Den Blutverlust minimieren
Vor allem große und innere Wunden sind oft lebensbedrohend
Vechta – Ein unachtsamer Moment oder einfach nur Pech kann dazu führen, dass man bei einem Unfall schwer verletzt wird. Aktuelle Zahlen der gemeinsam vom Robert KochInstitut (RKI) und der Statistischen Bundesanstalt erstellten Gesundheitsberichterstattung des Bundes zeigen, dass unbeabsichtigte Unfälle die mit Abstand häufigste Ursache für tödliche Verletzungen sind. Bei Männern liegt der Anteil bei über 50 Prozent und bei Frauen sogar bei fast 73 Prozent. In Deutschland werden pro Jahr mehr als 20000 Todesfälle wegen eines Verkehrsunfalls oder anderer Unfallgründe wie Stürze oder Verbrennungen registriert.
Auch wenn es nicht so schlimm kommt, leiden viele Unfallopfer lange Zeit oder lebenslang unter den Folgen ihrer Verletzung. Nach Angaben des RKI erleiden jährlich bundesweit rund acht Prozent der Erwachsenen eine behandlungsbedürftige Verletzung. Bei Kindern und Jugendlichen liegt dieser Anteil mit gut 15 Prozent doppelt so hoch. Der größte Teil der Unfälle ereignet sich zu Hause oder in der Freizeit. Ein zu starker Blutverlust ist nach Angaben von Fachgesellschaften noch vor schweren Organschädigungen der häufigste Grund für einen tödlichen Unfallverlauf.
Anlässlich des Weltblutspendetags verweist die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie darauf, dass fast 70 Prozent der potenziell vermeidbaren Todesfälle im Rettungsdienst durch Blutverlust bedingt sind. „Es ist oft lebensentscheidend, dass eine Blutung noch am Unfallort gestillt wird und danach schnellstmöglich eine ausreichende Blutversorgung wiederhergestellt wird“, berichtet Dr. Jens Hilgenberg, Chefarzt des zertifizierten Traumazentrums im St. Marien-Hospital Vechta.
Kreislaufzusammenbruch
Bei gesunden Menschen stellt ein intakter Blutkreislauf sicher, dass der Organismus ausreichend mit lebenswichtigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Ein verletzungsbedingter Blutverlust kann je nach Ort und Ausmaß schnell zu einer erheblichen Mangelversorgung führen. Als Folge kann es abgesehen vom Zusammenbruch des Kreislaufs in lebenswichtigen Organen wie dem Herzen und dem Gehirn bereits nach kurzer Zeit zu einem irreparablen Absterben von Zellen und damit zum Funktionsverlust kommen.
Oft sorgt eine von außen sofort erkennbare, tiefe und große Wunde für den Blutverlust. Bei einem abgerissenen Finger oder einer offenen Fraktur kann der Blutfluss zumeist durch das Anlegen eines Verbands oder Druckkompresse bzw. durch ein beherztes Abbinden der Arterie oberhalb des verletzten Bereichs weitgehend gestoppt werden.
Klärung im Krankenhaus
Bei äußerlich meistens unsichtbaren inneren Blutungen ist das nicht möglich. Ob und wo es zu einer Verletzung mit Blutverlust gekommen ist, lässt sich dann in der Regel erst nach der Notfall-Aufnahme im Krankenhaus abklären.. Gerade nach einem Verkehrsunfall ist das Ausmaß der Verletzungen oft nicht sofort klar erkennbar. Betroffene klagen mitunter über starke Schmerzen, für die es zunächst keine Erklärung gibt.
Häufig liegt dann eine innere Verletzung vor, die mit höchster Priorität aufgeklärt werden muss. „Ein Riss in der Lunge, der Milz oder der Leber kann neben anderen großen Problemen eine lebensgefährliche Blutansammlung im Brustkorb bzw. im Bauchraum bewirken“, berichtet Dr. Hilgenberg. Es komme dann auf jede Minute an, die innere Verletzung inklusive der Blutung zu beheben, um das Leben des Patienten retten zu können.