Dänen spielen für Eriksen
Spieler kündigt für Duell gegen Belgien „Besonderes“an – Kritik an Uefa
Kopenhagen – Wie schöpft man nach dem bislang größten Drama dieser Fußball-EM die nötige Kraft für noch mindestens zwei schwere Spiele? Das ist eine der Herausforderungen, vor der die dänische Mannschaft kurz nach der Wiederbelebung ihres wichtigsten Spielers Christian Eriksen und kurz vor dem Heimspiel gegen den Gruppenfavoriten Belgien an diesem Donnerstag (18 Uhr/ZDF) steht.
Dänen stehen zusammen
Am Montag klangen zumindest drei Spieler dabei sehr entschlossen: „Wir werden für Christian spielen und für alle, die uns unterstützt haben“, sagte der ehemalige Bayern-Profi Pierre-Emile Höjbjerg. Es war das erste Mal seit Eriksens Zusammenbruch, dass in den Führungsspielern Kasper Schmeichel (Leicester City), Martin Braithwaite (FC Barcelona) und Höjbjerg (Tottenham Hotspur) nicht mehr nur der Trainer oder der Mannschaftsarzt vor die Kameras traten. Torwart Schmeichel bestätigte, seinen kollabierten Teamkollegen am Sonntag im Krankenhaus besucht zu haben. „Ich fühle mich jetzt deutlich besser. Es war toll, Christian zu sehen“, sagte der 34-Jährige.
Eriksen meldet sich
„Danke an alle, ich werde nicht aufgeben“, meldete sich indes Eriken aus dem Krankenhaus über seinen Manager in der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“erstmals zu Wort: „Ich fühle mich jetzt besser – aber ich möchte verstehen, was passiert ist.“
Dass sein Zustand weiter „stabil und gut“ist, dass seine Mitspieler regelmäßig Kontakt mit ihm haben und dass der 29-jährige Spielmacher von Inter Mailand auch schon wieder Witze macht: All das hilft den Dänen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse bei ihrem EM-Auftakt gegen Finnland (0:1). „Ich weiß, dass Dänemark dafür steht, dass wir in Widrigkeiten zusammenstehen. Und ich habe keine Zweifel, dass die Menschen am Donnerstag im Parken Stadion etwas Besonderes sehen werden“, so Braithwaite mit Blick auf das Belgien-Spiel.
Die Dänen halten zusammen: Das war schon die Botschaft, als sie am Samstag auf dem Spielfeld einen Sichtschutz um ihren regungslos am Boden liegenden Teamkollegen bildeten. Und das tun sie auch jetzt. Alle drei Spieler bedankten sich bei den Fußballern
und Fans weltweit, die ihre Anteilnahme in den Sozialen Medien ausdrückten.
Schmeichel: „Nicht fair“
Alle drei Spieler übten deutliche Kritik am europäischen Verband Uefa, weil das Spiel am selben Abend fortgesetzt wurde. „Wir Spieler wurden in eine Position gebracht, die ich nicht für fair halte“, sagte Schmeichel. Nachdem klar war, dass Eriksen den Herzstillstand überlebt hatte und bei Bewusstsein war, habe die Uefa beide Teams vor die Wahl gestellt: Entweder das Spiel wird sofort oder am Sonntagmittag fortgesetzt. „Man hätte warten sollen, um eine Entscheidung zu treffen“, sagte der Torwart. Verstärkt wird der Unmut auf den Verband noch dadurch, dass er es am Samstagabend so darstellte, als sei es der Wunsch beider Team gewesen, weiterzuspielen. „Ich hoffe, dass die Uefa daraus etwas lernt“, sagte Schmeichel.