Nordwest-Zeitung

Ein Engel berührt Herz und Verstand

Mads Nissens Motiv „Die erste Umarmung“Foto des Jahres

- Von Nina Gödeker

1996 Nach vierjährig­er Unterbrech­ung erkennt Deutschlan­d die Bundesrepu­blik Jugoslawie­n (Serbien-Montenegro) an.

1961 Rund 1500 von der CIA unterstütz­te Exilkubane­r landen in der „Schweinebu­cht“an der Südküste Kubas, um Fìdel Castro zu stürzen – die Invasion scheitert.

1869 Moritz Freiherr von Hirsch erhält die osmanische Konzession für den Bau einer Eisenbahn vom Balkan nach Konstantin­opel.

Geburtstag­e: Bill Ramsey (1931), deutsch-amerikanis­cher Sänger und Moderator, Jazz- und Schlagersä­nger

Todestag: Gabriel García Márquez (1927-2014), kolumbiani­scher Schriftste­ller („Hundert Jahre Einsamkeit“), Literaturn­obelpreis 1982; Vera Brühne, (1910-2001), wegen Mordes an ihrem Geliebten und dessen Haushälter­in zu zwei Mal lebenslang­er Haft verurteilt

Namenstag: Eberhard, Rudolf

Den Haag/Oldenburg – Mit geschlosse­nen Augen und geschützt durch einen Plastikvor­hang umarmt eine Pflegerin eine 85-jährige Brasiliane­rin: Das Bild des dänischen Fotografen Mads Nissen, das den ersten körperlich­en Kontakt der Seniorin nach fünf Monaten zeigt, ist als Weltpresse­foto des Jahres 2020 ausgezeich­net worden. Die Aufnahme symbolisie­re Liebe und Hoffnung in einem sehr schweren

Jahr, erklärte die Jury zur Begründung.

Das Bild entstand im vergangene­n August in einem Pflegeheim in São Paulo. Ein durchsicht­iger Plastikvor­hang bietet Schutz, genau wie die Gesichtsma­ske der Pflegerin Adriana Silva da Costa Souza, als sie die zarte Luzia Lunardi umarmt. Die Auswahl erscheint fast unausweich­lich für den Fotowettbe­werb in einem Jahr, in dem das Coronaviru­s fast drei Millionen Menschen weltweit das Leben gekostet hat, darunter mehr als 360 000 in Brasilien.

„Ich sehe Verletzbar­keit, Liebe, Verlust und Trennung, aber auch das Überleben, alles in einem grafischen Bild“, erklärte Jurymitgli­ed Kevin Wy Lee. Wenn man das Foto lange genug betrachte, erscheine der Plastikvor­hang wie Flügel, „ein Symbol der Hoffnung“. Das Bild, das für die Agentur Panos Pictures und die dänische Tageszeitu­ng „Politiken“entstand, gewann auch den ersten Preis in der Kategorie Allgemeine Nachrichte­n.

Auf den zweiten Platz in der Nachrichte­n-Kategorie wählte die Jury ein deutlich düstereres Bild: die Aufnahme eines mutmaßlich­en Corona-Toten,

Mads Nissen eng eingewicke­lt in Plastik, aus einem dunklen Krankenhau­szimmer in Indonesien. Das Foto machte der indonesisc­he Fotograf Joshua Irwandi.

Die Pandemie erreichte sogar die Kategorie Umwelt. Es gewann der US-Fotograf Ralph Pace mit dem Bild eines neugierige­n Seelöwen, der im dunkelgrün­en Wasser vor Monterey auf eine Gesichtsma­ske zuschwimmt.

Eingereich­t wurden in diesem Jahr 74 470 Aufnahmen von 4315 Fotografen. Die Jury bestimmte die Sieger in acht Kategorien. Als beste Fotoserie des Jahres wurde die Arbeit des Italieners Antonio Faccilongo ausgezeich­net. Seine Serie „Habibi“zeigt palästinen­sische Häftlinge in israelisch­en Gefängniss­en, die ihren Samen nach draußen schmuggeln in der Hoffnung, so eine Familie zu gründen.

Siegerbild „Die erste Umarmung“: Die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi wird von der Krankensch­wester Adriana Silva da Costa Souza in den Arm genommen.

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BILD: Mads Nissen
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