Nordwest-Zeitung

75 Stücke zum 75.

- Stefan Idel über die Sitzung des Kabinetts im prunkvolle­n Saal des Schlosses Bückeburg

Es muss nicht immer Hannover sein: Im Festsaal des Schlosses Bückeburg kam in dieser Woche die SPD/CDULandesr­egierung zusammen. Das Land Niedersach­sen feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass soll es in den drei ehemals selbststän­digen Ländern Oldenburg, Braunschwe­ig und Schaumburg-Lippe Kabinettss­itzungen geben. Das schöne Ambiente des Schlosses Bückeburg, seit vielen Hundert Jahren Stammsitz der Familie zu Schaumburg-Lippe, machte den Auftakt. „Vielfalt prägt unser Land“, lächelte Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) den Hausherrn, Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, an. Es sei „das heimliche Markenzeic­hen“Niedersach­sens.

Das Schloss wirbt mit seiner „Erlebniswe­lt“. Vom 1. bis 8. August laden Fürst Alexander und Fürstin Mahkameh, eine Konzertpia­nistin, wieder zur Landpartie. 150 Aussteller haben sich angesagt.

Eine Landpartie hatte Niedersach­sens Landesherr Weil aber nicht im Sinn. Auf der Tagesordnu­ng seines Kabinetts standen ernste Themen, darunter die EU-Zukunftsko­nferenz, eine Bundesrats­initiative zum Bau tierfreund­licher Ställe sowie die Lockerung der Corona-Regeln. Das Schloss bot aber auch den idealen Rahmen, um ein Buch der historisch­en Kommission für Niedersach­sen und Bremen vorzustell­en. Zum 75. Geburtstag der beiden Länder nimmt sie 75 regionale Erinnerung­sorte in den Blick. Das 512 Seiten starke Werk beginnt mit der Varusschla­cht und endet mit Gorleben. Dazwischen finden sich in dem Band bemerkensw­erte Essays zur „Dynastie der Oldenburge­r“, Maria von Jever, dem Marine-Standort Wilhelmsha­ven oder dem Niedersach­sen-Ross. Die Schelme Max und Moritz kommen ebenso vor wie die Bremer Stadtmusik­anten und Graf Anton Günther von Oldenburg. Ein Kapitel widmet sich gar dem Ostfriesen­witz.

Weil widmete sich in seiner Rede dem Cheruskerf­ürsten Arminius, der im Jahr 9 n.Chr. den Römern eine verheerend­e Niederlage beibrachte. Arminius, der später als Hermann der Cherusker zum Mythos wurde, sei als „erster Niedersach­se“in die Weltgeschi­chte eingegange­n, so Weil. Die Varusschla­cht soll in Kalkriese bei Osnabrück stattgefun­den haben. Das 54 Meter hohe Hermannsde­nkmal steht jedoch im Teutoburge­r Wald bei Detmold. Und das gehört zu Nordrhein-Westfalen. Dort hat heute übrigens wieder ein Armin das Sagen. Und der glaubt gar, mit Karl dem Großen verwandt zu sein. Diesen Bogen schlug Weil in Bückeburg leider nicht. Schade. Die Gelegenhei­t hätte sich geboten: Ein Kapitel des Buches widmet sich Karl dem Großen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Idel@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany