Sportler zwischen Demütigung und Anerkennung
Das ZDF zeigt heute „Schwarze Adler“über Rassismus im deutschen Fußball
Bonn – Als Beverly Ranger 1975 in der Sportschau für das „Tor des Monats“ausgezeichnet wurde, fielen Ehrung und Demütigung zusammen. Für den Auftritt der jamaikanischen Fußballerin, die beim Bonner SC spielte, ließ die Redaktion
Trommelmusik einspielen und Vico Torriani „Schön und kaffeebraun sind alle Frauen in Kingston Town“singen. Was wohl witzig und würdigend gemeint war, vermittelte zugleich die Botschaft: Du bist eine Exotin und gehörst eigentlich nicht hierher.
Im Dokumentarfilm „Schwarze Adler“– heute als TV-Erstausstrahlung; 23.30 Uhr im ZDF und in der ZDF
Mediathek – gibt es mehrere solcher Auftritte zum Fremdschämen. Jedes Mal geht es dabei um schwarze Profifußballer, die von verlegen kichernden deutschen Moderatoren auf ihr Anderssein angesprochen werden.
Nur wenig verändert
Der Sport erweist sich dabei als besondere Rahmenbedingung für die widersprüchliche Außenseiterrolle der Spieler. Im Film wird dieser Zwiespalt mit einem Zitat des ehemaligen Zweitligaspielers Ojokojo Torunarigha auf den Punkt gebracht: „Geliebt als Fußballer, abgelehnt als Mensch“.
Der Film schneidet Themen wie Herkunft, Pioniere, fehlende Anerkennung und das abschätzige Verhältnis zum Frauenfußball eher an, als dass er sie vertieft. Die Ge
sprächspartner treten dabei als Individuen und nicht als reine Stichwortgeber auf.
Manche sind, wie Steffi Jones, Kinder von schwarzen GIs, andere haben, wie Anthony Baffoe, ghanaische Einwanderer als Eltern. Mehrere sind,
wie Jimmy Hartwig, als Deutsche geboren, einige, wie Gerald Asamoah, später Deutsche geworden. Obwohl der zeitliche Bogen vom 1946 geborenen Erwin Kostedde, dem ersten nicht-weißen deutschen Nationalspieler, bis zum 21-jährigen Jean-Manuel Mbom von Werder Bremen über ein halbes Jahrhundert umfasst, hat sich in dieser Zeit nur bedingt etwas geändert.
Keine Abrechnung
Ein Leitmotiv des Films ist die enttäuschte Sehnsucht danach, dazuzugehören. Erwin Kostedde erzählt sogar einmal, wie er versuchte, sich mit Kernseife heller zu waschen.
Trotzdem ist „Schwarze Adler“weniger eine Abrechnung als eine verhinderte Liebesgeschichte. Wir hören Hartwig erzählen, wie stolz er war, als er den schwarzen Bundesadler auf dem Trikot trug, oder sehen Asamoah, wie er gemeinsam mit Lukas Podolski und David Odonkor bei der WMSiegesfeier 2006 am Brandenburger Tor „Marmor, Stein und Eisen bricht“grölt.