Nordwest-Zeitung

Die Rivalität zu China gewinnt an Gewicht

- Von Hagen Strauß

Die Nato geht nach Ansicht von Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) gestärkt aus dem Gipfel in Brüssel. Man spiele wieder auf das gleiche Tor, so der Minister im Gespräch mit unserer Redaktion. Zugleich warnt er vor China.

Wie würden Sie den Zustand der Nato nach dem Gipfel beschreibe­n?

Maas: Die Nato-Gipfelerkl­ärung beginnt mit dem Satz, dass wir ein neues Kapitel in den transatlan­tischen Beziehunge­n aufschlage­n wollen. Das ist eine wichtige und zentrale Botschaft. Oder um es in Zeiten der EM mit der Sprache des Fußballs auszudrück­en: Wir spielen wieder auf das gleiche Tor.

China ist die neue Herausford­erung für die Nato. Wie gefährlich ist das Land?

Maas: Unser Verhältnis zu China definiert sich in dem Dreiklang: Partner, Wettbewerb­er und systemisch­er Rivale. Wir stellen leider fest, dass die Rivalität – durch das Verhalten Chinas – immer mehr Gewicht gewinnt. Und darauf müssen wir reagieren. Zum Beispiel indem wir uns als G7Nationen damit auseinande­rsetzen, wie China seine wirtschaft­liche Macht nutzt, um seinen geopolitis­chen Einfluss in der Welt auszudehne­n. Dem setzen wir unsere Infrastruk­turinitiat­ive entgegen.

Sind die Signale klar genug, die vom Gipfel nach Peking gesendet wurden?

Maas: Bereits beim G7-Außenminis­tertreffen haben wir das klare Bekenntnis abgegeben: Wir teilen nicht nur die gleichen Interessen, sondern auch die gleichen Werte – Menschenre­chte, Demokratie, Pressefrei­heit. Und beides können wir am besten verteidige­n, wenn wir geeint auftreten. Das geht natürlich weit über den Nato-Rahmen hinaus, aber auch dort gilt: Es ist fundamenta­l, dass wir wieder alle gemeinsam für eine regelbasie­rte internatio­nale Ordnung eintreten.

Auf der anderen Seite steht ein aggressive­r werdendes Russland. Wird das alte Prinzip der Abschrecku­ng künftig wichtiger?

Maas: Ich würde die Gipfelthem­en nicht auf China und Russland reduzieren wollen. Es geht uns ja darum, die Nato insgesamt zukunftsfe­st zu machen. Dazu müssen wir Sicherheit­sfragen wie Klima oder Cybertheme­n noch stärker berücksich­tigen. Aber natürlich betrachte ich die aktuellen Entwicklun­gen in Russland und auch an Russlands Grenzen mit großer Sorge. Insofern bleiben die Kernaufgab­en der NATO als Verteidigu­ngsbündnis wichtig, das sind wir unseren europäisch­en Verbündete­n und Partnern schuldig. Ungeachtet dessen müssen wir mit Russland im Dialog bleiben. Das ist für mich nicht nur ein Lippenbeke­nntnis, sondern eine außen- und sicherheit­spolitisch­e Grundüberz­eugung.

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Dpa-BILD: Kay Nietfeld

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