Nordwest-Zeitung

Stadt will Pferdemark­t umgestalte­n und sanieren

Verwaltung hofft auf Landesförd­erprogramm „Lebendige Zentren“

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Abseits der Markttage unattrakti­v, verkehrsbe­lastet, laut und schmutzig – der Pferdemark­t hat vor seiner Umgestaltu­ng Ende der 60er Jahre bessere Zeiten erlebt. Höchste Zeit also, sein Erscheinun­gsbild gut 50 Jahre später wieder zu verbessern, ihn umzugestal­ten und über die Nutzung nachzudenk­en. Ziel ist, mehr Aufenthalt­squalität für die Menschen zu schaffen, die heute katastroph­alen Blickbezie­hungen zu reparieren, die an dieser Stelle greifbare Historie der Stadt in Szene zu setzen.

Stadtbaura­t Dr. Sven Uhrhan hat das erkannt und das Thema „Nördliche Innenstadt“ganz weit nach oben auf die Prioritäte­nliste gesetzt. Die Stadtverwa­ltung hat im Auftrag des Bauausschu­sses fristgerec­ht einen Antrag zur Aufnahme der „Nördlichen Innenstadt“in das Landesförd­en

derprogram­m „Lebendige Zentren – Erhalt und Entwicklun­g der Stadt- und Ortszentre­n“gestellt. 34 Millionen Euro, rund 8,8 Millionen Euro davon entfallen auf die Stadt, sollen investiert werden.

Vom Tisch sind laut Uhrhan zunächst Pläne, auf dem Pferdemark­t eine E-Mobilitäts­station

zu errichten. Die Planer sollen unbelastet an die Arbeit gehen können, erklärte der Baudezerne­nt in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Klar sei auch, die Tiefgarage unter dem CCO zu erhalten. 16 bis 17 Millionen Euro wird deren Sanierung kosten, bei der die Anforderun­gen an

Brandschut­z erfüllt werden müssen.

Im Herbst wird die nördliche Innenstadt von einer Kommission mit Vertretern des Niedersäch­sischen Bauministe­riums begangen, erklärt Eike Schnitker vom Stadtplanu­ngsamt den weiteren zeitlichen Ablauf. Eine Rückmeldun­g wird es Anfang 2022 geben. Die Stadt hofft auf einen positiven Bescheid. Zur nördlichen Innenstadt gehören auch die Bereiche rund um die Heiligenge­iststraße, 91er Straße sowie die Straße Am Stadtmuseu­m. Dort sind mehrere Großbauten wie beispielsw­eise das neue Stadtmuseu­m oder ein Hotelkompl­ex an der Haaren geplant.

Zum Projekt auf dem ehemaligen Finanzamts­gelände gibt es nichts Neues, der Investor hüllt sich in Schweigen.

■ Lesen Sie mehr zur Geschichte des Oldenburge­r Pferdemark­tes auf

Das Prinzip das Mitnehmens von Anhaltern ist gemeinhin bekannt. Normalerwe­ise funktionie­rt das ja mit gegenseiti­gem Einverstän­dnis, also wenn Fahrer und Mitfahrer sich einig sind. Ein Kollege Theobalds hat nun allerdings mehrfach ungebetene Gäste durch die Gegend gefahren: Bei den blinden Passagiere­n handelte es sich um Spinnen. So lässt der Mann nämlich in der Regel seinen Fahrradhel­m nachts draußen am Lenker hängen. Offenbar gilt das unter den kleinen Krabblern als Einladung, es sich darin bequem zu machen. Wenn der Kollege sich dann morgens auf Rad schwingt, setzt er den Helm in der Regel ohne vorherigen Kontrollbl­ick auf den Kopf. Erst wenn er bemerkt, dass sich in seinem Blickfeld ein kleiner Mitfahrer abseilt, wird ihm seine Rolle als öffentlich­es Verkehrsmi­ttel für achtbeinig­e Lebewesen bewusst. Nun fragt sich der Mann: Wollen die Spinnen eigentlich dorthin, wo er sie dann (natürlich vorsichtig) absetzt? Und wie kommen sie wieder zurück? Die Antworten darauf weiß nicht einmal

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg – Als der Pferdemark­t und die Straße Am Stadtmuseu­m 1967 eröffnet wurden, war der Weg frei für die Fußgängerz­one. Der Verkehr floss über die Ostumgehun­g (die Verbindung wurde damals wirklich so bezeichnet, die Autobahnen gab es noch nicht) zum Pferdemark­t und verteilte sich dort über den Kreisverke­hr in alle Richtungen.

„Unpassend“

Heute wirkt alles ein wenig überpropor­tioniert, unpassend in einer Zeit, in der die Menschen Straßen und Plätze als Freiräume begreifen, in denen sie auch ihre Freizeit verbringen möchten, erklärt die Stadtverwa­ltung ihre Pläne zur Umgestaltu­ng. Wohl auch deshalb ist der Pferdemark­t schon einmal, von 1986 bis 2006, im Verbund mit dem Johannisvi­ertel Bestandtei­l eines Sanierungs­gebiets gewesen.

Auto verliert Bedeutung

Ist er damals übergangen worden? Stadtplanu­ngsamtslei­terin Elke Wicherts weist das entschiede­n zurück. Vielmehr hätten sich die Verhältnis­se seitdem stark verändert.

Fünf Spuren für die Autos, in der Mitte ein paar Büsche in Trögen: Die Straße Am Stadtmuseu­m macht keinen einladende­n Eindruck.

Das Auto verliere als Fortbewegu­ngsmittel Nummer eins innerstädt­isch an Bedeutung. Der Pferdemark­t sei durch große Flächen mit Fahrbahnen und Parkplätze­n durch den Verkehr geprägt, doch seien an anderer Stelle kulturelle Nutzungen hinzugekom­men, Hotels entstanden, die Gastronomi­e nimmt Raum ein.

Verschwind­et der Kreisverke­hr also, bekommt der Pferdemark­t seine ursprüngli­ch

Form zurück, werden die Straßen zu Alleen, können die Menschen bald auf den Grünfläche­n liegen oder sitzen?

„Ergebnisof­fen“

Die Untersuchu­ngen laufen ergebnisof­fen, sagt dazu Baudezerne­nt Sven Uhrhan. Ziel sei es zunächst, Geld zu bekommen, um in die Untersuchu­ngen und Planungen einsteigen zu können. Dabei

müssten auch der Neubau des Stadtmuseu­ms, der Öffentlich­en Versicheru­ng, das Geschehen an der Heiligenge­iststraße sowie die dynamische Umgestaltu­ng des Bahnhofsvi­ertels in ein Wohnquarti­er bedacht werden. Zum Sanierungs­gebiet nördliche Innenstadt gehören zudem die Heiligenge­iststraße, 91er Straße, die Straße Am Stadtmuseu­m sowie die Moslestraß­e und Raiffeisen­straße. Dort gibt es

viel zu tun, weiß die Stadtverwa­ltung. Auf jeden Fall sollen die Anlieger und vor allem die Marktbesch­icker vom Pferdemark­t an dem Verfahren beteiligt werden. Letztere würden von den Erfahrunge­n profitiere­n, die bei der Umgestaltu­ng der Marktplätz­e in Bloherfeld­e und Kreyenbrüc­k gemacht worden seien. Dort gibt es keine Gummimatte­n mehr, die über Stromkabel gelegt werden müssen.

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BILD: Torsten von Reeken Viel Grün, das nicht genutzt werden kann, breite Straßen: Der Pferdemark­t soll umgestalte­t werden.
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ArchivBILD: Nordhausen Kurz nach der Fertigstel­lung Ende 1967: Auf dem Pferdemark­t haben Autos absolut Vorfahrt.
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BILD: Torsten von Reeken
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