Nach Abstieg eskaliert die Lage auf Schalke
Aggressionen gegen Gelsenkirchener Fußball-Profis – Club verurteilt Vorkommnisse
Gelsenkirchen – Profis auf der Flucht vor aggressiven Fans, Polizei-Ermittlungen und eine erschütterte Club-Führung: Das Ende einer Horrorsaison wurde für den abgestürzten Schalke 04 zu einem verstörenden Tiefpunkt. Nach dem vorzeitig besiegelten vierten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga muss der stolze Revierclub die Ereignisse einer bitteren Nacht verarbeiten und blickt einer höchst ungewissen Zukunft entgegen.
Schalker Wut
Tieftraurig war das Team am frühen Mittwochmorgen vom 0:1 in Bielefeld zurückgekehrt, an der heimischen Arena wurden die Schalker mit Wut empfangen. 500 bis 600 Menschen warteten laut Polizei auf die Mannschaft, einige Spieler seien mit „massiven Aggressionen“konfrontiert worden. Eier flogen, zwei Profis sollen getreten worden sein. Durch das Einschreiten der Beamten sei eine weitere Eskalation vermieden worden, hieß es. Kurz danach seien die Fans abgezogen und Strafverfahren eingeleitet worden. Der Club äußerte zwar Verständnis für den Fan-Frust, verurteilte die Geschehnisse aber scharf: „Der Verein wird es niemals akzeptieren, wenn die körperliche Unversehrtheit seiner Spieler und Mitarbeiter gefährdet wird.“Für tätliche Angriffe auf die Mannschaft aber sei das keine Ausrede, darin waren sich die meisten am Mittwoch einig.
Trauer über den Absturz des Vereins, der zuletzt 30 Jahre in der Bundesliga spielte, und konstruktive Gedanken zum Projekt Wiederaufbau des Schalker Trümmerhaufens rückten so am Mittwoch in den Hintergrund. Dass sich bei dem hoch verschuldeten Club vieles wird ändern müssen, ist aber unbestritten. Die bisherige Bilanz der Königsblauen in dieser Saison ist schlicht verheerend: 30 Spiele, zwei Siege, 13 Punkte und ein Torverhältnis von 18:76.
Schalker Absturz
In Bielefeld verschwanden die Profis kommentarlos und mit gesenkten Köpfen in die Kabine. Nur Eigengewächs Timo Becker saß noch länger auf der Ersatzbank und weinte bitterlich. Auch Team-Koordinator Gerald Asamoah wirkte mächtig angefasst. „Das Emblem von Schalke zu tragen bedeutet viel, und ob das alle Jungs verstanden haben, ist fraglich. Jeder sollte sich hinterfragen, ob er alles getan hat, um den Verein am Leben zu halten“, sagte der Fan-Liebling mit stockender Stimme. Coach Dimitrios Grammozis – der fünfte glücklose SchalkeCoach in dieser Spielzeit – äußerte sich ähnlich: „Wir müssen einfach schauen, dass wir Jungs wieder gewinnen für diesen Verein, die auch das Emblem würdig tragen. Dass sie wissen, was Schalke ist. Worauf sie sich hier einlassen.“
So forderte etwa Vereinsikone Olaf Thon einen „radikalen Schnitt“in der Mannschaft. „Aus diesem Team müssen ganz viele weg, sonst kommen wir aus diesem Strudel nicht mehr heraus“, sagte der Weltmeister von 1990.