Curevac-Impfstoff wird zum Flop
Wirksamkeit bei 47 Prozent – Ökonomen kritisieren Bundesbeteiligung an Pharmaunternehmen
Tübingen/Berlin – Das Unternehmen Curevac hat bei der Entwicklung seines CoronaImpfstoffs einen herben Rückschlag erlitten. In einer Zwischenstudie war das Mittel, das als fünfter Impfstoff auf den deutschen Markt kommen sollte, nur zu 47 Prozent wirksam.
Die US-Arzneibehörde verlangt eine Wirksamkeit von mindestens 50 Prozent. Die Konkurrenten Biontech und Moderna kommen auf rund 95 Prozent. Das Bundesgesundheitsministerium berücksichtigt Curevac schon nicht mehr in seinen Lieferplanungen für dieses Jahr.
Niemals Zulassung?
Der Bayer-Konzern ist Kooperationspartner und wollte eigentlich im nächsten Jahr 160 Millionen Dosen des CureAn
vac-Impfstoffes im Werk Wuppertal herstellen. Erste Chargen hatte man sich zum Jahreswechsel erhofft.
Doch ob der Curevac-Impfstoff jemals zugelassen wird, ist fraglich. Bayer will zunächst an der Kooperation festhalten. „Mit der Fortführung der Studie wird auch unsere Unterstützung fortgesetzt, während wir die Situation genauer bewerten“, sagte ein Bayer-Sprecher.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht davon
aus, dass Curevac in Deutschland nicht verimpft wird. „Mit der zu erwartenden geringen Wirksamkeit, selbst wenn sie sich bei der Endauswertung noch leicht verbessert, ist der Curevac-Impfstoff nicht einsetzbar in Deutschland“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. Die Wirksamkeit von Curevac werde bei der sich ausbreitenden Delta-Virusvariante wahrscheinlich noch schwächer sein, der Impfstoff somit keine Rolle mehr spielen. „Für unsere
Impfkampagne bedeuten der Wegfall von Curevac und die geringere Liefermenge von Biontech, dass wir erst Mitte September Herdenimmunität erreichen können“, so der SPDPolitiker.
Curevac-Chef Franz-Werner Haas erklärte, man wolle die laufende Studie dennoch fortsetzen. „Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern.“
Größter Investor von Curevac ist der SAP-Gründer Dietmar Hopp, der 47 Prozent hält.
Curevac ist auch der Bund indirekt über die KfW-Bank zu 16 Prozent beteiligt. Durch den Einstieg wollte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern.
Vertrauen kam zu früh
Nun sehen sich Ökonomen in ihrer Kritik bestätigt: Mit traumwandlerischer Sicherheit habe der Bund den Hersteller erwählt, der es nicht schafft, rechtzeitig einen wirksamen Impfstoff auf den Markt zu bringen, sagte der ehemalige Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld. „Problematisch ist ein Einsteigen des Staates bei einzelnen Unternehmen mehr oder weniger auf Zuruf und nach Bauchgefühl“, sagte Christoph Schmidt, Chef des RWI Leibniz-Instituts in Essen, unserer Redaktion.