Nordwest-Zeitung

Weghorst verzückt das Nachbarlan­d

In Heimatland lange verkannter Wolfsburg-Profi trifft bei Auftaktsie­g

- Von Lars Reinefeld

Amsterdam – Selbst den niederländ­ischen König hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Unter dem strengen Blick seiner Gattin, Königin Máxima, bejubelte Willem-Alexander mit geballter Faust den verdienten Auftaktsie­g des Oranje-Teams gegen die Ukraine. Gemeinsam mit 16 000 glückselig­en Landsleute­n feierte der Royal in der Amsterdam Arena die erfolgreic­he Rückkehr der Elftal auf die große Bühne. Nach zwei verpassten Turnieren meldeten sich die Niederländ­er mit SpektakelF­ußball zurück, an dem auch einer beteiligt war, dem das nie jemand zugetraut hat.

Wout Weghorst gehört nicht zu den Fußballern, die man automatisc­h mit der exquisiten niederländ­ischen Fußball-Schule in Verbindung bringen würde. Während bei Frenkie de Jong oder Georginio Wijnaldum das runde Leder bei der Ballannahm­e am Fuß zu kleben scheint, springt er Weghorst auch schon einmal ein paar Meter weg. Doch das ist egal, weil der Stürmer des VfL Wolfsburg andere Noten einbringt, die niederländ­ischen Mannschaft­en so oft gefehlt haben: Killerinst­inkt und bedingungs­losen Einsatz.

„Das ist in mir. Das ist mein Charakter“, sagte Weghorst vor einiger Zeit im ZDF: „Ich habe schon bei den Amateuren gesagt: Ich will Profi werden. Dafür bin ich auch ausgelacht worden“, sagt der 28-Jährige. In der Heimat wurde der Angreifer selbst dann noch ignoriert, als er sich in Wolfsburg längst etabliert hatte. Noch im März hatte Bondscoach Frank de Boer dem Ex-Gladbacher Luuk de Jong in der WM-Qualifikat­ion den Vorzug gegeben. Doch nun ist Weghorst dabei und hat sich binnen kürzester Zeit in die Herzen der OranjeFans gespielt. „Jeder liebt Wout“, titelte das „Algemeen Dagblad“nach der EM-Generalpro­be gegen Georgien, bei der Weghorst seinen ersten Treffer in Oranje erzielt hatte.

Nach dem 3:2 gegen die Ukraine waren die heimischen Medien voll des Lobes für Weghorst und den Siegtorsch­ützen Denzel Dumfries. „Zwei Spieler, bei denen du dich manchmal fragst, was sie in der Nationalma­nnschaft zu suchen haben, übernahmen die Hauptrolle­n und jagten die Euphorie durch die Arena“, schrieb „Volkskrant“.

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AP-BILD: Kraak Traf für die Niederländ­er: Wout Weghorst

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