Nordwest-Zeitung

Debatte um ,Impfschwän­zer’: Klares Votum für Strafen

NWZ-Leser stimmen ab – Ärztevertr­eter sehen Bußgelder skeptisch

- Von Christoph Tapke-Jost Und Unseren Agenturen

Berlin/Im Nordwesten – Auch Politiker von SPD und Union fordern Strafzahlu­ngen für sogenannte Impfschwän­zer. Die Corona-Zahlen sind zwar weiter niedrig, steigen aber seit Kurzem an. Diskussion­en über beschleuni­gtes Impfen oder mögliche Sanktionen gegen Terminschw­änzer bekommen so Nahrung. Auch im Nordwesten kocht das Thema hoch. Die Leserinnen und Leser unserer Zeitung haben eine klare Meinung zu denjenigen, die ihre Impftermin­e nicht wahrnehmen, sie nicht einmal absagen und so Plätze blockieren. Fast 83 Prozent sprachen sich am Sonntag in einer

NWZonline-Umfrage für entspreche­nde Strafen gegen diese Leute aus. Ein Leser ärgerte sich über das „unsoziale Verhalten“. Viele forderten empfindlic­he Bußgelder, ein Teilnehmer sprach sich für einen dreistelli­gen Betrag aus.

SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach sagte der „Bild am Sonntag“: „Es wäre richtig,

wenn es eine Strafe gäbe für diejenigen, die nicht einmal ihren Termin absagen.“Ähnlich äußerte sich der stellvertr­etende Unionsfrak­tionsvorsi­tzende Thorsten Frei (CDU). „Wer zu bequem ist, zum Hörer zu greifen oder mit wenigen Klicks einen Termin abzusagen, sollte für die Ausfallkos­ten aufkommen müssen.“

CDU-Chef Armin Laschet lehnt Bußgelder ab. „Solidaritä­t erzwingt man nicht durch Strafen“, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Kritik kam auch von Ärztevertr­etern: Statt mit Bußgeldern solle lieber mit Impfanreiz­en gearbeitet werden. Der Chef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, Andreas Gassen, äußerte sich skeptisch. „Mit Bußen wird keine Akzeptanz gefördert“, sagte er.

Der Präsident des Berliner Roten Kreuzes, Mario Czaja, hatte die Debatte angestoßen und Bußgelder bis zu 30 Euro vorgeschla­gen. Seinen Angaben zufolge werden in Berliner Impfzentre­n inzwischen bis zu zehn Prozent der Termine nicht wahrgenomm­en.

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