Kleine Turmfalken kurz vor Absprung
Sechs Eier brachten viermal Nachwuchs – Nun werden die Ofenerdieker Minis flügge
Oldenburg – Irgendwann will man einfach hinaus in die weite Welt. Weg von den Eltern. Eigene Erfahrungen machen. Das ist bei Mensch und Tier gleich. Nur bei Letzteren geht’s einfach schneller. So wie bei den kleinen Turmfalken im Turm der Ofenerdieker Thomas-Kirche. Die lassen sich im Alter von gut zwei Wochen schon mal am Ausflugsloch in 20 Meter Höhe blicken.
Jetzt auch mit Ton
Das alles wird von einer im Nistkasten integrierten Außenkamera aufgenommen. Live-Bilder aus dem Nest liefert darüber hinaus eine WebCam. „Wir konnten diese Kamera jetzt aufrüsten: mit Tonaufnahmen und Nachtsicht“, erklärt Michelle Scheinert. Die 26-Jährige kümmert sich zusammen mit ihrem Vater Andreas Scheinert, seit 21 Jahren Küster der Kirchengemeinde, um die Turmfalken, die sich im Nistkasten der ThomasKirche ansiedeln. Mit Spenden an die Kirchengemeinde Ofenerdiek, die sich speziell an das Turmfalkenprojekt richteten, konnte die verbesserte Kameraausstattung gekauft werden.
Endlich Futter: Der Imbiss von Mutter Turmfalke wird sehnlichst erwartet. Die Außenkamera zeigt das Schauspiel.
So konnten Neugierige Zeuge werden, wie ab dem 26. April im Zwei-Tage-Rhythmus Eier gelegt wurden, bis es dann am 5. Mai sechs waren. Und wie am 30. Mai drei Küken schlüpften und anderntags die Nummer vier. Interessierte guckten seither immer mal wieder nach, ob nicht auch in der Schale von Ei Nummer fünf und sechs ein Loch zu entdecken ist. „Leider
sind keine weiteren Küken geschlüpft“, sagte am Mittwoch Michelle Scheinert. Die Eier seien mittlerweile „untergebuddelt“worden.
Jetzt ist „Halbzeit“
Drei Gründe nennt die 26Jährige für dieses Resultat: „Vielleicht wurden die Eier nicht befruchtet. Oder sie haben zu wenig Wärme bekommen.
Oder die Küken waren zu schwach für den anstrengenden Schlüpfprozess und sind im Ei gestorben.“
Der Rest der Brut ist derweil quicklebendig. 16 und 15 Tage alt sind die Minis mittlerweile. „Halbzeit“, sagt Michelle Scheinert, „in anderthalb bis zwei Wochen sind sie flügge.“Üblicherweise werden Turmfalken nach dem Schlüpfen vier Wochen lang von den El
Familienbande: Diese vier Turmfalkenjungen haben es bis jetzt geschafft.
tern betreut. Die liefern Futter, damit die Jungen groß und stark werden. Die Kameras im Ofenerdieker Kirchturm zeigen, wie die Fütterung vonstattengeht. Und nun ist auch das aufgeregte Piepen zu hören, wenn das Muttertier die Beute zuteilt. Noch tragen die Jungvögel das weiße Daunenkleid. Aber ein wenig ist darunter schon das erste Gefieder an den Flügeln zu erkennen. „Einer der Kleinen sitzt schon besonders oft am Abflugloch“, erzählt Michelle Scheinert.
Da lässt er sich schon mal den Duft der großen, weiten Welt um den kleinen Schnabel wehen. Und irgendwann wagen er und seine Geschwister bestimmt den Absprung.
@ Link zum Video: bit.ly/nwz-turmfalke