Virologin nach den Ferien für Gurgel-Tests in Schulen
Auch Maske soll weiterhin aufgesetzt werden – Schüler im Zentrum der Sicherheitsdebatte
Berlin – Die Corona-Lage wirkt insgesamt entspannt, dennoch geht es bei Experten bereits um den Schulbeginn nach den Sommerferien. Zahlreiche Schüler werden dann noch ungeimpft sein, weil für die Jüngeren noch keine Impfungen zugelassen sind und die Ständige Impfkommission sie für ältere Kinder und Jugendliche nur eingeschränkt empfiehlt.
Baerbocks Idee
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fordert deshalb massive Investitionen, um sämtliche Schulen gegen das Virus zu wappnen. „Es muss eine Luftfilteranlage für jeden Klassenraum in diesem Land zur Verfügung gestellt werden“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung „Ouest-France“. „Das kostet Geld. Aber ich nehme nicht hin, dass wir wieder in eine Situation geraten, wo ein Teil der Kinder von Zuhause aus lernen muss, nur weil keine Vorsorge geleistet wurde.“
Dass jedes Klassenzimmer deutschlandweit bis nach den Ferien ein individuell zugeschnittenes Belüftungssystem hat, hält die Virologin Melanie Brinkmann nach eigenen Worten allerdings für illusorisch. Die Professorin vom Braunschweiger HelmholtzZentrum für Infektionsforschung (HZI) spricht sich für das Maskentragen und den vermehrten Einsatz sogenannter Lollitests oder Gurgeltests aus – anstelle der weniger präzisen AntigenSchnelltests. „Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden“, erklärte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das sei sehr effektiv, wenn es regelmäßig erfolge.
Lollitests und genauso Gurgeltests können auch gruppenweise abgenommen und auf einmal ausgewertet werden, nur bei positivem Ergebnis ist dann eine individuelle Nachtestung nötig. „Die DeltaVariante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen“, warnte Brinkmann.
Söders Vorschlag
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, dringend zu überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfehle. „Das wirksamste Mittel gegen die Delta-Variante ist die Schülerimpfung. Gerade in den jüngeren Altersgruppen sind die Inzidenzzahlen am höchsten“, sagte der CSU-Chef der „Bild am Sonntag“. Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgeben.
Die Stiko hatte ihre nur eingeschränkte Empfehlung vor knapp drei Wochen unter anderem damit begründet, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei. Bisher war die Datengrundlage zu Kindern aus Sicht der Impfkommission zu gering für eine allgemeine Impfempfehlung – und das Risiko möglicher Folgewirkungen bei ihnen größer als das einer Corona-Erkrankung mit schwerem Verlauf. Für die Erwachsenen läuft die Impfkampagne dagegen auf Hochtouren.