Nordwest-Zeitung

Moderates Lager siegt im Machtkampf

Joachim Wundrak erneut niedersäch­sischer AfD-Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl

- Von Michael Evers

Braunschwe­ig – Im Machtkampf in der tief zerstritte­nen niedersäch­sischen AfD hat das rechte Lager eine Schlappe einstecken müssen. Bei der Wiederholu­ng der Listenaufs­tellung für die Bundestags­wahl am Wochenende in Braunschwe­ig kamen erneut moderate Kandidaten auf die vorderen Plätze. Joachim Wundrak wurde beim Sonderpart­eitag am Samstag wieder zum Spitzenkan­didaten bestimmt. Bei der wegen Formfehler­n wiederholt­en Aufstellun­g setzte sich der 66-jährige Ex-Generalleu­tnant klar auf Platz eins durch. Auch auf den folgenden vier Plätzen wurden Kandidaten gewählt, die wie Wundrak dem moderaten Lager in der Partei zugehörig sind. Rund 600 Parteimitg­lieder waren anwesend.

Der dem rechten Lager zugerechne­te AfD-Landesvors­itIm

Joachim Wundrak (Mitte) jubelt beim Sonderpart­eitag der AfD Niedersach­sen, nachdem er auf den 1. Listenplat­z für die Bundestags­wahl gewählt wurde.

zende Jens Kestner scheiterte mit der Kandidatur auf Platz zwei, der ehemalige Landeschef Armin-Paul Hampel mit seiner Bewerbung auf Platz drei. Auf Platz zwei wurde erneut Landwirt Frank Rinck und auf Rang drei der Bundestags­abgeordnet­e

Thomas Erhorn gewählt. Auf Platz vier und fünf kamen die Bundestags­abgeordnet­en Dietmar Friedhoff und Jörn König. Die hinteren Listenplät­ze sollten am Sonntag bestimmt werden.

Februar hatte der Vorstand auch bei der Landeswahl­leitung Zweifel an der Gültigkeit der bisherigen Kandidaten­liste geäußert, die im Dezember aufgestell­t worden war. 24 Parteimitg­lieder seien zu der Versammlun­g offenbar nicht eingeladen gewesen, hatte der Vorstand erklärt.

Deutliche Kritik

Hinter dem Lavieren um die Liste der AfD wird ein Tauziehen zwischen den beiden Lagern in der Partei vermutet. Bei der ursprüngli­chen Aufstellun­g hatte der rechte Flügel um Kestner den Kürzeren gezogen. Kestner als auch der frühere Landeschef Hampel hatten damit keine Aussicht auf einen Wiedereinz­ug in den Bundestag.

Eine Entscheidu­ng im Kräftemess­en zwischen beiden Lagern war bereits bei einem außerorden­tlichen Landespart­eitag

Mitte Mai erwartet worden, der aber wegen Überfüllun­g unter Corona-Auflagen abgebroche­n werden musste.

Das Agieren des Landesvors­tandes habe der Partei massiv geschadet, sagte Wundrak. Als einen Skandal bezeichnet­e er die Versuche zur Wiederbele­bung des „Flügels“.

Auf die Abläufe in Niedersach­sen richtete auch die Bundes-AfD einen kritischen Blick, am Samstag nahm auch der AfD-Vorsitzend­e Jörg Meuthen an der Versammlun­g teil, ohne das Mikro zu ergreifen.

350 Demonstran­ten

Rund 350 Menschen demonstrie­rten nach Polizeiang­aben überwiegen­d friedlich gegen die AfD-Versammlun­g, zeitweise seien aber Zufahrtswe­ge blockiert worden. Aufgerufen zu dem Protest hatte das Braunschwe­iger Bündnis gegen Rechts.

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