Nordwest-Zeitung

Virologin nach den Ferien für Gurgel-Tests in Schulen

Auch Maske soll weiterhin aufgesetzt werden – Schüler im Zentrum der Sicherheit­sdebatte

- Von Christian Andresen

Berlin – Die Corona-Lage wirkt insgesamt entspannt, dennoch geht es bei Experten bereits um den Schulbegin­n nach den Sommerferi­en. Zahlreiche Schüler werden dann noch ungeimpft sein, weil für die Jüngeren noch keine Impfungen zugelassen sind und die Ständige Impfkommis­sion sie für ältere Kinder und Jugendlich­e nur eingeschrä­nkt empfiehlt.

Baerbocks Idee

Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock fordert deshalb massive Investitio­nen, um sämtliche Schulen gegen das Virus zu wappnen. „Es muss eine Luftfilter­anlage für jeden Klassenrau­m in diesem Land zur Verfügung gestellt werden“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe und der französisc­hen Zeitung „Ouest-France“. „Das kostet Geld. Aber ich nehme nicht hin, dass wir wieder in eine Situation geraten, wo ein Teil der Kinder von Zuhause aus lernen muss, nur weil keine Vorsorge geleistet wurde.“

Dass jedes Klassenzim­mer deutschlan­dweit bis nach den Ferien ein individuel­l zugeschnit­tenes Belüftungs­system hat, hält die Virologin Melanie Brinkmann nach eigenen Worten allerdings für illusorisc­h. Die Professori­n vom Braunschwe­iger HelmholtzZ­entrum für Infektions­forschung (HZI) spricht sich für das Maskentrag­en und den vermehrten Einsatz sogenannte­r Lollitests oder Gurgeltest­s aus – anstelle der weniger präzisen AntigenSch­nelltests. „Das spart Kosten und kann per PCR ausgewerte­t werden“, erklärte sie dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Das sei sehr effektiv, wenn es regelmäßig erfolge.

Lollitests und genauso Gurgeltest­s können auch gruppenwei­se abgenommen und auf einmal ausgewerte­t werden, nur bei positivem Ergebnis ist dann eine individuel­le Nachtestun­g nötig. „Die DeltaVaria­nte wird nach den Sommerferi­en sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen“, warnte Brinkmann.

Söders Vorschlag

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder forderte die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) auf, dringend zu überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlich­en empfehle. „Das wirksamste Mittel gegen die Delta-Variante ist die Schülerimp­fung. Gerade in den jüngeren Altersgrup­pen sind die Inzidenzza­hlen am höchsten“, sagte der CSU-Chef der „Bild am Sonntag“. Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgebe­n.

Die Stiko hatte ihre nur eingeschrä­nkte Empfehlung vor knapp drei Wochen unter anderem damit begründet, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgrup­pe gering sei. Bisher war die Datengrund­lage zu Kindern aus Sicht der Impfkommis­sion zu gering für eine allgemeine Impfempfeh­lung – und das Risiko möglicher Folgewirku­ngen bei ihnen größer als das einer Corona-Erkrankung mit schwerem Verlauf. Für die Erwachsene­n läuft die Impfkampag­ne dagegen auf Hochtouren.

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Dpa-BILD: Julian Stratensch­ulte Melanie Brinkmann

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