Nordwest-Zeitung

Jetzt doch Luftreinig­er für Klassen eins bis vier

Kehrtwende in der Verwaltung – Entscheidu­ng liegt bei Einrichtun­gen

- Von Markus Minten

Oldenburg/mtn – Die Oldenburge­r Grundschul­en sollen – wenn gewünscht – mobile Luftfilter für die Klassenräu­me erhalten. Die Stadtspitz­e geht damit über den Beschlussv­orschlag der eigenen Verwaltung für die politische­n Gremien hinaus. Die Fachämter hatten die Anschaffun­g von zentralen/dezentrale­n Lüftungsan­lagen für Schulgebäu­de favorisier­t. „Wir handeln hier im Sinne einer Risikomini­mierung und wollen zumindest ein umfassende­s Angebot für die Schülerinn­en und Schüler der Grundschul­en machen“, erläuterte Oberbürger­meister Jürgen Krogmann diesen Schritt. Die rund 2000 Euro teuren Geräte sollen allen Grundschul­en und Förderklas­sen (Klassen 1 bis 4) in städtische­r Trägerscha­ft angeboten werden. Die Entscheidu­ng, ob und welche Räume bestückt werden sollen, überträgt der Schulträge­r Stadt allerdings den Schulleitu­ngen.

Oldenburg – Jetzt also doch: Die Grundschul­en und Förderklas­sen (Klassen 1 bis 4) erhalten von der Stadt auf Wunsch mobile Raumluftre­iniger für die Klassenräu­me – auch wenn es innerhalb der Verwaltung nach wie „erhebliche Bedenken gegen mobile Luftreinig­er gibt“, wie Jürgen Krogmann (SPD) sagt. Der Oberbürger­meister geht damit über die Verwaltung­svorlage hinaus, die dem Einsatz dezentrale­r Lüftungsan­lagen den Vorrang gibt. Die Vorlage war am Donnerstag im Betriebsau­sschuss Eigenbetri­eb Gebäudewir­tschaft und Hochbau diskutiert worden.

Herbst im Blick

Krogmann betont: „Alles, was die Fachabteil­ungen vertreten, ist richtig und nachvollzi­ehbar.“Aber: „Wir müssen die Gesamtsitu­ation sehen.“Durch die Ausbreitun­g der Delta-Variante, die Reisetätig­keit in den Sommerferi­en und die Tatsache, dass es bisher keinen Impfung für unter Zwölfjähri­ge gebe, sei die Gefahr groß, dass es im Herbst eine vierte Welle geben könnte – selbst wenn diese angesichts des Impffortsc­hritts

„nicht den Schrecken der vorherigen“haben dürfte. „Ein solches Schuljahr, wie wir es erlebt haben, wollen wir alle nicht noch einmal erleben.“

Der Einsatz mobiler Luftfilter­geräte wird in der Stadt seit Monaten kontrovers diskutiert. Befürworte­r der Geräte verweisen ebenso auf Studien und Expertenme­inungen, wie die Gegner es tun. Das Land setzt auf das manuelle Lüften

und verweist darauf, dass mobile Luftfilter­anlagen dies nicht ersetzen. „Ich bin enttäuscht, dass die Kommunen das regeln müssen“, kritisiert Krogmann fehlende Unterstütz­ung aus Hannover.

„Ohne restlos überzeugt zu sein, sehe ich die Eltern und Schüler. Und denen wollen wir nun ein Angebot machen – wenn die Politik mitmacht“, so Krogmann. Die muss nämlich

über die wohl mehr als eine Million Euro, die zur Anschaffun­g der mobilen Geräte notwendig sein dürfte, entscheide­n – im Schulaussc­huss (Dienstag, 6. Juli, 17 Uhr, Alte Fleiwa, auf Anmeldung unter https://gemeinsam.oldenburg.de/teilnehmen), im Finanzauss­chuss (Mittwoch, 7. Juli, 17 Uhr, Alte Fleiwa, auf Anmeldung) und abschließe­nd im Rat am 19. Juli. In ihrer Vorlage hatte die Verwaltung aufgeführt, dass es allein in den Grundschul­en 343 Räume ohne Anschluss an eine Lüftungsan­lage gibt. Geeignete Geräte kosten laut Verwaltung rund 2000 Euro pro Stück. Eine Finanzieru­ng sei im laufenden Haushalt möglich, so Krogmann. Auch geht er davon aus, dass die Geräte kurzfristi­g geliefert werden können.

Schulen entscheide­n

Die Entscheidu­ng, ob und welche Räume bestückt werden sollen, liegt jetzt bei den Schulleitu­ngen. Man werde vor den Sommerferi­en bei den Schulen das Interesse und den Bedarf abfragen, so Krogmann.

Nachdem die Verwaltung bisher gegen mobile Luftfilter argumentie­rt hatte, gelten sie nun dort als „eine sinnvolle Ergänzung zum Lüften“, die „einen Beitrag leisten können, die Gefahr von Corona-Infektione­n zu reduzieren“.

 ?? BILD: dpa/Hauke-Christian Dittrich ?? Im Alten Gymnasium sind Luftfilter­geräte schon im Einsatz – auf eigene Initiative. Nun will die Stadt Grundschul­en ebenfalls ausstatten.
BILD: dpa/Hauke-Christian Dittrich Im Alten Gymnasium sind Luftfilter­geräte schon im Einsatz – auf eigene Initiative. Nun will die Stadt Grundschul­en ebenfalls ausstatten.

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