Das Restprogramm im Abstiegskampf im Überblick
Bremen – Ein „großes Fass“wollte er nicht aufmachen, auch „schimpfen“nicht. Aber es arbeitete in Florian Kohfeldt. Das durch den Videobeweis und Schiedsrichter Marco Fritz aberkannte Tor von Werder Bremen zum 1:1 gegen Mainz 05 nagte am Nervenkostüm des Trainers – genauso wie die sechste Niederlage in Serie, der damit verbundene Negativ-Vereinsrekord und das Abrutschen auf Platz 14. Ein gefährlicher Mix aus Unvermögen und Unglück hat in den letzten Wochen dazu geführt, dass Werder tief in den Abstiegskampf der FußballBundesliga abgerutscht ist.
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Unglücklicher Pfiff
Der Frust aller Bremer nach dem 0:1 gegen die Rheinhessen konzentrierte sich – nachvollziehbar – auf den Aufreger in der 44. Minute. War der Ball frei, als ihn Kevin Möhwald dem Mainzer Torwart Robin Zentner wegspitzelte und Joshua Sargent danach zum 1:1 traf? Referee Fritz entschied nach Videobeweis auf Foul. Von einer klaren Fehlentscheidung,
12. FC Augsburg (33 Punkte/29:44 Tore):
Köln (Heimspiel), Stuttgart (A), Bremen (H), München (A).
13. Mainz 05 (31/31:48):
Bayern (H), Hertha (H), Frankfurt (A), Dortmund (H), Wolfsburg (A),.
die erforderlich sein muss für den VAR-Einsatz, war nichts zu sehen. „Ich kann da kein Foul erkennen“, meckerte Sportchef Frank Baumann, der am Donnerstag betonte, dass er „keine Zweifel“an Kohfeldt habe, der „der richtige Trainer“sei. „Selbst wenn er es sich anguckt, plus seine Wahrnehmung auf dem Platz, bin ich der Meinung, dass es ein Tor ist“, haderte Kohfeldt und zog einen Vergleich zum Spiel in Köln, als Werders Torwart Jiri Pavlenka der Ball in einem Zweikampf durch einen Kontakt des Gegenspielers aus der Hand fiel, Köln zum 1:1 traf und der Treffer zählte. „Der Videobeweis scheint eine Gerechtigkeit über alle Plätze zu schaffen – das ist der Anspruch.
14. Werder Bremen (30/33:48):
Union (A), Leverkusen (H), Augsburg (A), Mönchengladbach (H).
15. Arminia Bielefeld (30/ 23:46):
Mönchengladbach (A), Hertha (A), Hoffenheim (H), Stuttgart (A).
Das ist der Vergleich: In Köln war es ein glasklares Foul gegen uns. Und hier gibt es keinen Grund den VAR anzurufen“, monierte Kohfeldt.
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Unglückliche Szenen
Das Mainzer Nicht-Tor war der Höhepunkt einer Reihe unglücklicher Szenen, die Werder in die Sechs-Niederlagen-Negativspirale gebracht haben. Da war das Eigentor von Sargent zum 0:1 gegen den VfL Wolfsburg (1:2). Da war das Eigentor von Ludwig Augustinsson kurz vor Schluss beim VfB Stuttgart, durch das Werder mit 0:1 verlor. Da waren die beiden Slapstick-Gegentore bei Borussia Dortmund (1:4), durch die Werder eine
16. Hertha BSC (26/34:48):
Mainz (A), Freiburg (H), Bielefeld (H), Schalke (A), Köln (H), Hoffenheim (A).
17. 1. FC Köln (26/29:54):
Augsburg (A), Freiburg (H), Hertha (A), Schalke (H).
Führung verspielte. Und nicht zu vergessen: Auch gegen Mainz fiel das Gegentor äußerst unglücklich, denn Werders Verteidiger Milos Veljkovic rutschte vor dem Treffer von Adam Szalai ungelenk aus (16.) und lud die Gäste damit zum entscheidenden Tor ein.
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Bremer Unvermögen
Dieses Unglück darf aber in keinem Fall kaschieren, dass das Bremer Unvermögen den entscheidenden, größeren Teil der Abwärtsentwicklung ausmacht. Gegen die Mainzer war Werder zwar kämpferisch auf Augenhöhe, spielerisch fehlte es jedoch erneut an allen Ecken und Enden. Trotz des Trios Niclas Füllkrug, Milot
Rashica und Sargent blieb Werders Sturm erneut ein laues Lüftchen. Füllkrug war bei der größten Chance in der 31. Minute ungedeckt, schoss aber zu unplatziert. Kohfeldt hat es im Jahr nach dem FastAbstieg weiter nicht geschafft, einen Spielstil zu entwickeln, mit dem Werder defensiv stehende Rivalen aus dem Abstiegskampf zu bespielen vermag. Werder ackert, spielt aber ideenlos nach vorn und macht hinten leichte Fehler. Die Heimschwäche ist wie im Vorjahr unter Kohfeldt eklatant, Werder hat drei von 15 Partien im Weserstadion gewonnen und die letzten vier Heimspiele alle verloren – mit Unglück ist das nicht erklärbar.
Mit Leverkusen und Gladbach kommen noch starke Teams an die Weser, die um den Europapokal kämpfen. Der Druck in den Auswärtsspielen an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei Union Berlin und am vorletzten Spieltag beim FC Augsburg ist enorm. Werder Bremen steckt spätestens seit Mittwochabend auch in der Saison 20/21 im knallharten Abstiegskampf – und der Mix aus Unglück und Unvermögen macht die Situation sehr gefährlich.