Corona: Vermehrt jüngere Patienten
Hoher Pflegeaufwand bringt Krankenhäuser ans Limit – Eingriffe werden zum Teil verschoben
Oldenburg/cki – Die drei Oldenburger Krankenhäuser behandeln vermehrt jüngere Corona-Patienten, heißt es gleichlautend aus dem Klinikum, dem Pius Hospital und dem Evangelischen Krankenhaus. Das Durchschnittsalter der Patienten mit schweren Verläufen sei wahrnehmbar gesunken. Die Intensivstationen sind aufgrund der Corona-Pandemie teilweise „am Limit“. Zudem führe die lange Verweildauer der Covid-19-Patienten von rund drei Wochen Intensiv- und weiteren rund zwei Wochen reguläre Station das Pflegepersonal an die Belastungsgrenze. Der hohe Pflegeaufwand für diese Patienten führe zu schwierigen Abwägungen mit dem Pflegebedarf anderer Stationen. Auch wenn in den Krankenhäusern einige Eingriffe verschoben werden müssen, würden alle medizinisch notwendigen Untersuchungen durchgeführt, heißt es aus allen drei Häusern.
Oldenburg – Die drei Oldenburger Krankenhäuser behandeln vermehrt jüngere Corona-Patienten. „Auf Intensivstation liegen Corona-Infizierte auch im Alter von 40 Jahren“, berichtet die Geschäftsführerin des Pius-Hospitals, Elisabeth Sandbrink. „Das war in der ersten Welle anders.“Das Durchschnittsalter der Patienten mit schweren Verläufen sei wahrnehmbar gesunken.
„Extrem ausgelastet“
Die Intensivstationen im Pius und in den beiden weiteren Oldenburger Krankenhäusern – Klinikum und Evangelisches Krankenhaus (EV) – sind am Limit. „Wir behandeln aktuell auf unserer Intensivstation allein neun Patienten mit Covid-Infektion – bei insgesamt 14 Betten, die aktuell belegbar sind, ein extrem hoher Anteil“, sagt EV-Vorstand Dr. Alexander Poppinga. Auch das Pius verzeichne eine „sehr hohe Auslastung“, wie die Geschäftsführerin berichtete.
Im Klinikum liegen derzeit fünf Patienten mit Covid auf der Intensivstation, ein weiterer ist angemeldet. Dies gebe aktuell „etwas Luft“, sagt Dr. Ulf Günther. Der leitende Intensivmediziner fügt hinzu: „Die Zahl ist eine Momentaufnahme und kann sich stündlich ändern. Patienten werden auf die normale Station verlegt, erliegen ihrer schweren Erkrankung, oder es werden neue schwersterkrankte Patienten aufgenommen.“
Lange Verweildauer
Die lange Verweildauer der Corona-Patienten von rund drei Wochen Intensiv- und weiteren rund zwei Wochen reguläre Station führten das Pflegepersonal an die Belastungsgrenze, berichtet Dr. Thomas Henke, der Ärztliche Leiter der EV-Notaufnahme. „Um zum Beispiel einen Patienten einmal in die Bauchlage zu drehen, werden vier bis Pflegekräfte benötigt.“
Der hohe Pflegeaufwand für Covid-Patienten führe zu „schwierigen Abwägungen“mit dem Pflegebedarf anderer Stationen, sagt Dr. Christiane Stehle, Medizinischer Vorstand des Klinikums. Die Herausforderung sei, nicht nur Covid-Patienten gerecht zu werden, sondern allen.
Aufgrund der Corona-Befünf lastung werden bestimmte Eingriffe im Klinikum verschoben – dazu gehören unter anderem endoprothetische Operationen, das heißt der Einbau künstlicher Gelenke sowie dermatologische Eingriffe. „Auch bei herzchirurgischen Eingriffen müssen wir uns zum Teil strecken“, ergänzt Dr. Ulf Günther. „Die Behandlungen fallen nicht aus, sie werden lediglich zeitlich versetzt“, betont Dr. Stehle. Das Pius konzentriere sich „seit Monaten auf die medizinisch dringend notwendigen Behandlungen“, sagt Dr. Kirsten Habbinga, Klinikdirektorin der Klinik für interdisziplinäre Notfallmedizin. Verschoben würden zum Beispiel endoprothetische Eingriffe in der Orthopädie.
Alle medizinisch notwendige Untersuchungen würden weiterhin durchgeführt – das betonen alle drei Häuser. Patienten mit Beschwerden sollten nicht zögern, sich zu melden. Insgesamt ist das Patientenaufkommen während der Pandemie rückläufig. „Wir liegen in der Notaufnahme etwa 20 Prozent unter dem Niveau der Vorjahre“, berichtet Dr. Habbinga. Die Zahl der neurologischen Fälle im EV sei um etwa 15 Prozent niedriger, berichtet Dr. Henke.