Kohfeldt weckt Werders Kampfgeist
Trainer bleibt nach bitterem Halbfinal-Aus im Amt – Darauf kommt’s im Liga-Endspurt an
Bremen – Endlich haben Werder Bremen und Florian Kohfeldt den Kampf um den Klassenerhalt angenommen – zumindest vermittelte die Leidenschaft, mit der die Bremer Fußballer im Halbfinale des DFB-Pokals dem BundesligaZweiten RB Leipzig mehr als 120 Minuten lang Paroli boten, genau diesen Eindruck. Zwar stand am Ende ein 1:2 (0:0) und damit ein bitteres Halbfinal-Aus – aber jetzt geht es mit neuem Mut und wieder etwas gestärktem Trainer in den Bundesliga-Endspurt.
Was heißt das für die Liga
Entscheidend wird sein, dieses Engagement nun in den LigaAlltag zu transportieren. Der Auftritt gegen Leipzig soll als Blaupause dienen, denn genau die gezeigte Körperlichkeit wird Werder im Abstiegskampf brauchen. In Bayer Leverkusen (8. Mai) und Borussia Mönchengladbach (22. Mai) kommen noch zwei Teams ins Weserstadion, die ebenfalls spielstärker und besser besetzt sind. Auch gegen sie muss Werder mit Emotionen und Härte gegenhalten. Dazwischen liegt das Auswärtsspiel beim FC Augsburg (15. Mai), der für seine körperlich betonte Spielweise bekannt ist. Es wird buchstäblich ein Kampf um den Klassenerhalt. Noch kann Werder ihn auch aus eigener Kraft schaffen, denn selbst wenn Hertha BSC in seinen Nachholspielen noch Punkte sammelt und vorbeizieht, kann Werder aus eigener Kraft Rang 15 sichern.
Wie geht’s mit Kohfeldt weiter
124 Minuten benötigte Kohfeldt, um seinen Job für mindestens drei weitere Wochen
zu sichern. Die Spieler und ihr Trainer traten am Freitagabend im Pokal-Halbfinale derart leidenschaftlich auf, dass Sportchef Frank Baumann in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat in deutlicher kürzerer Zeit zu dem Ergebnis kam: Der Trainer bleibt. „Es hat sich gezeigt, dass Florian in der Woche die richtigen Hebel gefunden hat“, sagte Baumann: „Wir haben ein großes Ziel, das ist der Klassenerhalt.
Ich habe die feste Überzeugung, dass wir das mit Florian schaffen können.“
Was sagt Florian Kohfeldt
Der stark angeschlagene und am Montag zuvor fast schon freigestellte Trainer war trotz der dramatischen 1:2-Niederlage nach Verlängerung ein Gewinner des Abends. „Das war ein Wahnsinnsspiel von uns. Eine Mannschaft, so wie sie heute gespielt hat, kann kein grundlegendes Problem mit dem Trainer haben“, sagte Kohfeldt, der sein Team noch ein Stück weit emotionaler als sonst von der Seitenlinie aus anheizte, die vielen gewonnenen Zweikämpfe lautstark feierte und mitreißende Ansprachen im Team-Kreis vor der Extrazeit und in der Pause hielt. Unter anderem schrie er: „Ihr seid voll da! Wir haben uns das verdient!“Mit Erfolg: Werder trat als Einheit auf, war bissig, warf sich aufopferungsvoll in jedes Duell mit den individuell überlegenen Leipzigern. „Sowas kann man nicht abliefern, wenn es Probleme mit dem Trainer gibt“, meinte Kohfeldt. Er freue sich im Amt zu bleiben, „weil ich das zu Ende bringen will“.
Was veränderte Kohfeldt
Auch wenn Emil Forsberg die
Bremer in der 121. Minute mit dem Treffer zum 1:2 schockierte, so war Kohfeldts neuer Matchplan voll aufgegangen. Werder spielte mit anderen, ganz einfachen Mitteln. Mit Davie Selke und Niclas Füllkrug gemeinsam auf dem Platz spielten die Verteidiger gezielt viele lange Pässe auf die Köpfe ihrer Stürmer – und Joshua Sargent rannte als dritter Angreifer jedem Ball hinterher. Werder verzichtete auf ein Kurzpass-Aufbauspiel. Das geplante Chaos mit vielen Zweikämpfen und wenig Rhythmus für den Gegner war das Ziel – und die Idee ging auf: Selke und Füllkrug gewannen viele Duelle. Dadurch fand Werder immer besser in die Partie, legte die Verunsicherung nach sieben Pleiten in Serie immer mehr ab. Durch diese einfachen Mittel und einer leidenschaftlichen Einstellung zeigten die Bremer ihre beste Leistung seit vielen Wochen.