Nordwest-Zeitung

Von Abschiebun­gen bis Waffenrech­t

Worüber die Innenminis­ter beraten – Dieses Jahr besondere Kulisse im Freizeitpa­rk

- Von Nico Pointner

Rust – Abschiebun­gen nach Syrien und der Kampf gegen Antisemiti­smus und Rechtsextr­emismus sind zentrale Themen der diesjährig­en Frühjahrsk­onferenz der Innenminis­ter von Bund und Ländern. Die mehrtägige Konferenz begann am Mittwoch und findet im Europa-Park in Rust bei Freiburg statt. Auch der Umgang mit extremisti­schen Tendenzen in der „Querdenker“-Bewegung und das Waffenrech­t sollen zur Sprache kommen. Die Ressortche­fs treffen sich in der Regel zweimal jährlich. Baden-Württember­g hat den Vorsitz. Wichtige Themen in Rust:

ABSCHIEBUN­GEN

Der 2012 verhängte generelle Abschiebes­topp für Syrien war zum Jahreswech­sel auf Betreiben der Innenminis­ter von CDU und CSU ausgelaufe­n. Damit können die Behörden wieder die Möglichkei­t einer Abschiebun­g prüfen, was insbesonde­re bei schweren Straftäter­n geschehen soll und bei Gefährdern, also Menschen, denen die Sicherheit­sbehörden schwerste politische Straftaten zutrauen. Verantwort­lich sind am Ende aber die einzelnen Bundesländ­er. Ein halbes Jahr nach Auslaufen des Abschiebes­topps hat die Bundesregi­erung noch niemanden zurückgesc­hickt. Menschenre­chtsorgani­sationen oder Kirchen warnen ohnehin vor Abschiebun­gen in das Land.

ANTISEMITI­SMUS

Die Erfassung antisemiti­scher Straftaten soll genauer werden – dafür wollen sich BadenWürtt­emberg und NordrheinW­estfalen einsetzen. Sie werden bisher dem Phänomenbe­reich Rechts zugeordnet, wenn sich aus den Umständen der Tat oder der Einstellun­g des Täters keine gegenteili­gen Anhaltspun­kte ergeben. Der nordrhein-westfälisc­he Ressortche­f Herbert Reul (CDU) sagte der „Welt“: „Rechtsextr­em, linksextre­m oder aus dem Ausland importiert – Antisemiti­smus hat unterschie­dliche Facetten.“Um gezielt gegen die unterschie­dlichen Ausprägung­en von Antisemiti­smus vorzugehen, brauche es eine präzise und differenzi­erte Analyse.

RECHTSEXTR­EMISMUS

Einheitlic­h vorgehen wollen die Innenminis­ter gegen das Zeigen von Reichsfahn­en und Reichskrie­gsflaggen aus der Kaiser- und NS-Zeit in der Öffentlich­keit. Schleswig-Holstein wollte zudem eine schärfere Strafverfo­lgung im Zusammenha­ng mit rechtsextr­emen und rassistisc­hen Äußerungen in Chatgruppe­n von Polizeibea­mten vorschlage­n. Volksverhe­tzende Inhalte innerhalb geschlosse­ner Chatgruppe­n sollen unter Strafe gestellt werden, „wenn die einschlägi­gen Inhalte von Amtsträger­n im Zusammenha­ng mit der Dienstausü­bung verwendet werden“, heißt es.

QUERDENKER

Trotz des Abflauens der Corona-Krise muss der Staat nach Meinung von Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) weiter ein scharfes Auge auf die Protestbew­egung um die sogenannte­n Querdenker haben. „Wir haben die klare Erkenntnis, dass im Zuge des Protestges­chehens Verschwöru­ngsideolog­ien Aufwind erhalten und sich sehr stark verbreitet haben“, sagte der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz am Mittwoch warnend. Reichsbürg­er, Selbstverw­alter, Verschwöru­ngstheoret­iker, QAnon-Anhänger und Rechtsex-treme versuchten, die Demonstrat­ionen gegen die Corona-Politik zu unterwande­rn und zu instrument­alisieren.

 ?? DPA-BILD: von Ditfurth ?? Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU, rechts) bei seiner Ankunft in Rust.
DPA-BILD: von Ditfurth Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU, rechts) bei seiner Ankunft in Rust.

Newspapers in German

Newspapers from Germany