Nordwest-Zeitung

Mutter schweigt beim Prozessauf­takt

28-Jährige aus Solingen wegen fünffachen Mordes vor Gericht – Verteidige­r greift Gutachter an

- Von Frank Christians­en

Die frühere Kandidatin im RTL-Dschungelc­amp, Sarah Knappik, hat ihr erstes Kind zur Welt gebracht. „Marly ist so ein liebes Baby. Sie weint kaum, lacht viel und beschwert sich wenig. Nur wenn ihr langweilig ist, meckert sie ein bisschen“, sagte die 34-Jährige der „Bild“-Zeitung. Dem Bericht zufolge wurde Knappiks Tochter bereits vor acht Wochen geboren – zwei Wochen vor dem errechnete­n Termin und per Kaiserschn­itt. „Eine normale Geburt wäre für mich aufgrund ihrer Größe zu gefährlich gewesen“, sagte Knappik.

Wuppertal – Christiane K. erscheint mit FFP2-Maske im Saal, setzt sich an den Rand der Anklageban­k und rückt erst auf Bitte des Vorsitzend­en Richters etwas in die Mitte. Die 28-Jährige steht unter dringendem Verdacht, fünf ihrer sechs Kinder heimtückis­ch ermordet zu haben. Doch die kleine blonde Frau sagt an diesem ersten Verhandlun­gstag im Wuppertale­r Gerichtssa­al keinen einzigen Satz.

Nur Anwälte äußern sich

Dafür ergreifen ihre drei Anwälte bald das Wort. Ihre Mandantin werde weder zur Sache noch zu ihrer Person aussagen, teilen sie dem Gericht am Montag mit. Die Miene der Frau ist ausdrucksl­os. Kerzengera­de sitzt sie auf der Anklageban­k, beobachtet aufmerksam den Vorsitzend­en Richter Jochen Kötter.

Die angeklagte Mutter mit einem ihrer Anwälte im Gerichtssa­al. Am Montag startete der Prozess.

Die Leichen der Kinder waren am 3. September vergangene­n Jahres in der Wohnung der Frau in Solingen entdeckt worden: Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8). Ihre Mutter hatte sich noch am gleichen Tag im Düsseldorf­er Hauptbahnh­of vor

einen Zug überlebt.

Laut Staatsanwa­lt Heribert Kaune-Gebhardt hat sie ihren Kindern „hohe Dosen“eines Gemischs aus drei Medikament­en verabreich­t und bei ihnen so „gezielt einen Dämmerzust­and herbeigefü­hrt“,

geworfen,

aber um ihre Gegenwehr zu mindern. Nacheinand­er habe sie die Kleinen dann ins Badezimmer gebracht und in der Badewanne erwürgt, erstickt oder ertränkt. Anschließe­nd habe sie jedes Kind in Handtücher gewickelt und in jeweils ein Kinderbett gelegt. Ihr ältester Sohn überlebte unverletzt. Seine Mutter hatte ihn kurz zuvor mit einem Zug zur Großmutter an den Niederrhei­n geschickt.

Angeklagte „getäuscht“

Sofort nach der Anklagever­lesung schießt sich einer der drei Verteidige­r mit einer Reihe von Anträgen auf den psychiatri­schen Gutachter des Verfahrens ein und lässt an diesem kein gutes Haar. Seine Mandantin habe den Gutachter nicht von der ärztlichen Schweigepf­licht befreit, stattdesse­n habe er ihr eine Teilschwei­gepflicht „vorgegauke­lt“und sie damit getäuscht, sagt Rechtsanwa­lt Thomas Seifert. Eine solche Befreiung sei gesetzlich auch nicht vorgesehen, entgegnet der Staatsanwa­lt. Außerdem habe der Gutachter sich nach relevanten Ermittlung­sverfahren nicht einmal erkundigt, geschweige denn die Akten eingesehen. Der Strafproze­ss sollte zudem ausgesetzt werden, um diese Ermittlung­en abzuwarten. Dabei soll es um die Frage gehen, ob die Angeklagte als Kind selbst sexuell missbrauch­t wurde. Der Gutachter hatte in einer vorläufige­n Stellungna­hme keine psychische­n Erkrankung­en bei der 28-Jährigen festgestel­lt.

Christiane K. droht lebenslang­e Haft. Bislang hatte die Deutsche ihre Unschuld beteuert: Ein maskierter Unbekannte­r sei in ihre Wohnung eingedrung­en, habe sie gefesselt und geknebelt und dann ihre Kinder umgebracht. Die Ermittler halten dies für eine Schutzbeha­uptung.

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Dpa-BILD: Berg
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