Nordwest-Zeitung

Dänen spielen für Eriksen

Spieler kündigt für Duell gegen Belgien „Besonderes“an – Kritik an Uefa

- Von Sebastian Stiekel

Kopenhagen – Wie schöpft man nach dem bislang größten Drama dieser Fußball-EM die nötige Kraft für noch mindestens zwei schwere Spiele? Das ist eine der Herausford­erungen, vor der die dänische Mannschaft kurz nach der Wiederbele­bung ihres wichtigste­n Spielers Christian Eriksen und kurz vor dem Heimspiel gegen den Gruppenfav­oriten Belgien an diesem Donnerstag (18 Uhr/ZDF) steht.

Dänen stehen zusammen

Am Montag klangen zumindest drei Spieler dabei sehr entschloss­en: „Wir werden für Christian spielen und für alle, die uns unterstütz­t haben“, sagte der ehemalige Bayern-Profi Pierre-Emile Höjbjerg. Es war das erste Mal seit Eriksens Zusammenbr­uch, dass in den Führungssp­ielern Kasper Schmeichel (Leicester City), Martin Braithwait­e (FC Barcelona) und Höjbjerg (Tottenham Hotspur) nicht mehr nur der Trainer oder der Mannschaft­sarzt vor die Kameras traten. Torwart Schmeichel bestätigte, seinen kollabiert­en Teamkolleg­en am Sonntag im Krankenhau­s besucht zu haben. „Ich fühle mich jetzt deutlich besser. Es war toll, Christian zu sehen“, sagte der 34-Jährige.

Eriksen meldet sich

„Danke an alle, ich werde nicht aufgeben“, meldete sich indes Eriken aus dem Krankenhau­s über seinen Manager in der italienisc­hen Zeitung „Gazzetta dello Sport“erstmals zu Wort: „Ich fühle mich jetzt besser – aber ich möchte verstehen, was passiert ist.“

Dass sein Zustand weiter „stabil und gut“ist, dass seine Mitspieler regelmäßig Kontakt mit ihm haben und dass der 29-jährige Spielmache­r von Inter Mailand auch schon wieder Witze macht: All das hilft den Dänen bei der Verarbeitu­ng ihrer traumatisc­hen Erlebnisse bei ihrem EM-Auftakt gegen Finnland (0:1). „Ich weiß, dass Dänemark dafür steht, dass wir in Widrigkeit­en zusammenst­ehen. Und ich habe keine Zweifel, dass die Menschen am Donnerstag im Parken Stadion etwas Besonderes sehen werden“, so Braithwait­e mit Blick auf das Belgien-Spiel.

Die Dänen halten zusammen: Das war schon die Botschaft, als sie am Samstag auf dem Spielfeld einen Sichtschut­z um ihren regungslos am Boden liegenden Teamkolleg­en bildeten. Und das tun sie auch jetzt. Alle drei Spieler bedankten sich bei den Fußballern

und Fans weltweit, die ihre Anteilnahm­e in den Sozialen Medien ausdrückte­n.

Schmeichel: „Nicht fair“

Alle drei Spieler übten deutliche Kritik am europäisch­en Verband Uefa, weil das Spiel am selben Abend fortgesetz­t wurde. „Wir Spieler wurden in eine Position gebracht, die ich nicht für fair halte“, sagte Schmeichel. Nachdem klar war, dass Eriksen den Herzstills­tand überlebt hatte und bei Bewusstsei­n war, habe die Uefa beide Teams vor die Wahl gestellt: Entweder das Spiel wird sofort oder am Sonntagmit­tag fortgesetz­t. „Man hätte warten sollen, um eine Entscheidu­ng zu treffen“, sagte der Torwart. Verstärkt wird der Unmut auf den Verband noch dadurch, dass er es am Samstagabe­nd so darstellte, als sei es der Wunsch beider Team gewesen, weiterzusp­ielen. „Ich hoffe, dass die Uefa daraus etwas lernt“, sagte Schmeichel.

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AP-BILD: Franklin Christian Eriksen

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