Sieg der Fans und Vereine
Irgendwann holt sich die Straße den Fußball zurück, ist ein bekanntes Zitat von Ansgar Brinkmann, das er zum Titel seines Buches machte. Brinkmann, der „weiße Brasilianer“, geboren in Vechta, der als Freigeist jeden Trainer seiner vielen Vereine verrückt machte, war mit seinen Tricks einer jener Spieler, der Fans begeisterte und Kinder mobilisierte, diesen Kabinettstückchen auf den Plätzen – oder auf der Straße – nachzueifern.
Nun wäre es übertrieben zu sagen, dass die Straße sich seit Montag den Fußball zurückgeholt hat – seit dem der skandalöse Alleingang der zwölf von allen Geistern verlassenen Schwergewichte der größten Sportart der Welt öffentlich geworden war. Dafür ist das Geschäft zu abgehoben, zu reich, zu groß. Aber der Zerfall der Super League in kürzester Zeit ist ein Sieg der Fans, die vehement protestierten. Ein Sieg der Vereine, die sich europaweit gewehrt haben. Und ein Sieg der Uefa, denn die oftmals zurecht kritisierte Champions League, bei der es natürlich auch um viel Geld geht, ist eben doch nicht ganz so unbeliebt und bleibt vorerst des Nonplusultra im Clubfußball.
Es ist dabei fast schon skurril, dass ein derart schwachsinniger Plan dafür gesorgt hat, dass Vereine und Fans sich so einheitlich wie seit vielen Jahren nicht mehr präsentiert haben. Die Entfremdung vieler Anhänger von ihren nach Profit strebenden Clubs schreitet voran – auch durch das Pandemie-bedingt fehlende Stadionerlebnis. Wenn diese Entfremdung nun ein Stück weit gebremst oder die angespannte Beziehung sogar verbessert wurde, hatte die Zwei-Tageüberhaupt-gar-nicht-SuperLeague sogar etwas Positives. Der Fußball hat sich das letzte bisschen Anstand bewahrt.
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