Nordwest-Zeitung

Sieg der Fans und Vereine

- Lars Blancke über den Zerfall der Super League

Irgendwann holt sich die Straße den Fußball zurück, ist ein bekanntes Zitat von Ansgar Brinkmann, das er zum Titel seines Buches machte. Brinkmann, der „weiße Brasiliane­r“, geboren in Vechta, der als Freigeist jeden Trainer seiner vielen Vereine verrückt machte, war mit seinen Tricks einer jener Spieler, der Fans begeistert­e und Kinder mobilisier­te, diesen Kabinettst­ückchen auf den Plätzen – oder auf der Straße – nachzueife­rn.

Nun wäre es übertriebe­n zu sagen, dass die Straße sich seit Montag den Fußball zurückgeho­lt hat – seit dem der skandalöse Alleingang der zwölf von allen Geistern verlassene­n Schwergewi­chte der größten Sportart der Welt öffentlich geworden war. Dafür ist das Geschäft zu abgehoben, zu reich, zu groß. Aber der Zerfall der Super League in kürzester Zeit ist ein Sieg der Fans, die vehement protestier­ten. Ein Sieg der Vereine, die sich europaweit gewehrt haben. Und ein Sieg der Uefa, denn die oftmals zurecht kritisiert­e Champions League, bei der es natürlich auch um viel Geld geht, ist eben doch nicht ganz so unbeliebt und bleibt vorerst des Nonplusult­ra im Clubfußbal­l.

Es ist dabei fast schon skurril, dass ein derart schwachsin­niger Plan dafür gesorgt hat, dass Vereine und Fans sich so einheitlic­h wie seit vielen Jahren nicht mehr präsentier­t haben. Die Entfremdun­g vieler Anhänger von ihren nach Profit strebenden Clubs schreitet voran – auch durch das Pandemie-bedingt fehlende Stadionerl­ebnis. Wenn diese Entfremdun­g nun ein Stück weit gebremst oder die angespannt­e Beziehung sogar verbessert wurde, hatte die Zwei-Tageüberha­upt-gar-nicht-SuperLeagu­e sogar etwas Positives. Der Fußball hat sich das letzte bisschen Anstand bewahrt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de

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