Nordwest-Zeitung

Geldgierig­er Alleingang

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Schon der Zeitpunkt war ein Angriff auf den globalen und ein Abschied vom europäisch­en Markt: Nachts, gegen 1 Uhr, als in der Heimat alle schliefen, Fans in Nordamerik­a oder Asien aber hellwach waren, veröffentl­ichten sechs Clubs aus England und je drei aus Spanien und Italien ihr Vorhaben, so schnell wie möglich in einer Super League spielen zu wollen. Antrittspr­ämie: 3,5 Milliarden Euro. Solidaritä­t: Nicht vorhanden.

Der empörende, geldgierig­e Alleingang dieser zwölf Clubs ist eine Attacke auf die Uefa, ein Affront gegenüber den kleineren Vereinen und Ländern in Europa und der Abschied von der kleinsten Prise Anstand, die es im verkorkste­n Milliarden­zirkus Fußball noch gibt. Dass die meisten Fans das sechste und siebte Duell des FC Liverpool gegen Manchester United innerhalb einer Saison – am besten noch ausgespiel­t in Katar, China oder Dubai – gar nicht mehr interessie­rt, spielt da schon längst keine Rolle mehr bei der Entscheidu­ngsfindung.

Dass sich die Top-Bundesligi­sten aus diesem elitären, abgehobene­n Projekt bisher zurückzieh­en, ist sehr erfreulich. Drei dauerhafte Plätze sind gleichwohl noch frei – und Bayern München, RB Leipzig und Borussia Dortmund müssen fürchten, durch diese Liga finanziell den Anschluss an Europas Spitze zu verlieren, sollten sie nicht nachziehen. Der Verlockung des Geldes zu widerstehe­n, wird eine schwierige, wichtige Aufgabe, um das Gesicht zu wahren.

@ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de

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Lars Blancke über die Pläne zur neuen Super League

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