Moderates Lager siegt im Machtkampf
Joachim Wundrak erneut niedersächsischer AfD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl
Braunschweig – Im Machtkampf in der tief zerstrittenen niedersächsischen AfD hat das rechte Lager eine Schlappe einstecken müssen. Bei der Wiederholung der Listenaufstellung für die Bundestagswahl am Wochenende in Braunschweig kamen erneut moderate Kandidaten auf die vorderen Plätze. Joachim Wundrak wurde beim Sonderparteitag am Samstag wieder zum Spitzenkandidaten bestimmt. Bei der wegen Formfehlern wiederholten Aufstellung setzte sich der 66-jährige Ex-Generalleutnant klar auf Platz eins durch. Auch auf den folgenden vier Plätzen wurden Kandidaten gewählt, die wie Wundrak dem moderaten Lager in der Partei zugehörig sind. Rund 600 Parteimitglieder waren anwesend.
Der dem rechten Lager zugerechnete AfD-LandesvorsitIm
Joachim Wundrak (Mitte) jubelt beim Sonderparteitag der AfD Niedersachsen, nachdem er auf den 1. Listenplatz für die Bundestagswahl gewählt wurde.
zende Jens Kestner scheiterte mit der Kandidatur auf Platz zwei, der ehemalige Landeschef Armin-Paul Hampel mit seiner Bewerbung auf Platz drei. Auf Platz zwei wurde erneut Landwirt Frank Rinck und auf Rang drei der Bundestagsabgeordnete
Thomas Erhorn gewählt. Auf Platz vier und fünf kamen die Bundestagsabgeordneten Dietmar Friedhoff und Jörn König. Die hinteren Listenplätze sollten am Sonntag bestimmt werden.
Februar hatte der Vorstand auch bei der Landeswahlleitung Zweifel an der Gültigkeit der bisherigen Kandidatenliste geäußert, die im Dezember aufgestellt worden war. 24 Parteimitglieder seien zu der Versammlung offenbar nicht eingeladen gewesen, hatte der Vorstand erklärt.
Deutliche Kritik
Hinter dem Lavieren um die Liste der AfD wird ein Tauziehen zwischen den beiden Lagern in der Partei vermutet. Bei der ursprünglichen Aufstellung hatte der rechte Flügel um Kestner den Kürzeren gezogen. Kestner als auch der frühere Landeschef Hampel hatten damit keine Aussicht auf einen Wiedereinzug in den Bundestag.
Eine Entscheidung im Kräftemessen zwischen beiden Lagern war bereits bei einem außerordentlichen Landesparteitag
Mitte Mai erwartet worden, der aber wegen Überfüllung unter Corona-Auflagen abgebrochen werden musste.
Das Agieren des Landesvorstandes habe der Partei massiv geschadet, sagte Wundrak. Als einen Skandal bezeichnete er die Versuche zur Wiederbelebung des „Flügels“.
Auf die Abläufe in Niedersachsen richtete auch die Bundes-AfD einen kritischen Blick, am Samstag nahm auch der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen an der Versammlung teil, ohne das Mikro zu ergreifen.
350 Demonstranten
Rund 350 Menschen demonstrierten nach Polizeiangaben überwiegend friedlich gegen die AfD-Versammlung, zeitweise seien aber Zufahrtswege blockiert worden. Aufgerufen zu dem Protest hatte das Braunschweiger Bündnis gegen Rechts.