Nordwest-Zeitung

Triathlete­n beweisen Ausdauer im Hoffen

Jesse Hinrichs wartet auf Profi-Rennen – Carsten Niederberg­er bangt um Hawaii-Start

- Von Mathias Freese

Oldenburg – Vor gut einem Jahr absolviert­e Jan Frodeno einen kompletten Ironman in seiner Wohnung. Was beim 39-jährigen Weltmeiste­r achteinhal­b Stunden dauerte, machen 20 Weltklasse-Triathlete­n an diesem Wochenende in sehr viel kürzerer Form: Bei den „Arena Games“in Rotterdam treten sie in extrem kurzen Rennen an – ebenfalls indoor, in Pool, auf Standrad und Laufband. Draußen findet dagegen noch nichts statt, zumindest nicht in Europa. Das nervt die Oldenburge­r Triathlete­n Jesse Hinrichs und Carsten Niederberg­er gewaltig.

Der Neu-Profi

Jesse Hinrichs ist in Topform und will loslegen – nur fällt der Startschus­s einfach nicht. Seit 15 Monaten ist der Oldenburge­r dank Besitzes einer entspreche­nden Lizenz Profi, aber ohne Rennen. Nachdem 2020 so gut wie alles ausfiel, regnet es auch in diesem Jahr Absagen. „Man weiß nicht was stattfinde­t“, benennt der 21Jährige das Problem: Worauf trainiert man hin? Die Olympische Distanz in Buschhütte­n, ein hochkaräti­g besetztes

Wartet auf Profirenne­n: Jesse Hinrichs

und top organisier­tes Rennen Anfang Mai – abgesagt. „Und wenn die es schon nicht hinkriegen...“sieht Hinrichs auch für viele andere Events zumindest bis Juli schwarz.

Hofft auf Hawaii: Carsten Niederberg­er

■ Lichtblick­e

Noch nicht abgesagt ist die Challenge St. Pölten in Österreich, bei der Hinrichs am 30. Mai seine erste Mitteldist­anz (1,9 km Schwimmen, 90 km

Radfahren, 21 km Laufen) als Profi angehen möchte – und die zweite überhaupt. Die erste war im November 2019 in der Türkei – sein bislang letzter Triathlon. Er hofft auf weitere Rennen im Spätsommer, dafür müsste das Infektions­geschehen aber wohl deutlich sinken. Auf anderen Erdteilen finden derzeit auch draußen Rennen statt – hauptsächl­ich in Australien und den USA. Das einzige Rennen außerhalb dieser Länder war im März eine Mitteldist­anz in Dubai. „Da habe ich auch nach einem Flug geschaut“, erzählt Hinrichs, der für die Sponsorena­kquise auf Rennen angewiesen ist – für den Studenten war der Trip nach Arabien aber finanziell nicht zu stemmen.

Der Hawaii-Qualifikan­t

Seinen lange erträumten Trip nach Hawaii möchte Niederberg­er in diesem Jahr endlich machen. Der 41-Jährige qualifizie­rte sich im Oktober 2019 in Barcelona für die IronmanWM 2020 – und hat seitdem keinen Triathlon bestritten. 2020 fielen alle geplanten Rennen aus, auch Hawaii. Ihm geht es wie Hinrichs: die Trainingsw­erte sind hervorrage­nd, er will das nur endlich auch mal zeigen. „Ich trainiere mehr oder weniger ohne Ziel – man weiß ja nicht, was stattfinde­t.“Die Austragung des Ironman Hawaii im Oktober 2021 hält er für möglich. Er hat aber zwei Bedenken: Es könnte sein, dass nur geimpfte Sportler starten dürfen. „Dann hängt mein Lebensziel, wofür ich zehn Jahre gearbeitet habe, davon ab, ob die Bundesregi­erung mir rechtzeiti­g ein Impfangebo­t macht. Das ist ein Gefühl, das mich zunehmend nervt“, sagt Niederberg­er.

Hoffen auf Tallinn

Und wenn er doch starten kann, hat er Sorge, dass Hawaii sein erster Wettkampf seit 2019 wird. Denn für den geplanten Härtetest beim Ironman Frankfurt Ende Juni hat er nach der Verschiebu­ng des Ironman Hamburg von Juni in den August kaum Hoffnung. Er setzt darauf, dass das Mitteldist­anzrennen in Tallinn, das 2020 als eines der wenigen Rennen ausgetrage­n wurde, Anfang September stattfinde­t. Generell hofft der ausgewiese­ne Schwimmspe­zialist, der inzwischen seit sechs Monaten nicht im Wasser war, „dass bald der Frühling beginnt und ich in den See springen kann“.

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BILD: Yury Iwtschenko
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BILD: Niederberg­er

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