Bald auch Mädchen bei den „Domspatzen“
In Regensburg fällt im Jahr 2022 eine „Männerbastion“
Die Schauspielerin Michaela May hat den Zölibat in der katholischen Kirche kritisiert. „Es muss auch in der katholischen Kirche ein Familienleben für Geistliche geben“, sagte die 69-Jährige der „Bild“-Zeitung (Dienstag). Die Kirchengesetze müssten dringend reformiert werden. „Es geht mir gegen den Strich, dass die Kirchenmänner Wahrheit predigen und Unwahrheit leben“, sagte May. Sie sei deshalb bereits aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Kirche müsse dringend lebensnaher werden, betonte sie. „Sie ist besonders für die Jugend so wichtig. Als Band der Nächstenliebe und gegen Gewalt und Mobbing.“
Regensburg – In Regensburg fällt eine weitere Männerbastion – zumindest eine Knabenbastion. An der Schule der weltberühmten Domspatzen werden künftig auch Mädchen unterrichtet und als Sängerinnen ausgebildet. Doch wer nun die Tradition des fast 1050 Jahre alten katholischen Knabenchors bedroht sieht, kann sich beruhigen. Seite an Seite sollen Jungen und Mädchen auch künftig nicht musizieren – vielmehr soll es getrennte Chöre geben.
Repertoire erweitern
„Die Regensburger Domspatzen an sich, so wie wir sie kennen, bleiben in der tradierten Form erhalten, nämlich als reiner Knabenchor“, betont Domkapellmeister Christian Heiß. Der Mädchenchor sei als „eine Erweiterung des Portfolios“gedacht, so der Chorchef.
Nach fast 1050 Jahren gründen die Domspatzen neben dem Knabenchor auch einen Mädchenchor.
Die Domspatzen gelten als ältester Knabenchor der Welt und zählen zu den bekanntesten Chören überhaupt. Bei unzähligen Schallplatten- und CD-Aufnahmen haben sie mitgewirkt, regelmäßig sind sie im Fernsehen zu sehen. Tourneen führen die jungen Sänger auch immer wieder auf andere Kontinente, beispielsweise
nach Japan oder in die USA.
Ihre Ausbildung findet in einem eigenem Gymnasium statt. Die Schule soll zum übernächsten Schuljahr 2022/23 nun die ersten Mädchen aufnehmen. „Unsere Schule ist neu, modern ausgestattet und bietet beste Lernbedingungen“, sagt Christine Lohse, die 2019 als erste Frau die Leitung des Gymnasiums übernommen hat.
Der Chor der Mädchen und Frauen werde eine neue musikalische Säule der Kirchenmusik in Regensburg werden. Zudem würden die Mädchen ebenso wie die Buben auf Konzertreisen geschickt.
Neue Gewänder nötig
Auch vom Bistum wird die Schaffung eines Angebots für Mädchen unterstützt. „Wir halten diese Öffnung für sinnvoll und heißen die Mädchen am Gymnasium und als Chor bei uns im Dom herzlich willkommen“, erklärt Dompropst Franz Frühmorgen.
Bis zur Aufnahme der ersten Mädchen bleibt noch einiges zu tun. Es müssen neue liturgische Gewänder für die Sängerinnen geschaffen werden, und für die Auftritte bei weltlichen Konzerten soll es auch eine entsprechende Kleidungslinie geben.