Nordwest-Zeitung

Überrasche­nd albern – und das auf höchstem Niveau

ARD zeigt Mittwoch die sehenswert­e Provinz-Posse „Heute stirbt hier Kainer“mit Martin Wuttke

- Von Katharina Zeckau

Frankfurt – Ausgerechn­et Oberöhde! In dem (fiktiven) Kaff landet der Endfünfzig­er Ulrich Kainer mit dem Plan, sich das Leben zu nehmen. Kurz zuvor hat er beim Arzt eine niederschm­etternde Diagnose bekommen und sich, getrieben von Erinnerung­en an die ländliche Kindheit, in die Provinz aufgemacht.

Unterhalts­ame Posse

In Oberöhde bezieht Kainer (Martin Wuttke) Quartier bei der alleinerzi­ehenden Marie (Britta Hammelstei­n), Nachname: Abel. Einen tieferen Sinn hat der Namenswitz über Kain und Abel nicht; wie so manches in dieser Provinz-Posse mit Western-Touch ist er vor allem eins: albern. Das allerdings auf höchstem und sehr

unterhalts­amem Niveau! „Heute stirbt hier Kainer“, den das Erste am Mittwoch, 21. April, ab 20.15 Uhr ausstrahlt, ist ein Film, wie es ihn selten gibt im deutschen

Fernsehen: überborden­d vor Einfällen, Sex, Pistolen, jeder Menge schräger Typen und absurder Wendungen. Dazu das freche Spiel mit politische­n Unkorrekth­eiten, das

Brechen von Klischees. Filme über Menschen – gern sind das Männer –, die durch das Leben, das ihnen dazwischen­kommt, vom Sterben abgehalten werden, gibt es ja öfter. So hatte das Erste unlängst den Film „Ruhe! Hier stirbt Lothar“im Programm, der im Ansatz einen ähnlichen Plot erzählte. Oft geht es bei derlei Geschichte­n um eine zweite, in die Zukunft gerichtete Chance, die sich für die Hauptfigur auftut.

Oberöhde recht lebendig

Im Zentrum von „Heute stirbt hier Kainer“hingegen steht klar die ziemlich irre Gegenwart von Oberöhde. Das kleine Dorf erweist sich nämlich, konträr zu seinem Namen, als sehr lebendig. So gibt es hier den Wirt Cesare (Michele Cuciuffo), der mit Bratsche (Alexander Hörbe) und Graber (Martin Feifel) im Clinch liegt und den beiden mit großer Geste droht.

Aus dem schweigsam­en Fremden im ballonseid­enen 80er-Jahre-Trainingsa­nzug (den Kainer nur trägt, weil seine Kleider in der Wäsche sind) wird über ein tratschend­es Rentner-Trio alsbald ein sizilianis­cher Mafioso. Cesare habe diesen, so das Gerücht, auf seine Widersache­r angesetzt. Als Graber den vermeintli­chen Mafia-Schergen zu sich nach Hause bittet, eskaliert die Situation auf tragisch-absurde Weise.

Das Einzige, das an diesem so oft verblüffen­den Film so gar nicht überrascht: dass der Hessische Rundfunk dahinterst­eckt, der in Sachen Spielfilm experiment­ierfreudig­ste unter den ARD-Sendern. Bitte mehr davon!

 ?? BILD: HR ?? Ulrich Kainer (Martin Wuttke) will doch einfach nur in Ruhe sterben – doch daraus wird nichts.
BILD: HR Ulrich Kainer (Martin Wuttke) will doch einfach nur in Ruhe sterben – doch daraus wird nichts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany