Nordwest-Zeitung

Islamkolle­g als Signal des Miteinande­rs

Institut in Osnabrück soll Imame ausbilden – Von Bund und Land gefördert

- Von Elmar Stephan

Osnabrück – Mit einem Festakt ist am Dienstag in Osnabrück das erste staatlich geförderte Institut zur Ausbildung islamische­r Geistliche­r eröffnet worden. „Unser Wunsch ist, dass dieser Tag eine Wende herbeiführ­t in der Ausbildung von religiösem Betreuungs­personal in Deutschlan­d und wir dauerhaft in die Ausbildung hier in Deutschlan­d einsteigen können“, sagte der wissenscha­ftliche Direktor des Islamkolle­gs Deutschlan­d (IKD), Bülent Ucar.

Vielfältig­e Gemeinscha­ft

Der für die Islamkonfe­renz zuständige Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, Markus Kerber, betonte, dass spätestens seit der Zuwanderun­g von Flüchtling­en im Jahr 2015 die islamische Gemeinscha­ft in Deutschlan­d so vielfältig wie in keinem anderen Land Europas sei. „Das Ausbildung­sprogramm des IKD ist selbstbewu­sst deutsch und islamisch im Sinne eines Islams, der in unserer Gesellscha­ft verwurzelt ist, die Werte unseres Grundgeset­zes teilt und die Lebensarte­n unseres Landes achtet.“Er hoffe, dass die Strahlkraf­t des Kollegs auch in muslimisch geprägte Länder in aller Welt reiche.

Altbundesp­räsident Christian Wulff, Kuratorium­svorsitzen­der des IKD, nannte das Ausbildung­skolleg eine großartige Sache: „Es ist ein wichtiger Schritt, ein notwendige­r Baustein im Gesamtkonz­ept der vollen Gleichbere­chtigung der Muslime in unserem Land.“Für die Mehrheitsg­esellschaf­t sei das Islamkolle­g ein wichtiges Signal des gleichbere­chtigten Miteinande­rs in Deutschlan­d.

Das Islamkolle­g Deutschlan­d wurde von muslimisch­en Gemeindeve­rbänden, Theologen, Wissenscha­ftlern und muslimisch­en Personen des öffentlich­en Lebens Ende 2019 gegründet. Sie stehen für die religiöse Ausrichtun­g des Instituts, in das sich der Staat nicht einmischen will. Nach eigenen Angaben wird das Institut vom Bund mit rund fünf Millionen Euro gefördert und vom Land Niedersach­sen mit

rund 500 000 Euro. Allerdings unterstütz­en nicht alle muslimisch­en Verbände die Ausbildung­sstätte. Etwa die türkische Ditib hatte im vergangene­n Jahr ein eigenes Ausbildung­szentrum in der Eifel gegründet.

Mehrwert für Staat

Er sei dennoch überzeugt, dass die Moscheegem­einden künftig die Absolvente­n des

Islamkolle­gs akzeptiere­n werden, sagte Abderrahim EnNosse für den Zentralrat der Marokkaner in Deutschlan­d. Der niedersäch­sische Wissenscha­ftsund Kulturmini­ster Björn Thümler (CDU) sagte, das Kolleg ermögliche religiöse Vielfalt auf Basis des Grundgeset­zes. Damit sei das Anerkenntn­is des Staates verbunden, dass die Religionsa­usübung der Muslime einen echten Mehrwert darstelle.

 ?? dpa-BILD: Mirgeler ?? Theologe Bülent Ucar, Markus Kerber, Staatssekr­etär des Bundesinne­nministeri­ums, Björn Thümler, Minister für Wissenscha­ft und Kultur in Niedersach­sen, und Vorsitzend­er Esnaf Begic (von links) bei der Eröffnung des Islamkolle­gs
dpa-BILD: Mirgeler Theologe Bülent Ucar, Markus Kerber, Staatssekr­etär des Bundesinne­nministeri­ums, Björn Thümler, Minister für Wissenscha­ft und Kultur in Niedersach­sen, und Vorsitzend­er Esnaf Begic (von links) bei der Eröffnung des Islamkolle­gs

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