Sanierung der Gleishalle in Oldenburg für 60 Millionen
Bahn stellt Konzept für originalgetreue Restaurierung vor
Oldenburg – Der Hauptbahnhof wird von Dezember 2023 bis Herbst 2027 zur Großbaustelle. Für mindestens 60 Millionen Euro soll die Gleishalle über den Bahnsteigen in drei Bauabschnitten zunächst demontiert, in Einzelteile zerlegt, in Werkstätten überarbeitet und dort repariert werden, bevor die Konstruktion im Bahnhof wieder aufgebaut wird. Teile, die nicht aufgearbeitet werden können, werden durch neue ersetzt. Aber: Der Vorstand der DB Station&Service AG muss Anfang 2022 noch das Geld für das Projekt freigeben, erklärte Felix Födisch, Leiter DB-Großprojekte, den Mitgliedern des Oldenburger Bauausschusses.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Olaf Ruffer gab er als erklärtes Ziel den originalgetreuen Wiederaufbau aus. Die Gleishalle soll, wie bei ihrer Eröffnung im Jahr 1915, in frischem Glanz erstrahlen. In welcher Farbe, steht noch nicht fest. Der ursprüngliche Anstrich wird bei der Aufarbeitung der Stahlteile zum Vorschein kommen. Vermutlich ist es ein Anthrazit-Ton, erklärten die beiden Ingenieure.
Ungeschützt vor den Unbilden des Wetters werden die Bahnreisenden während der voraussichtlich fast vier Jahre andauernden Bauarbeiten nicht sein. Es bleibt immer eine der drei Hallen stehen bzw. kann die restaurierte genutzt werden, versprachen die Bahn-Vertreter. Saniert werden auch die 54 Köpfe der Fundamente und ins Dach werden die Scheiben eingesetzt.
Zu den Arbeiten gehören ferner der Austausch der längs verlaufenden Mauer in Richtung ZOB, der Rückbau der Stangenverbände an den vorderen Seiten der Gleishalle, die 1960 eingebaut worden waren, der Rückbau der sechs Lastenaufzüge, der Neubau eines Gepäckbahnsteiges nach historischem Vorbild sowie die Erneuerung von Beleuchtung und Lautsprecheranlage.
Die Arbeits- und Schutzgerüste, die das Erscheinungsbild des Bahnhofs mit der Holzkonstruktion und den Betonfüßen zurzeit dominieren und vielen Bahnreisenden ein Dorn im Auge sind, verschwinden wieder. Begonnen wird mit den Arbeiten im Richtung ZOB, also Norden gelegenen „Hallenschiff “, das mittlere sowie das Richtung Empfangsgebäude liegende folgen. Der Bahnsteig 5/6, auf dem die Züge Richtung Bremen und Leer abfahren, wird bei dieser Gelegenheit verlängert.
Oldenburg – Endet nach vielen Jahren die leidige Diskussion über die Sanierung der Gleishalle über den Bahnsteigen des Oldenburger Hauptbahnhofs und findet ein glückliches Ende? Es sieht fast danach aus, die Signale dafür waren im vergangenen Jahr auf Grün gestellt worden. „Doch die Planung zur originalgetreuen Sanierung hat im April und Mai enorm an Fahrt aufgenommen“, berichteten Felix Födisch und Olaf Puffer, DBGroßprojekte, den Mitgliedern des Oldenburger Bauausschusses am Donnerstagabend.
Abriss geplant
Die Erleichterung bei den Rats- und Verwaltungsvertretern war spürbar. Die Bahn hatte ursprünglich sogar aus Kostengründen einen Abriss der Konstruktion und den Bau moderner Unterstände aus Beton nach Vorbild des Hauptbahnhofs in Hannover favorisiert. Stadtverwaltung, Rat und Oldenburgische Landschaft kämpften demgegenWinddruck über für eine Sanierung. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz schaltete sich ein. Das Ensemble des von 1911 bis 1915 in Form des Jugendstils errichteten Bahnhofs mit Fürstenpavillon, Empfangshalle und Gleishalle steht in Gänze unter Denkmalschutz.
Einziger Hallenbahnhof
Der Oldenburger Hauptbahnhof ist der einzige Hallenbahnhof in Niedersachsen. Er wurde gemeinsam mit der Gleishalle zwischen 1911 und
1915 gebaut. Sein erst wenige Jahre zuvor am 21. Mai 1879 eröffneter und mit seinen Zinnen wie eine Burg wirkender Vorgänger war abgerissen worden. Beim Neubau wurden die Gleise höher gelegt. Der Hauptbahnhof steht auf einem lehmigen, teils moorigen Gelände. Messungen hatten auch deshalb eine „Schiefstellung“der Gleishalle bestätigt. Bereits im Jahr 2013 waren aus Gründen der Gefahrenabwehr die Scheiben aus der Dachkonstruktion herausgenommen worden, um den zu vermindern. Anfang 2017 wurden die Bahnsteige von provisorischen Holzkonstruktionen, die auf riesigen Betonklötzen fußen, überdacht. Der einst so prachtvolle großherzogliche Hauptbahnhof war aus Sicht vieler Oldenburg zu einem Schandfleck verkommen.
Eröffnung im Krieg
Eröffnet worden war er am 3. August 1915 mitten im Zweiten Weltkrieg. Großherzog Friedrich August besuchte den Bahnhof einen Tag später am 4. August. Für ihn und seine großherzogliche Familie war der Fürstenpavillon mit seinem bekannten Saal errichtet worden. Dort konnte die Familie auf die Abfahrt des Zuges warten oder Besucher in Empfang nehmen. Am 21. April 1945 wurde der Hauptbahnhof bei einem Luftangriff schwer beschädigt. In den 60er Jahren wurden die Malarbeiten aus der Bauzeit des Bahnhofs übermalt und der Kandelaber der Bahnhofshalle abgenommen. Er wurde gegen den Protest vieler nicht eingelagert, sondern zerstört.