Debatte um ,Impfschwänzer’: Klares Votum für Strafen
NWZ-Leser stimmen ab – Ärztevertreter sehen Bußgelder skeptisch
Berlin/Im Nordwesten – Auch Politiker von SPD und Union fordern Strafzahlungen für sogenannte Impfschwänzer. Die Corona-Zahlen sind zwar weiter niedrig, steigen aber seit Kurzem an. Diskussionen über beschleunigtes Impfen oder mögliche Sanktionen gegen Terminschwänzer bekommen so Nahrung. Auch im Nordwesten kocht das Thema hoch. Die Leserinnen und Leser unserer Zeitung haben eine klare Meinung zu denjenigen, die ihre Impftermine nicht wahrnehmen, sie nicht einmal absagen und so Plätze blockieren. Fast 83 Prozent sprachen sich am Sonntag in einer
NWZonline-Umfrage für entsprechende Strafen gegen diese Leute aus. Ein Leser ärgerte sich über das „unsoziale Verhalten“. Viele forderten empfindliche Bußgelder, ein Teilnehmer sprach sich für einen dreistelligen Betrag aus.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der „Bild am Sonntag“: „Es wäre richtig,
wenn es eine Strafe gäbe für diejenigen, die nicht einmal ihren Termin absagen.“Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Thorsten Frei (CDU). „Wer zu bequem ist, zum Hörer zu greifen oder mit wenigen Klicks einen Termin abzusagen, sollte für die Ausfallkosten aufkommen müssen.“
CDU-Chef Armin Laschet lehnt Bußgelder ab. „Solidarität erzwingt man nicht durch Strafen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Kritik kam auch von Ärztevertretern: Statt mit Bußgeldern solle lieber mit Impfanreizen gearbeitet werden. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, äußerte sich skeptisch. „Mit Bußen wird keine Akzeptanz gefördert“, sagte er.
Der Präsident des Berliner Roten Kreuzes, Mario Czaja, hatte die Debatte angestoßen und Bußgelder bis zu 30 Euro vorgeschlagen. Seinen Angaben zufolge werden in Berliner Impfzentren inzwischen bis zu zehn Prozent der Termine nicht wahrgenommen.