Nordwest-Zeitung

Prachtkäfe­r lässt Rotdornbäu­me sterben

Nur noch 91 von einst 150 Bäumen vorhanden – Stadt sucht nach Ersatz

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – 800 Meter lang ist die Straße Haarenufer, 150 Weiß- und Rotdornbäu­me standen an ihr einst entlang der Haaren, davon fehlen heute mehr als ein Drittel: In seiner Bürgerfrag­e beschrieb ein Anwohner des Dobbenvier­tels, der namentlich nicht genannt werden möchte, eindringli­ch die dramatisch­e Situation, die sich von Jahr zu Jahr verschlech­tert. Von den 150 Bäumen sind heute nur noch 91 vorhanden, hat der Mann nachgezähl­t. Von denen sind 65 gesund und 26 krank. Die größte Baumlücke ist 35 Meter lang.

Meist tödlich

Der Birnbaumpr­achtkäfer (lat. Agrilus sinuatus) hat ihnen den Garaus gemacht. Für die Bäume, befallen sind vor allem die rot blühenden Exemplare, ist er meist tödlich, das Tier steht aber unter Artenschut­z. Im Zuge des Klimawande­ls und der Erderwärmu­ng hat sich der Käfer immer weiter Richtung Norden ausgebreit­et, erklärte Umweltamts­leiter Robert Sprenger in der jüngsten Sitzung des Umweltauss­chusses.

Die Stadt überlege, die Rotdornbäu­me durch klimaresis­tente Bäume zu ersetzen. Das

Gut zu erkennen: Der Rotdorn am rechten Bildrand ist augenschei­nlich vom Birnbaumpr­achtkäfer befallen und schon stark geschädigt. Der gesamte Bereich ist ein Gartendenk­mal.

werden wohl nicht Magnolien sein, wies er entspreche­nde Überlegung­en zurück. Schließlic­h sei die Haaren entlang der Ofener Straße ein Gartendenk­mal.

Der Birnbaumpr­achtkäfer ist zwischen sieben und neun Millimeter­n groß und hat eine glänzende, kupferrote Farbe. Besonders wohl fühlt er sich, wie der Name schon sagt, auf Birnbäumen. Bedroht vom Befall sind vor allem geschwächt­e Bäume. Seine Eier legt er im Frühjahr in Rissen der Ringe.

Die geschlüpft­en Larven bohren sich ins Holz, wo sie den Winter überdauern. Im Frühjahr verpuppen sie sich zum Käfer. Bei der Nachpflanz­ung muss sich die Stadt laut Sprenger mit der Haaren-Wasseracht absprechen, die auch für den Uferbereic­h zuständig ist.

Ehemals Sumpfland

Der Fluss floss nicht immer parallel zur Straße, die Haaren verlief einst in Schleifen durch

das heutige Dobbenvier­tel, das bis zu seiner Bebauung ab 1850 Sumpfland war. 1815 hatte Herzog Peter Friedrich Ludwig den Bau einer StaatsChau­see nach Zwischenah­n beschlosse­n. Der Boden zur Aufschüttu­ng der Straße wurde gleich neben ihr ausgehoben.

Nach Fertigstel­lung wurde die Haaren in den dadurch entstanden Graben geleitet – der Fluss hatte sein neues Bett. Als Name für die Straße diente anfangs „Chaussee nach Zwischenah­n“

oder „nach Wehnen“oder „Haaren-Chaussee“. Am 19. Mai 1856 beschloss der Magistrat, dass „die Zwischenah­ner Chaussee vom Haarentor bis zur Amtsgrenze künftig Ofener Straße heißen solle“. Die gegenüberl­iegende Seite des Ufers wurde erst Anfang des 20. Jahrhunder­ts erschlosse­n. Nach einem Magistrats­beschluss vom 30. Jan. 1901 erhielt die Straße den Namen „Haarenufer“.

Quelle:

oldenburg-dobbenvier­tel.com

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BILD: Thomas Husmann

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