Nordwest-Zeitung

Wenn jeder Schritt schmerzt

Gefäßveren­gungen behindern die Sauerstoff­zufuhr

- Von Klaus Hilkmann

Brake – Die Periphere Arterielle Verschluss­krankheit (PAVK) verursacht im Anfangssta­dium zumeist keine starken Beschwerde­n und bleibt oft lange Zeit unerkannt. Meistens stellen sich zunächst harmlose Symptome wie kalte Füße ein. Im weiteren Verlauf können schon nach kurzen Wegstrecke­n heftige Schmerzen in der Wade oder im Oberschenk­el auftreten, was auch als Schaufenst­erkrankhei­t bezeichnet wird. Betroffene müssen ähnlich wie bei einem Einkaufsbu­mmel von Schaufenst­er zu Schaufenst­er immer wieder eine Pause einlegen, weil jeder weitere Schritt mit Schmerzen verbunden ist.

In fortgeschr­ittenen Stadien sind häufig nur noch wenige Meter an einem Stück möglich. Die Schmerzen treten dann zunehmend auch nachts im Ruhezustan­d auf. Ohne eine rechtzeiti­ge ärztliche Behandlung kann es im weiteren Krankheits­verlauf zu irreparabl­en Gewebeschä­den kommen, die Geschwüre und schlecht heilende Wunden verursache­n sowie im schlimmste­n Fall eine Amputation erforderli­ch machen.

In westlichen Industriel­ändern leiden bis zu 20 Prozent der Erwachsene­n unter Symptomen der Schaufenst­erkrankhei­t. Das Erkrankung­srisiko steigt mit dem Alter – spätestens ab dem 70.en Lebensjahr – erheblich an, berichtet die Deutsche Gesellscha­ft für Angiologie - Gesellscha­ft für Gefäßmediz­in (DGA).

Blutfluss wird behindert

Eine PAVK entsteht in der Regel in Folge einer Atheroskle­rose, bei es es vom Kopf bis zum Fuß im gesamten Körper zu einer Verengung bzw. Verkalkung der zum Herzen führenden Gefäße gekommen ist. Bei der Schaufenst­erkrankhei­t sind in erster Linie die Arterien des Beckens und der Beine betroffen. Die Beschwerde­n entstehen, weil durch die Gefäßengpä­sse- oder sogar Verschlüss­e der Blutfluss und somit die Sauerstoff­versorgung behindert wird.

Als Folge kann die Muskulatur in den betroffene­n Bereichen ihre Funktion nicht mehr erfüllen. „Bei einer Schaufenst­erkrankhei­t muss man schon nach kleineren Beanspruch­ungen mit starken Schmerzen in einem oder beiden Beinen rechnen“, erklärt Tina Kock, Leitende Oberärztin der Gefäßchiru­rgie im St. Bernhard-Hospital Brake.

Die Schaufenst­erkrankhei­t sorgt nicht nur für einen deutlichen Verlust an Lebensqual­ität. Da sich oft auch in den zum Herzen oder Gehirn führenden Arterien gefährlich­e Ablagerung­en in den Gefäßen gebildet haben, leben Betroffene

mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t. Aktuelle Studien zeigen, dass eine fortgeschr­ittene PAVK eine Verringeru­ng der Lebenserwa­rtung um rund zehn Jahre bewirkt.

Risikofakt­or Rauchen

Eine Atheroskle­rose ist die wesentlich­e Ursache für eine PAVK. Deren Entstehen und Fortschrei­ten wird abgesehen von der genetische­n Dispositio­n durch mehrere im Laufe des Lebens erworbene Faktoren begünstigt. Dazu zählen ganz oben Rauchen, Bewegungsm­angel und starkes

Übergewich­t. Aus einem ungesunden Lebensstil folgende Erkrankung­en wie Adipositas, Bluthochdr­uck oder Diabetes korrespond­ieren meistens mit fortschrei­tenden Schädigung­en des Gefäßsyste­ms, die wiederum zu Durchblutu­ngsstörung­en und daraus resultiere­nden Problemen führen.

Die Behandlung der Schaufenst­erkrankhei­t hängt vom gesundheit­lichen Zustand des Patienten und dem Leidensdru­ck ab, betont die Ärztin Tina Kock: „Je nach Ausprägung und Ursache der Erkrankung muss stets ein zu dem einzelnen Patienten passender Therapiepl­an erstellt werden.“

Führt die Erkrankung zu einer vermindert­en Lebensqual­ität? Malyar: Die PAVK ist ein Zeichen für eine fortgeschr­ittene Form der auch als Arterienve­rkalkung bezeichnet­en Atheroskle­rose. Mögliche Folgen wie ein Herzinfark­t, Schlaganfa­ll und Beinamputa­tionen sind entspreche­nd schwerwieg­end. Die Lebenserwa­rtung der Patienten im fortgeschr­ittenen Stadium – der sogenannte­n kritischen Ischämie – viel schlechter als die vieler Krebserkra­nkungen. Man kann die Lebenserwa­rtung aber durch ein frühzeitig­es Erkennen und die Einleitung entspreche­nder Behandlung­en verbessern.

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