Schnelltests wiegen leicht in falscher Sicherheit
Virologe Hamprecht: Ergebnisse beschränkt aussagefähig – „Auch Geimpfte können erkranken“
Es gibt zahlreiche CoronaSchnelltests für Selbstanwender auf dem Markt. Woran lassen sich empfehlenswerte Tests erkennen? Hamprecht: Es gibt bislang keinen Kriterienkatalog für die Auswahl oder umfassende Vergleichstestungen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt eine Liste der zugelassenen Selbsttests. Aber auch die sind nicht intensiv geprüft worden, sondern beruhen auf Herstellerangaben. Wichtig ist zu betonen, dass negative Schnelltestergebnisse eine Infektion keineswegs ausschließen. Diese Tests sind berechtigt, weil sie sicher die eine oder andere Infektion anzeigen, die sonst nicht gefunden worden wäre. Aber auch mit einem negativen Testergebnis sind alle AbZeitraum. stands- und Hygieneregeln notwendig.
Können Geimpfte das Virus übertragen? Hamprecht: Der große Vorteil der Impfung ist, dass sich Geimpfte weniger leicht infizieren; und wenn sie positiv sind, ist der Verlauf in aller Regel milder. Der Schutz vor schweren Erkrankungen und Tod ist bei allen Impfstoffen extrem gut. Aber grundsätzlich können auch Geimpfte erkranken, weil die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung bietet. Nach einer Impfung Erkrankte können andere anstecken, allerdings scheiden sie oft weniger Viren aus und über einen kürzeren
Bei der derzeitigen Impfsituation treffen Geimpfte aber meist auf Nicht-Geimpfte. Hier ist es sinnvoll, dass für Geimpfte und NichtGeimpfte – zumindest bis auf Weiteres – die gleichen Hygieneregeln und Beschränkungen gelten. Wenn der Großteil der Bürger dann geimpft ist, können die Auflagen aus meiner Sicht gelockert werden. Denn dann treffen Geimpfte meist auf Geimpfte, und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist in dieser Situation dann sehr gering.
Das Asthma-Spray Budesonit soll vor schweren Verläufen schützen. Stimmt das? Hamprecht: Es besteht leider durch Budesonid kein Schutz vor einer Infektion. Eine britische Studie kam Anfang April zum Ergebnis, dass eine Covid-19-Erkrankung bei Personen,
die dieses cortisonhaltige Spray nehmen, in der Tendenz eher weniger schwer verläuft. Das ist vom Mechanismus plausibel, aber es handelt sich um eine kleine Studie von begrenzter Aussagekraft. Solange bis Ergebnisse größerer Studien vorliegen, müssen wir das Ergebnis mit Vorsicht betrachten. Sollte es sich bestätigen, wären Cortison-Sprays eine gut umsetzbare Zusatztherapie. Wir wissen derzeit noch nicht, wer von dieser Therapie besonders profitieren würde. Aber auch wenn sich die Studie bestätigen sollte, wäre von einer vorbeugenden Einnahme in jedem Fall abzuraten. Inhalatives Cortison hat Nebenwirkungen, zum Beispiel kann es vermehrt zu Pilzinfektionen im Mundraum kommen. Es sollte daher nur unter Aufsicht eines Arztes eingenommen werden.