Freiheit und Einheit sind nicht selbstverständlich
Sie scheiden heute aus dem Amt. Die Stasi-Unterlagen gehen dann an das Bundesarchiv. Wird damit ein zentrales Thema der jüngeren deutschen Historie den Geschichtsbüchern überantwortet?
Jahn: Nein, im Gegenteil. Damit wird Sorge getragen, dass eine Errungenschaft der friedlichen Revolution in der DDR Teil der gesamtdeutschen Geschichte wird. Damit ist der Zugang zu den Akten auch künftigen Generationen offen. Und die Gesellschaft hat so die Möglichkeit, das „Gedächtnis der Nation“, das Bundesarchiv, zu nutzen und damit die Sinne zu schärfen für die Gegenwart.
Worauf sind sie stolz?
Jahn: Wir haben es geschafft, die Dienstleistungen dieses Archivs in die Gesellschaft hineinzutragen. Bildungs- und Informationsangebote wurden an den historischen Orten, in den Medien und im Internet so dargeboten, dass der besondere Charakter und Symbolwert der Unterlagen zeitgemäß sichtbar wurde.
Wo muss noch nachgearbeitet werden?
Jahn: Es muss einiges in Richtung Digitalisierung getan werden. Dabei kann helfen, dass die Unterlagen unter das Dach des Bundesarchivs gebracht werden. So können
Technik, Kompetenz und Ressourcen gebündelt werden.
Sie scheiden am 17. Juni, aus dem Amt. Bedauern Sie, dass der kein gesetzlicher Feiertag mehr ist?
Jahn: Ich würde mir wünschen, dass in Deutschland der 17. Juni einer größere Rolle spielt, denn er macht in besonderer Weise deutlich, das Freiheit und Einheit nicht selbstverständlich sind und dass es ein langer, schmerzvoller Weg war, der zu gehen war. Das sollte man stärker würdigen. Ich könnte mir vorstellen, aus diesem Tag einen Tag der Demokratie zu machen. Den könnte man nutzen für einen gesellschaftlichen Diskurs, wie unsere die Demokratie weiterentwickelt werden kann.
→ Einen Hintergrundbericht zur Auflösung der Stasiunterlagenbehörde lesen Sie auf der Seite Korrespondenten