Nordwest-Zeitung

Schiff soll halbiert auf Reise nach Oldenburg gehen

Schiff kann nicht am Stück abtranspor­tiert werden – Neue Funktion als Hafenbar

- Von Christian Quapp

Zu breit für den Transport: Die MS Oldenburg, bis vor Kurzem ein Schiff der „Weissen Flotte“auf dem Zwischenah­ner Meer, soll – wenn alles klappt – bald als Restaurant­schiff fest in Oldenburg liegen. Für den Transport über die Straße ist der 25 Meter lange Katamaran mit 5,60 Metern aber zu breit. Deshalb wird er in dieser Woche mit Trennschle­ifer und Schweißger­ät der Länge nach in zwei Teile geteilt. Kommende Woche sollen die Teile nach Oldenburg gebracht und dort zusammenge­fügt werden.

– Nein, geplant hatte Ralf Wiedenhöft diese Aktion nicht, als er sich entschloss, die MS Oldenburg zu kaufen und vom Zwischenah­ner Meer nach Oldenburg transporti­eren zu lassen. Aber schnell wurde klar, am Stück passt das 25 Meter lange und 5,6 Meter breite Schiff nicht durch den schmalen Weg von der Fläche der Reederei Ekkenga in Rostrup zur Elmendorfe­r Straße. Also sind seit Montag Trennschle­ifer und Schweißger­äte im Einsatz. Das in den vergangene­n Wochen bereits komplett entkernte Schiff wird der Länge nach in zwei Teile geschnitte­n. Wiedenhöft, im Hauptberuf Geschäftsf­ührer der Brötjehof Jugend- und Familienhi­lfe in Oldenburg, braucht dafür natürlich Profis. Das sind Stefan Müller von KMR Marine Surveyors und Schiffbaui­ngenieur Sven Brand. Sie sorgen dafür, dass das Schiff in zwei Teilen sicher nach Oldenburg kommt, wo es auf einem Industrieg­elände in Hafennähe wieder zusammenge­setzt werden soll.

■ Kniffelige Planung

„Einen Katamaran kann man leichter der Länge nach trennen als quer“, sagt Brand. „Vor allem, weil beim Transport die Breite das Problem ist.“Trotzdem ist die Routenplan­ung knifflig. Denn obwohl das Steuerhaus ebenfalls noch abgetrennt wird, erreicht der Transport eine Höhe von 4,90 bis 5 Metern. Zunächst haben die Profis von KMR das Schiff von unten und in den Innenräume­n abgestützt, damit es beim Trennen nicht knickt und beide Teile stabil stehen.

In der kommenden Woche sollen dann zwei Mobilkräne erst die Backbord-, dann die Steuerbord­seite auf einen Tieflader heben. Der wird die Teile dann an zwei aufeinande­rfolgenden Tagen nach Oldenburg transporti­eren. „Da werden gerade Fundamente vorbereite­t, auf denen das Schiff stehen soll. Dort werden beide Teile dann zusammenge­zogen und verschweiß­t“, sagt Müller.

■ Hafenbar geplant

Ohne die Motoren und Innenausst­attung ist das Schiff bereits rund 15 Tonnen leichter. „Das muss bei der Planung für die neue Ausstattun­g berücksich­tigt werden, damit das Schiff auch wieder gerade schwimmt“, sagt Ingenieur Brand. Denn schwimmen soll die MS Oldenburg wieder, wenn auch fest vertäut. Wiedenhöft möchte aus dem Schiff die „Hafenbar“machen, ein Restaurati­onsschiff mit Cocktailba­r. Wenn alles klappt, soll die MS Oldenburg vor dem Stadthafen-Süd-Gelände liegen, wo die Firma Kubus gerade die „Havekant“entwickelt. Bis es soweit ist, müssten zwar noch viele Gespräche mit Behörden geführt werden, sagt Wiedenhöft. „Ich hoffe aber, dass die Stadt und die Behörden unsere Idee gut finden.“Seine Hoffnung sei es, zu Ostern 2022 das erste Bier an Bord trinken zu können. Für bis zu 110 Gäste soll die Hafenbar auf der MS Oldenburg dann Platz bieten, die Pläne für die künftige Innenausst­attung werden gerade erarbeitet.

■ Traum erfüllt

Aber wie kommt der Geschäftsf­ührer einer Jugendhilf­eeinrichtu­ng überhaupt auf die Idee, ein Schiff zu kaufen, es vom Zwischenah­ner Meer nach Oldenburg zu bringen und dort eine Bar einzuricht­en? „Ich wollte schon immer eine Disco oder Kneipe haben“, sagt Wiedenhöft (51), der in jungen Jahren viel in der Gastronomi­e gearbeitet hat. „Als ich das Schiff für 30 000 Euro im Netz gesehen habe, habe ich in meinem Freundeskr­eis herumgefra­gt, ob jemand mitmachen will.“

Ein Partner für das Projekt fand sich tatsächlic­h, und so wurde aus der Idee Realität. „Wir haben eine GbR gegründet und das Schiff gekauft – ohne auch nur zu wissen, wie wir es hier weg bekommen.“Dieses Problem ist gelöst – und Wiedenhöft ist zuversicht­lich, auch alle weiteren Untiefen umschiffen zu können.

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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Christian Quapp Sie bringen die MS Oldenburg weg vom Zwischenah­ner Meer zu ihrem neuen Platz in Oldenburg: Ingenieur Sven Brand, Besitzer Ralf Wiedenhöft und Stefan Müller, Kapitän, Ingenieur und Projektlei­ter für den Transport
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BILD: Torsten von Reeken Wird halbiert: Der Länge nach wird die MS Oldenburg aufgetrenn­t und dann wieder zusammen gesetzt.

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