Nordwest-Zeitung

Ein teurer Vormund

- Alexander Will über die Grünen und ihr Programm @ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

Mit offenem Mikrofon und einem Fluch auf den Lippen verließ Annalena Baerbock die Bühne. Dabei war zwar ihre Rede keine Offenbarun­g – aber für die Grünen ist der Parteitag ja keineswegs „Scheiße“gelaufen.

So war dann auch in den Grünen-nahen Milieus die Erleichter­ung mit Händen zu greifen: Der „Linksruck“ist ausgeblieb­en. Radikale Ideen zu Spitzenste­uersatz, CO2Steuer, oder Verbrenner-Autos fielen durch. Auch „Deutschlan­d“darf im Titel des Wahlprogra­mms bleiben. Der Parteispit­ze hat das Absacken in der Wählerguns­t geholfen. Am Ende wollten die Delegierte­n es doch nicht auf die Spitze treiben – jedenfalls nicht schon im Wahlprogra­mm.

Dabei ist das schon in der verabschie­deten Form radikal, staatsgläu­big und bevormunde­nd. Es läuft auf die Formel „Schröpfen von Leistungst­rägern, plus Umverteilu­ng, plus Verbote“hinaus. Ein Auszug:

Da soll zunächst der Spitzenste­uersatz gründlich erhöht werden. Das trifft jeden, der mehr als 100 000 Euro im Jahr hat. Aber das ist noch nicht alles: Wer beispielsw­eise für das Alter am Aktienmark­t vorsorgt und Dividenden bezieht, wird zur Ader gelassen: Die Grünen wollen die Abgeltungs­steuer abschaffen und dieses Einkommen dem persönlich­en Steuersatz unterwerfe­n. Hinzu kommt eine Finanztran­saktionsst­euer, zudem soll – für neue Ehen – das Ehegattens­plitting wegfallen.

Obendrauf gibt’s dann noch eine Vermögenss­teuer, parallel dazu werden Treibstoff­e, Gas und Öl mit den Grünen noch einmal teurer als bereits jetzt geplant. Der versproche­ne „Ausgleich“ist insbesonde­re für Menschen auf dem Land ein schlechter Scherz. Zusätzlich sollen per KfZ-Steuer Verbrenner­fahrzeuge verteuert werden.

Auf der anderen Seite möchten die Grünen perspektiv­isch Hartz-IV durch eine „Garantiesi­cherung“ersetzen und eine „Kindergrun­dsicherung“einführen. Finanzieru­ng? Wenn Steuererhö­hungen nicht reichen, mit neuen Schulden! Die Schuldenbr­emse im Grundgeset­z soll – geht es nach den Grünen – fallen.

Und dann haben wir noch Verbote: Nachtflüge. Ab 2030 Neuzulassu­ng von Verbrenner­fahrzeugen. „Schrittwei­ses Beenden“des privaten Waffenbesi­tzes – vorerst erst einmal „nur“für Sportschüt­zen, Jäger sind wohl später dran. Freiheit sieht anders aus.

Genau dieses „später“ist aber ein Knackpunkt. Niemand weiß, was kommt, wenn die Grünen wirklich die Zügel der Macht in den Händen halten. Wie viel extremes Potenzial es in der Partei gibt, haben die Verschärfu­ngsanträge auf dem Parteitag ja mehr als deutlich gemacht.

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