-Sponsoren – bilden in diesem Jahr definitiv nicht die Wirklichkeit in den Ländern des Kontinents ab.
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