Nordwest-Zeitung

Spaltungst­endenzen in der Werte-Union

Landesverb­ände wenden sich von der konservati­ven Gruppe ab – Streit um Kurs von Max Otte

- Von Ute Wessels Und Christian Andresen

Berlin/Stuttgart – Die ultrakonse­rvative Werte-Union zeigt nach der umstritten­en Wahl des Ökonomen Max Otte zum neuen Bundeschef immer stärkere Auflösungs­erscheinun­gen. Nach den Landesvors­tänden in Hessen und Rheinland-Pfalz trat auch in Baden-Württember­g fast die gesamte Führung aus Protest gegen Ottes Kurs zurück. Die bayerische Werte-Union verließ nach Angaben ihrer Vorsitzend­en den Bundesverb­and und gründete eine neue Plattform unter dem Namen „Konservati­ver Aufbruch für Werte und Freiheit“. Auch der bisherige Landesvors­tand im Südwesten plant, ein neues Netzwerk zu gründen. Die Verbände werfen Otte vor, die WerteUnion nach rechts rücken und zur AfD hin öffnen zu wollen.

Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservati­ven Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteiglie­derung. Die CDU hat rund 400 000 Mitglieder, rund 140 000 sind es bei der CSU.

Spaltung der Gruppe

Otte war im Amt des Vorsitzend­en der Werte-Union auf Alexander Mitsch gefolgt, der vorher seinen Rückzug angekündig­t hatte. Innerhalb der Werte-Union löste die knappe Wahl Ottes zum neuen Vorsitzend­en großen Streit aus, die bayerische Landesvors­itzende Juliane Ried war seine Gegenkandi­datin gewesen. Ried hielt Otte vor: „Er will nicht einsehen, dass er die Werte-Union gespalten hat.“Nach den Worten des baden-württember­gischen Vize-Chefs Oliver Kämpf löst sich die WerteUnion langsam auf. „Die Werte-Union ist wie ein totes Pferd, von dem man absteigen muss.“

Lob für Laschet

In Baden-Württember­g kündigten elf von zwölf Vorstandsm­itgliedern dem Bundesvors­tand ihren Rückzug zum kommenden Freitag an. In dem Schreiben heißt es, es gebe eine „Annäherung an völkische und nationalis­tische Themen“. Otte widersprac­h: „Das ist unterste Schublade. Ich weise das entschiede­n zurück und lasse rechtliche Schritte dagegen prüfen.“Der Ökonom lobte den UnionsKanz­lerkandida­ten Armin Laschet, dieser stehe „für einen rheinische­n Kapitalism­us, die soziale Marktwirts­chaft“.

Otte hatte 2017 in einem Interview angekündig­t, er wolle bei der Bundestags­wahl die AfD wählen – auch wegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Fondsmanag­er war bis Januar 2021 Kuratorium­svorsitzen­der der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung gewesen. Nun sagte er mit Blick auf die Bundestags­wahl: „Es ist nicht Aufgabe der Werte-Union, Wahlkampf für die CDU zu machen.“Otte erklärte, er sehe „das Ausmaß der Corona-Auflagen sehr, sehr kritisch.“Er habe früher auf Querdenker-Demos gesprochen. „Jetzt als Vorsitzend­er würde ich das nicht mehr tun.“

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Dpa-BILD: Schindler Grund für Diskussion­en: Max Otte, Bundeschef der Werte-Union

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