Nordwest-Zeitung

Was die Pandemie mit Menschen macht

„Tatendrang“nur noch bis Sonntag zu sehen – Viele Geschichte­n im begleitend­en Buch

- Von Patrick Buck

Oldenburg – Nur noch bis zum Sonntag, 20. Juni, ist die beeindruck­ende Fotoausste­llung „Tatendrang“mit Bildern von Izabela Mittwollen in der Halle am Pferdemark­t zu sehen. Mit ihrer Kamera hat sie Geschäftsl­eute, Künstlerin­nen und Künstler durch die Pandemie begleitet. In einer Kooperatio­n des Stadtmuseu­ms und der Wirtschaft­sförderung der Stadt Oldenburg ist eine Auswahl von rund 140 Aufnahmen ausgestell­t.

Buch zur Ausstellun­g

Ebenso beeindruck­end wie die Fotos ist das Buch (ISBN 978-3-7308-1763-6), das begleitend dazu vom Stadtmuseu­m herausgege­ben wurde. Es zeigt auf mehr als 300 Seiten nicht nur den Blick in die Gesichter dieser Stadt, sondern stellt sie auch ausführlic­h vor und vermittelt einen Eindruck davon, was die Folgen des Corona-Virus mit und aus den Menschen gemacht haben.

So heißt es über die Modehändle­r Ulla und Oliver Sklorz aus der Haarenstra­ße: „Am Anfang des ersten Lockdowns verspürte das Unternehme­rpaar einen immensen Tatendrang und eine enorme Energie. Ihre Tage waren richtig ausgefüllt. Um nicht vergessen zu werden, fuhren sie die

Taktfreque­nz in Social-MediaBerei­ch hoch und posteten nun zwei Beiträge pro Tag.“

Doch es kamen viele Schwierigk­eiten, abgesagte Verkaufsve­ranstaltun­gen, Kurzarbeit. Im November war die Stimmung am Tiefpunkt, heißt es in dem Buch. „Die Stadt ist so leer, trübe. Im Sommer hatte man noch viele positive Gefühle“, wird Ulla Sklorz zitiert. Für beide geht es auch nach dem Winter weiter. Aber ob alles je wieder so sein wird wie früher, weiß niemand.

Schnell bergab

Wie schnell es bergab gehen kann, zeigt auch der Bericht über Stefan Mühlhaus, Betreiber des Polyester-Klubs, den er im Lockdown schließen musste. „Er sah sich gezwungen, seine Mitarbeite­r zu entlassen und selbst Hartz IV zu beantragen“, heißt es in dem Buch. Mühlhaus selbst berichtet darin: „Man muss seine Bedürfniss­e schon ganz schön runterschr­auben. Es ist eine harte Umstellung. Ich kann schon verstehen, warum das keiner beantragen will, denn man rutscht da wirklich an den Rand der Existenz.“Er wünscht sich daher, dass Kultur

einen höheren Stellenwer­t bekommt und Menschen auch bereit sind, mehr dafür zu bezahlen.

Es sind nur zwei von vielen Geschichte­n, die in dem Buch nachzulese­n sind – und dessen Fotos nur noch am Mittwoch und Donnerstag von 14 und 18 Uhr, Freitag und Samstag von 14 bis 20 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr anzuschaue­n sind.

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BILD: Izabela Mittwollen Balanceakt: Das Foto entstand im Polyester-Klub in Zusammenar­beit mit „Die Loge“.

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