Bundestrainer muss offensiv neue Lösungen finden
Was wäre möglich gewesen, wenn Deutschland noch einen Angreifer wie Miroslav Klose im Zentrum gehabt hätte? Diese Frage haben sich wahrscheinlich viele Fußballfans beim missglückten EM-Auftakt gestellt. Das 0:1 gegen Frankreich hat einmal mehr offen gelegt: Der Spielertyp, der der deutschen Elf in der Offensive fehlt, ist ein klassischer Mittelstürmer.
Als die abgezockten Franzosen führten, waren viel deutscher Ballbesitz, zahlreiche Querpässe, aber wenig kreative Ideen im vorderen Drittel das spielbestimmende Bild. Deutschland wirkte auf Augenhöhe, war in den Zweikämpfen präsent, verteidigte gegen die schnellen Weltstars um Kylian Mbappé meist konsequent. Und dennoch trat der Weltmeister reifer auf. Frankreich hatte jederzeit die Kontrolle, weil gute deutsche Angriffe immer dann verpufften, wenn es darum ging, in vorderster Linie einen Zielspieler zu finden, in Dribblings zu gehen und so Tempo in die Angriffe zu bekommen.
Serge Gnabry ist eben kein klassischer Mittelstürmer. Er macht den Ball selten mit dem Rücken zum Tor fest. Er ist keiner, der bei Flanken präsent im Strafraum ist. Für ihn kam Timo Werner, der Räume braucht, die er gegen Frankreich nicht hatte. Warum Bundestrainer Joachim Löw es (in der Schlussphase) nicht mit Kevin Volland im Sturmzentrum versuchte, sondern den Ex-Leverkusener auf die linke Seite stellte, bleibt ein Rätsel.
Die Aussicht ist klar: Portugal wird mit dem 3:0-Auftaktsieg im Rücken ebenfalls tief stehen, weil der amtierende Europameister mit einem Punkt gegen die deutsche Auswahl gut leben kann. Und der dritte Gruppengegner Ungarn spielt ohnehin sehr defensiv. Die Aufgabe heißt deswegen: Löw muss mit seinem Team schnell neue offensive Lösungen und Wege finden, sonst heißt es wieder: viel Ballbesitz, wenig Ertrag. So, wie es beim WM-Vorrundenaus 2018 in Russland der Fall gewesen ist. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de
Gruppe F in München Frankreich - Deutschland 1:0 Frankreich Lloris - Pavard, Varane, P. Kimpembe, Lucas Hernandez Pogba, Kanté, Rabiot (90.+4 O. Dembélé - Griezmann, Benzema (89. Tolisso), Mbappe.
Deutschland Neuer - Ginter (88. E. Can), Hummels, Rüdiger - Kimmich, Gündogan, Kroos, Gosens (88. K. Volland) - Havertz (74. L. Sané), Gnabry (74. Werner), T. Müller. Schiedsrichter Carlos del Cerro (Spanien). Zuschauer 13 000.
Tore 1:0 Hummels (20./Eigentor).