Trauma-Box kann helfen
Prof. Dr. Benedikt Friemert (Bild) ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.
Was weist bei einem Unfall auf einen hohen Blutverlust hin? Friemert : Eine offene Wunde weist grundsätzlich auf einen relevanten Blutverlust hin. Sie sieht aber häufig schlimmer aus als sie wirklich ist. So kann der Austritt von knapp 200 Milliliter nach einer dramatischen Blutung aussehen, obwohl ein Verlust dieser Menge keine Bedrohung für den Betroffenen darstellt. Dessen ungeachtet sollte eine fortwährende Blutung so schnell wie möglich gestillt werden.
Was können Ersthelfer tun? Friemert : Als Erstes sollten sie sich einen kurzen Überblick verschaffen und über 112 sofort den professionellen Rettungsdienst verständigen. Im Idealfall steht dem Laienhelfer eine von der Deutschen Trauma-Stiftung entwickelte Trauma-Box zur Verfügung, die leicht anwendbare sehr effektive Hilfsmittel zur Blutstillung enthält. Das seit 2019 auf vielen Bahnhöfen und an anderen öffentlichen Orten verfügbare Set enthält neben einem saugfähigen Druckverband ein Tourniquet – ein spezielles Abbinde-System, mit dem sich der Blutfluss unterbrechen lässt.
Kann das Abbinden zum Absterben der Extremität führen? Friemert : Als Ersthelfer kann man diese Frage vernachlässigen. In der kurzen Zeit, die von der Ersten Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vergeht, entstehen in der Regel keine Folgeschäden. Diese entstehen erst nach mehreren Stunden, in denen zum Beispiel ein Fuß oder eine Hand vom Blutfluss getrennt ist.