Wenn die Tabletten nicht mehr wirken
Behandlungsmöglichkeiten bei fortgeschrittenem Parkinson
Im Nordwesten – Menschen mit Parkinson erleben in den ersten Jahren nach der Diagnose oftmals eine gute Wirkung der Medikamente. Viele von ihnen nehmen die Symptome wie Zittern, Unbeweglichkeit und Steifigkeit kaum oder gar nicht wahr. Doch mit der Zeit wirken die Medikamente nicht mehr wie gewohnt. Der Grund: Der Mangel an körpereigenem Dopamin nimmt zu, gleichzeitig nimmt die Fähigkeit des Körpers, Dopamin zu puffern, weiter ab. Dann muss die Therapie angepasst werden, um die Symptome zu kontrollieren und weitere Folgen der Erkrankung wie Halluzinationen, eine Depression oder Demenz zu verhindern. Welche Behandlungsmöglichkeit bei fortgeschrittenem Parkinson zur Verfügung stehen, dazu informierten die Experten am Lesertelefon. Hier einige Fragen und Antworten:
Welche Patienten profitieren von einer THS?
Prof. Michael Barbe: Auch die THS ist für Patienten mit Wirkschwankungen geeignet, kann aber auch bei einem ausgeprägten Zittern (Tremor) in Betracht kommen. Um die Wirkschwankungen mit einer THS behandeln zu können, muss mittels eines Tests sichergestellt werden, dass der Patient noch auf L-Dopa anspricht. Soll ein Tremor behandelt werden, ist eine Operation auch ohne Ansprechen auf den L-Dopa-Test möglich. Ausschlusskriterien für eine THS sind zum Beispiel eine starke Depression oder eine Demenz. Wichtig: die Erwartungen der Patienten vor einer möglichen Operation ausführlich zu besprechen.
Wie verläuft die Operation? Prof. Michael Barbe: Die Platzierung der impulsgebenden Sonden im Gehirn kann in Vollnarkose oder in wachem Zustand durchgeführt werden. Bleibt der Patient wach, kann man den Effekt der THS direkt im Operationssaal überprüfen. Nur wenn sich die Symptome gut unterdrücken und keine Nebenwirkungen auslösen lassen, liegen die Sonden an der richtigen Stelle. Die Einstellung des Steuergeräts und die Reduktion der Medikamente erfolgt durch den Neurologen und kann bis zu sechs Monate dauern.
Muss ich nach der THS weiter Medikamente einnehmen? Prof. Christoph Redecker: Die tiefe Hirnstimulation ist ein sehr wirksames Verfahren zur Behandlung wesentlicher Symptome der ParkinsonKrankheit, zum Beispiel Zittern, Bewegungsverlangsamung und Muskelsteifigkeit. Bei den meisten Patienten kann daher die Medikation nach Beginn der THS erheblich reduziert werden. Ganz auf die Medikation verzichten kann man aber nur sehr selten, und dann auch nur für einen gewissen Zeitraum. Nach einer THS-Operation ist die Medikation aber häufig wieder viel einfacher und übersichtlicher, ähnlich wie in den ersten Jahren der Erkrankung.
Welche weiteren Therapieangebote kann ich nutzen?
Dr. Pantea Pape: Nichtmedikamentöse Therapien beinhalten Physio- und Ergotherapie, Logopädie sowie kognitive Trainingsverfahren. Mit fortschreitender Erkrankung bietet sich die sogenannte Parkinson Komplextherapie an. Hierbei wird zum einen die medikamentöse Behandlung optimiert oder bei Bedarf eine Pumpen-Therapie initiiert.
Worauf muss ich in der Ernährung achten?
Dr. Pantea Pape: Magen und Darm arbeiten krankheitsbedingt verlangsamt. Eine leichte und schonende Zubereitung der Nahrung, reichlich frische Kräuter, mehrere kleine Portionen und ein ruhiges, entspanntes Essen vermeiden
Beschwerden nach dem Essen und Belastungen der Verdauung. Für die Einnahme von Levodopa-Medikamenten spielt das eine ganz wichtige Rolle. Um eine mögliche Wirkfluktuation zu vermeiden, sollten Sie L-Dopa-Präparate 30 Minuten vor oder 60 bis 90 Minuten nach einer Mahlzeit einnehmen. Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf hilft es, den Hauptteil der eiweißhaltigen Lebensmittel zum Abend einzuplanen. Auf keinen Fall auf Eiweiß verzichten, da dieser Nährstoff lebenswichtig und funktionserhaltend ist.
Gibt es Reha-Angebote speziell für Parkinson-Patienten? Friedrich-Wilhelm Mehrhoff: Bei einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme können Betroffene vor allem die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung in einem geschützten Umfeld erlernen. Die Ziele reichen von der Steigerung der Lebensqualität über die Förderung der Selbstständigkeit bis zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit oder einer Verschlechterung des allgemein Gesundheitszustandes. Zum Spektrum einer Parkinson-Reha zählen Psychotherapie und Ergotherapie zur Verbesserung der Motorik, Koordination, Gangschulung oder Sturzprophylaxe sowie Logopädie zur Behandlung von Sprech- und Schluckbeschwerden. Ergänzt wird sie durch psychologische Betreuung zur Förderung der Krankheitsakzeptanz sowie Schulung und Beratung im Umgang mit den Einschränkungen durch Parkinson.
Was kann ich gegen meine zunehmend depressive Stimmung tun?
Dr. Pantea Pape: Oftmals lässt sich eine Verbesserung der Stimmungslage durch eine Optimierung der ParkinsonMedikamente erzielen. Hilft das nicht, sollte geklärt werden, ob eine Depression vorliegt und wie sie behandelt werden kann. Dazu steht eine ganze Reihe von therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung – je nach Schweregrad von unterstützenden Gesprächen oder Veränderungen der Lebenssituation über Sport und Bewegung bis zu Psychotherapie und dem Einsatz von antidepressiven Medikamenten. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin über Ihre seelische Verfassung!
Lange Zeit auf hartem Boden stehen – irgendwann ermüdet die Muskulatur. Der Körper versucht dann, die Last zu verlagern – was zu Verspannungen sowie Kopf- oder Rückenschmerzen führen kann. Auch kann die Blutzirkulation in den Beinen beeinträchtigt werden mit Krampfadern als Folge. Matten oder Bodenbeläge können die Belastung auf das Muskel-Skelett-System reduzieren und mehr Stehkomfort bringen.
Kleine Haltungswechsel reichen bei langem Stehen oft schon aus. Beispielsweise kann man das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagern, mit den Füßen wippen, zwischendurch die Beine ausschütteln oder mit den Schultern kreisen. In Pausen kann man mehrmals in die Hocke gehen oder ein Fitnessboard für etwas mehr Bewegung nutzen. Auch Treppensteigen ist ideal.
Nach Feierabend lässt sich die Durchblutung durch kalt-warme Wechselfußbäder anregen. Auch eine langsam ansteigende Temperatur ist gut: die Fußwanne mit etwa 22 Grad warmem Wasser füllen und die Füße eintauchen. Mit zulaufendem heißen Wasser die Temperatur in 20 Minuten auf 39 Grad erwärmen. Danach gut trocken reiben.