Was die Pandemie mit Menschen macht
„Tatendrang“nur noch bis Sonntag zu sehen – Viele Geschichten im begleitenden Buch
Oldenburg – Nur noch bis zum Sonntag, 20. Juni, ist die beeindruckende Fotoausstellung „Tatendrang“mit Bildern von Izabela Mittwollen in der Halle am Pferdemarkt zu sehen. Mit ihrer Kamera hat sie Geschäftsleute, Künstlerinnen und Künstler durch die Pandemie begleitet. In einer Kooperation des Stadtmuseums und der Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg ist eine Auswahl von rund 140 Aufnahmen ausgestellt.
Buch zur Ausstellung
Ebenso beeindruckend wie die Fotos ist das Buch (ISBN 978-3-7308-1763-6), das begleitend dazu vom Stadtmuseum herausgegeben wurde. Es zeigt auf mehr als 300 Seiten nicht nur den Blick in die Gesichter dieser Stadt, sondern stellt sie auch ausführlich vor und vermittelt einen Eindruck davon, was die Folgen des Corona-Virus mit und aus den Menschen gemacht haben.
So heißt es über die Modehändler Ulla und Oliver Sklorz aus der Haarenstraße: „Am Anfang des ersten Lockdowns verspürte das Unternehmerpaar einen immensen Tatendrang und eine enorme Energie. Ihre Tage waren richtig ausgefüllt. Um nicht vergessen zu werden, fuhren sie die
Taktfrequenz in Social-MediaBereich hoch und posteten nun zwei Beiträge pro Tag.“
Doch es kamen viele Schwierigkeiten, abgesagte Verkaufsveranstaltungen, Kurzarbeit. Im November war die Stimmung am Tiefpunkt, heißt es in dem Buch. „Die Stadt ist so leer, trübe. Im Sommer hatte man noch viele positive Gefühle“, wird Ulla Sklorz zitiert. Für beide geht es auch nach dem Winter weiter. Aber ob alles je wieder so sein wird wie früher, weiß niemand.
Schnell bergab
Wie schnell es bergab gehen kann, zeigt auch der Bericht über Stefan Mühlhaus, Betreiber des Polyester-Klubs, den er im Lockdown schließen musste. „Er sah sich gezwungen, seine Mitarbeiter zu entlassen und selbst Hartz IV zu beantragen“, heißt es in dem Buch. Mühlhaus selbst berichtet darin: „Man muss seine Bedürfnisse schon ganz schön runterschrauben. Es ist eine harte Umstellung. Ich kann schon verstehen, warum das keiner beantragen will, denn man rutscht da wirklich an den Rand der Existenz.“Er wünscht sich daher, dass Kultur
einen höheren Stellenwert bekommt und Menschen auch bereit sind, mehr dafür zu bezahlen.
Es sind nur zwei von vielen Geschichten, die in dem Buch nachzulesen sind – und dessen Fotos nur noch am Mittwoch und Donnerstag von 14 und 18 Uhr, Freitag und Samstag von 14 bis 20 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr anzuschauen sind.