Schiff soll halbiert auf Reise nach Oldenburg gehen
Schiff kann nicht am Stück abtransportiert werden – Neue Funktion als Hafenbar
Zu breit für den Transport: Die MS Oldenburg, bis vor Kurzem ein Schiff der „Weissen Flotte“auf dem Zwischenahner Meer, soll – wenn alles klappt – bald als Restaurantschiff fest in Oldenburg liegen. Für den Transport über die Straße ist der 25 Meter lange Katamaran mit 5,60 Metern aber zu breit. Deshalb wird er in dieser Woche mit Trennschleifer und Schweißgerät der Länge nach in zwei Teile geteilt. Kommende Woche sollen die Teile nach Oldenburg gebracht und dort zusammengefügt werden.
– Nein, geplant hatte Ralf Wiedenhöft diese Aktion nicht, als er sich entschloss, die MS Oldenburg zu kaufen und vom Zwischenahner Meer nach Oldenburg transportieren zu lassen. Aber schnell wurde klar, am Stück passt das 25 Meter lange und 5,6 Meter breite Schiff nicht durch den schmalen Weg von der Fläche der Reederei Ekkenga in Rostrup zur Elmendorfer Straße. Also sind seit Montag Trennschleifer und Schweißgeräte im Einsatz. Das in den vergangenen Wochen bereits komplett entkernte Schiff wird der Länge nach in zwei Teile geschnitten. Wiedenhöft, im Hauptberuf Geschäftsführer der Brötjehof Jugend- und Familienhilfe in Oldenburg, braucht dafür natürlich Profis. Das sind Stefan Müller von KMR Marine Surveyors und Schiffbauingenieur Sven Brand. Sie sorgen dafür, dass das Schiff in zwei Teilen sicher nach Oldenburg kommt, wo es auf einem Industriegelände in Hafennähe wieder zusammengesetzt werden soll.
■ Kniffelige Planung
„Einen Katamaran kann man leichter der Länge nach trennen als quer“, sagt Brand. „Vor allem, weil beim Transport die Breite das Problem ist.“Trotzdem ist die Routenplanung knifflig. Denn obwohl das Steuerhaus ebenfalls noch abgetrennt wird, erreicht der Transport eine Höhe von 4,90 bis 5 Metern. Zunächst haben die Profis von KMR das Schiff von unten und in den Innenräumen abgestützt, damit es beim Trennen nicht knickt und beide Teile stabil stehen.
In der kommenden Woche sollen dann zwei Mobilkräne erst die Backbord-, dann die Steuerbordseite auf einen Tieflader heben. Der wird die Teile dann an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nach Oldenburg transportieren. „Da werden gerade Fundamente vorbereitet, auf denen das Schiff stehen soll. Dort werden beide Teile dann zusammengezogen und verschweißt“, sagt Müller.
■ Hafenbar geplant
Ohne die Motoren und Innenausstattung ist das Schiff bereits rund 15 Tonnen leichter. „Das muss bei der Planung für die neue Ausstattung berücksichtigt werden, damit das Schiff auch wieder gerade schwimmt“, sagt Ingenieur Brand. Denn schwimmen soll die MS Oldenburg wieder, wenn auch fest vertäut. Wiedenhöft möchte aus dem Schiff die „Hafenbar“machen, ein Restaurationsschiff mit Cocktailbar. Wenn alles klappt, soll die MS Oldenburg vor dem Stadthafen-Süd-Gelände liegen, wo die Firma Kubus gerade die „Havekant“entwickelt. Bis es soweit ist, müssten zwar noch viele Gespräche mit Behörden geführt werden, sagt Wiedenhöft. „Ich hoffe aber, dass die Stadt und die Behörden unsere Idee gut finden.“Seine Hoffnung sei es, zu Ostern 2022 das erste Bier an Bord trinken zu können. Für bis zu 110 Gäste soll die Hafenbar auf der MS Oldenburg dann Platz bieten, die Pläne für die künftige Innenausstattung werden gerade erarbeitet.
■ Traum erfüllt
Aber wie kommt der Geschäftsführer einer Jugendhilfeeinrichtung überhaupt auf die Idee, ein Schiff zu kaufen, es vom Zwischenahner Meer nach Oldenburg zu bringen und dort eine Bar einzurichten? „Ich wollte schon immer eine Disco oder Kneipe haben“, sagt Wiedenhöft (51), der in jungen Jahren viel in der Gastronomie gearbeitet hat. „Als ich das Schiff für 30 000 Euro im Netz gesehen habe, habe ich in meinem Freundeskreis herumgefragt, ob jemand mitmachen will.“
Ein Partner für das Projekt fand sich tatsächlich, und so wurde aus der Idee Realität. „Wir haben eine GbR gegründet und das Schiff gekauft – ohne auch nur zu wissen, wie wir es hier weg bekommen.“Dieses Problem ist gelöst – und Wiedenhöft ist zuversichtlich, auch alle weiteren Untiefen umschiffen zu können.