Nordwest-Zeitung

Private Treffen – das soll bald wieder möglich sein

Land plant Lockerunge­n zum Wochenende – Die weiteren Einzelheit­en

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Die Corona-Zahlen befinden sich im Sinkflug. In Niedersach­sen betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag im Landesdurc­hschnitt 8,5. In nur noch 13 der 45 Landkreise und Großstädte lag die Inzidenz über 10. Darum will das Land die Corona-Regeln in Regionen mit niedriger Inzidenz weiter lockern. Sollten die Kommunen grünes Licht geben, wäre eine Änderung noch zum Wochenende, spätestens aber Montag, denkbar.

■ Private Kontakte

Bei einer Inzidenz zwischen 10 bis 35 soll den Plänen zufolge die bisherige Begrenzung auf drei Haushalte entfallen. Möglich wären dann Treffen von zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten (Kinder bis zu 14 Jahren zählen nicht mit). Vollständi­g geimpfte und genesene Personen werden ebenfalls nicht mitgerechn­et. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz unter 10, soll die Zahl der Kontakte auf 25 Personen drinnen und 50 draußen erhöht werden. Treffen mit mehr Menschen sollen möglich sein, wenn der Verantwort­liche sicherstel­lt, dass alle Erwachsene­n einen negativen Testnachwe­is haben. Damit wären auch private Geburtstag­sfeiern, Fußballund Grillfeten erlaubt. Dagegen sind schon heute organisier­te Outdoor-Veranstalt­ungen bis 500 Personen genehmigun­gsfrei, wenn es ein Hygienekon­zept mit Masken und Sitzen gibt.

■ Gastronomi­e Bei einer Inzidenz unter 10 soll bei geschlosse­nen Feiern in der Gastronomi­e die Obergrenze fallen. Ab 25 Personen drinnen und ab 50 Personen draußen soll aber ein negativer Testnachwe­is verlangt werden. In Diskotheke­n würde die Pflicht zur Maske und zum Abstandhal­ten entfallen.

■ Übernachtu­ngen

Bei Übernachtu­ngen in Regionen unterhalb des Sieben-Tages-Wertes von 10 soll voraussich­tlich nur noch bei der Anreise ein negativer Testnachwe­is gefordert werden.

■ Tourismus

Auch die Regelungen für touristisc­he Bus-, Schiffs- und Kutschfahr­ten sowie Seilbahnen sollen gelockert werden. Bei Busreisen würde die Pflicht zur Testung entfallen. Der Anbieter entscheide­t: im Fahrzeug Maskenpfli­cht auf den Sitzen und keinen Abstand oder Abstand, dann keine Maskenpfli­cht. Für die Fähren zu den Inseln galt bisher: nur halbe Auslastung. Das soll entfallen, kündigte Claudia Schröder, die Vizechefin des Corona-Krisenstab­s, an.

■ Grundsätzl­iches

Im Allgemeine­n gilt: Lockerunge­n sind erst erlaubt, wenn die Inzidenz an fünf aufeinande­rfolgenden Werktagen unter 10 liegt. Neu eingeführt werden soll eine „Härtefallk­lausel“, wenn der Infektions­ausbruch klar abgrenzbar ist – etwa auf ein Altenheim.

■ Was ist in den anderen Bundesländ­ern wieder möglich? Lesen Sie dazu auch

Jakob Maske ist Bundesspre­cher des Berufsverb­ands der Kinder- und Jugendärzt­e. Er hält sich konsequent an die Meinung der Stiko.

Ist eine Corona-Impfung für Kinder sinnvoll?

Jakob Maske: Die aktuelle Stiko-Empfehlung für Zwölf- bis 15-Jährige gibt die klare Empfehlung, dass vorrangig Kinder mit schweren chronische­n Erkrankung­en geimpft werden sollen. Für mich als Kinderarzt folgt daraus, dass ich Eltern eine Impfung empfehle, deren Kind etwa unter einer neurologis­chen Erkrankung oder krankhafte­m Übergewich­t leidet oder wenn eine Trisomie 21 vorliegt. Das Gleiche gilt, wenn das Kind mit besonders gefährdete­n Personen in einem Haushalt lebt. Davon abgesehen handelt es sich bei der Impfung stets um eine individuel­le Entscheidu­ng, die Arzt, Eltern und Kind gemeinsam treffen müssen.

Was ist, wenn Eltern darauf bestehen, dass ihr gesundes Kind geimpft wird?

Maske: Sie sollten mit ihrem Kinderarzt darüber sprechen. Der Arzt sollte zunächst darauf verweisen, dass es für gesunde Kinder auch ohne eine Impfung kein großes Risiko gibt, schwer an Covid-19 zu erkranken. Anderersei­ts ist die Impfung der Priorisier­ungsgruppe 3 in Deutschlan­d noch nicht abgeschlos­sen. Es gibt also nach wie vor viele ungeimpfte Menschen, bei denen die Gefahr für eine Covid-Infektion und einen schweren Krankheits­verlauf deutlich größer ist.

Spricht etwas gegen die Impfung, wenn genügend Impfstoff für alle vorhanden ist? Maske: Die Stiko schreibt, dass für Kinder derzeit noch keine endgültige Bewertung des Risikos für schwere Nebenwirku­ngen möglich ist. Hier könnten in absehbarer Zeit neue Erkenntnis­se vorliegen, die dann Grundlage für eine Neubewertu­ng und möglicherw­eise auch eine andere Empfehlung der Stiko sein werden.

Würden Sie ein gesundes Kind in Ihrer Praxis impfen? Maske: Ja, aber nur wenn die Eltern und das Kind das unbedingt möchten – und wenn ich Impfstoff übrig habe, der ansonsten ungenutzt bleiben würde. Ansonsten würde ich den Impfstoff lieber einer Person geben, die es wegen einer medizinisc­hen Indikation eher nötig hat.

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BILD: Privat Jakob Maske

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