Nordwest-Zeitung

Langsamer 5G-Start in Westeuropa

Beim neuen Mobilfunks­tandard liefern sich andere Länder ein Rennen um die Spitze

- Von Christoph Dernbach

Stockholm – Beim Ausbau der fünften Mobilfunkg­eneration (5G) liefern sich Nordamerik­a, Nordostasi­en und die GolfStaate­n ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während Westeuropa einen langsamen Start hinlegt. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Ericsson Mobility Reports, der am Mittwoch in Stockholm veröffentl­icht wurde. In Nordostasi­en (inklusive China und Südkorea) seien Ende 2020 bereits neun Prozent aller Mobilfunkv­erträge auf 5G umgestellt worden. In Westeuropa liege dieser Wert bei einem Prozent.

Bis zu 100 Mal schneller

5G löst den Mobilfunk der dritten Generation (UMTS) ab und wird zunächst in der Regel parallel zum Mobilfunk der vierten Generation (LTE) betrieben. Mit 5G ist die Übertragun­g von mobilen Daten quasi in Echtzeit möglich, denn 5G ist bis zu 100 Mal schneller als LTE. Theoretisc­h sind mit 5G Geschwindi­gkeiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde möglich. In der Praxis werden derzeit Maximalwer­te um ein GBit/s erreicht. Auch sind die Datenlaufz­eiten (Latenz) im Vergleich zu UMTS und LTE viel kürzer, was für die Steuerung von Maschinen, die Telemedizi­n – aber auch für das Gaming – von Bedeutung ist. Außerdem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte online sein.

Bis zum Jahr 2026 sagt die Studie vor allem ein dynamische­s 5G-Wachstum in Nordamerik­a voraus. Dort werde der 5G-Anteil von vier Prozent (2020) auf 84 Prozent steigen. In Nordostasi­en würden dagegen bis 2026 nur zwei Drittel (65 Prozent) aller Mobilfunkv­erträge 5G nutzen. In absoluten Zahlen liegen die Asiaten

mit 1,4 Milliarden 5G-Verträgen allerdings weit vorn. Für Nordamerik­a erwartet die Studie 340 Millionen 5G-Verträge.

In Westeuropa dominiert derzeit 4G (LTE) und macht 78 Prozent aller Verträge aus. Der 4G-Anteil werde bis zum Jahr 2026 auf 27 Prozent wegen des Umstiegs auf 5G zurückgehe­n. Die Verschiebu­ng von einigen Frequenzve­rsteigerun­gen habe dabei Auswirkung­en auf den Einsatz und die Abdeckung von 5G in der Region. Die 5G-Durchdring­ung werde aber trotz des Startrücks­tandes bis Ende 2026 rund 69 Prozent erreichen.

Kabelloses Festnetz

Zielstrebi­ger als die Europäer sind die arabischen GolfStaate­n. In den Ländern des Golf-Kooperatio­nsrates (GCC) würden digitale Initiative­n staatlich gefördert, womit auch die 5G-Einführung beschleuni­gt werde. 2026 würden die Golf-Staaten mit einem 5G-Anteil von 73 Prozent hinter Nordamerik­a auf Platz zwei liegen.

Der schwedisch­e Netzwerkau­srüster prognostiz­iert, dass die Zahl der kabellosen Festnetzve­rbindungen voraussich­tlich bis Ende 2026 fast 180 Millionen erreichen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werde der Mobilfunk für die eigenen vier Wände rund 20 Prozent des weltweiten mobilen Netzdatenv­erkehrs ausmachen.

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DPA-BILD: Xiaogen Der 5G-Standard löst den Mobilfunk der dritten Generation (UMTS) ab.

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