Nordwest-Zeitung

Neue Superliga verursacht Ärger

Warum die ELF bislang mehr schadet als nutzt – Start am Samstag

- Von Mathias Freese

Hamburg – Den Superbowl gucken in Deutschlan­d jedes Jahr mitten in der Nacht Millionen Menschen – der German Bowl erhält dagegen wenig Aufmerksam­keit. Das Phänomen, dass in den US-Sportarten auch die nordamerik­anischen Ligen (NFL im Football, NBA im Basketball, NHL im Eishockey) mitunter mehr Menschen interessie­ren als die heimischen Bundeslige­n (GFL, BBL, DEL), ist im Football noch am stärksten ausgeprägt. Das wollen die Macher der neuen European League of Football um Patrick Esume ändern.

■ Die Ziele

Mehr Zuschauer in den deutschen Stadien sowie bei den Begegnunge­n der deutschen ELF-Teilnehmer vor den TVGeräten ist das erklärte Ziel. „Die Liga soll vom Start weg die europäisch­e Spitze sein“, sagte Commission­er Esume – sportlich wie medial. Die Sendung Ran der ProSieben-Sat1Gruppe, bei der Esume auch als NFL-Kommentato­r arbeitet, ist beim Saisonstar­t an diesem Wochenende dabei.

■ Die Schwierigk­eiten

Die Planungen und Vertragsve­rhandlunge­n sind – auch, aber nicht nur wegen der Corona-Pandemie – nicht reibungslo­s verlaufen. An ursprüngli­ch geplanten Standorten in Hildesheim/Hannover sowie in Ingolstadt kam kein Franchise-Vertrag mit der ELF zustande, in Berlin erst nach Streiterei­en. Die Liga mit nur acht Teams aus Hamburg, Berlin, Leipzig, Köln, Frankfurt und Stuttgart sowie aus Barcelona und Breslau, die zum Teil die Namensrech­te von früheren NFL-Europe-Teams der 2000er-Jahre tragen, bringt nicht nur Euphorie hervor.

■ Die Kritik

Denn: Die Franchises wurden alle (wieder) neu gegründet und bestehen nur aus den Profiteams. Wo haben also zum Beispiel Berlin Thunder oder Frankfurt Galaxy ihre Spieler her? Zu großen Teilen von den GFL-Clubs der Stadt, wie den Berlin Rebels und Frankfurt Universe. Das sorge für einen Kannibalis­ierungseff­ekt, sagte Andreas Riedel, Vorsitzend­er der Rebels, der „Berliner Zeitung“: „Aktuell haben wir sieben Spieler verloren, jeden Tag kann ein Neuer weg sein, denn es gibt in der European League of Football keine Wechselfri­st und keine Spielsperr­e. Man lockt sie mit Geld. Bei uns müssen sie Mitgliedsb­eiträge zahlen. Da stoßen dann Welten aufeinande­r.“

■ Die Folgen

Frankfurt Universe ist noch stärker betroffen, die gesamte erste Mannschaft, der Trainersta­b sowie Teile der Infrastruk­tur gingen an Galaxy. „Bei Universe haben wir es mit Spielern zu tun, die aus der zweiten, dritten und vierten Liga kommen“, sagte Geschäftsf­ührer Daniel Zeidler der „FAZ“: „Wir werden uns nach unten orientiere­n müssen.“An den Ergebnisse­n ist das deutlich zu sehen: Universe, Vizemeiste­r 2018, hat die ersten beiden Spiele der GFL 0:72 gegen die Munich Cowboys und 0:83 gegen die Saarland Hurricanes verloren. Die Berlin Rebels starteten mit einem 0:31 gegen den deutschen Meister von 2019, die Lions Braunschwe­ig.

■ Die Hoffnungen

Dennoch liegen Hoffnungen in der neuen, mit ordentlich Brimborium angekündig­ten Liga. Im Gegensatz zur 2007 eingestell­ten NFL Europe sollen mehr Spieler von hier in der Liga spielen. Und es soll nicht bei acht Teams bleiben. 2022 könnte die Liga auf 14 Teams anwachsen, sagte Esume. Die erhoffte mediale Aufmerksam­keit soll mehr Interessie­rte in die Vereine spülen.

 ?? BILD: imago ?? Die Berlin Rebels (weiße Trikots) verloren zum Saisonauft­akt der deutschen Football-Liga 0:31 gegen Braunschwe­ig (am Ball: Christian Bollmann). Die Rebels hatten einige Abgänge in Richtung ELF-Team Berlin Thunder zu verkraften.
BILD: imago Die Berlin Rebels (weiße Trikots) verloren zum Saisonauft­akt der deutschen Football-Liga 0:31 gegen Braunschwe­ig (am Ball: Christian Bollmann). Die Rebels hatten einige Abgänge in Richtung ELF-Team Berlin Thunder zu verkraften.

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