„Mein Leben hat sich komplett verändert“
Janine O’Keeffe betreut die internationale Facebook-Seite von „Fridays for Future“
Greta Thunberg ist das Gesicht von „Fridays for Future“. Hinter der Organisation stehen aber noch viele andere Menschen. Eine davon ist Janine O’Keeffe. Die Wahl-Schwedin besuchte an diesem Mittwoch das Neue Gymnasium Oldenburg und beantwortete dort die Fragen der Schüler. Auch unsere Redaktion befragte sie danach zu ihrer Person, zu Greta Thunberg und was sie von „Fridays for Future“in Deutschland hält.
Hallo Mrs. O’Keeffe... Janine O’Keeffe: Oh, nennen Sie mich doch bitte Janine.
Okay. Hallo Janine! Du warst eine der ersten Personen, die Greta Thunberg interviewt haben, als sie im August 2018 ihren Streik vor dem schwedischen Parlament startete. Was hast du damals über sie gedacht?
O’Keeffe: Als erstes war ich sehr beeindruckt von ihrem Englisch. Ich war sehr beeindruckt von ihrem Wissen über das Klima. Und drittens von ihrer Klarheit. Ich fragte sie zum Beispiel, was sie sich von den Politikern wünschen würde, wenn sie jetzt da wären. Sie antwortete sehr, sehr deutlich: „Ich will, dass ihr die Klimakrise eine Krise nennt.“Und so ist sie heute immer noch.
Wie oft steht du in Kontakt mit Greta?
O’Keeffe: Sie ist eine sehr beschäftigte Person. Sie wird überflutet. Ich glaube, sie ist schon genug damit beschäftigt, nur ihre E-Mails zu beantworten. Meine E-Mails beantwortet sie oft, aber auch nicht immer. Die Kommunikation ist innerhalb der vergangenen zwei Jahre also weniger geworden. Es kommt aber auch immer auf die Angelegenheit an. Wir sprechen in verschiedenen Zeiten unterschiedlich.
Wann hast du realisiert, dass ihr Streik „etwas Größeres“werden könnte? O’Keefe: Niemals (lacht). Für
mich geht es bei Fridays for Future um so viele Stimmen wie möglich. Selbst nach dem 15. März 2019, als wir zweieinhalb Millionen Leute waren, waren es für mich nicht genug. Für mich reichen selbst 70 Millionen, 200 Millionen oder eine Milliarde nicht.
Wie hat sich dein Leben verändert, seit du Greta getroffen hast?
O’Keeffe: Als Greta am 8. September ihren Aufruf machte, jeden Freitag zu streiken, habe ich mich Vollzeit engagiert. Ihr Streik sollte so schnell wie möglich wachsen, damit sie weiter macht. Das war eine große Veränderung für mich. Seitdem sind Leute an Bord gekommen, um die Karte mit allen Streiks zu erstellen, eine Struktur aufzubauen, die Sozialen Medien aufzubauen, wir haben sogar Anwälte. Mein Leben hat sich also komplett verändert. Das macht das
Klima-Thema mit einem. Greta sagt: „Je mehr du darüber lernst, desto schwerer ist es zu gehen.“
Du bist Eigentümerin der internationalen Facebook-Seite von Fridays for Future. Wie fühlt es sich an, eine so wichtige Person zu sein? O`Keeffe: Für mich ist die Arbeit mit Social Media ein großer Prozess in der Bewegung. Als Besitzer der Seite ist es aber nicht so, dass ich Leute
herumscheuchen kann. Ich treffe dort sogar kaum Entscheidungen. Als die Seite groß wurde, musste ich erst lernen, dass andere Menschen die Entscheidungen treffen. Man muss Leuten den Raum geben, um zu tun, was sie für wichtig halten.
Du bist frühzeitig in den Ruhestand gegangen. Warum? Hättest du als Elektro-Ingenieurin nicht auch etwas gegen den Klimawandel tun können?
O’Keeffe: Ich denke nicht, dass ich im Ruhestand bin (lacht). Etwas wofür ich zum Beispiel die letzten zwei, drei Jahre bezahlt wurde, ist Wissen über das Klima zu vermitteln. Soviel dazu. Es ist aber wirklich richtig schwer, gut bezahlte Arbeit zu finden, die zum Thema Klima passt – besonders im Klima-Aktivismus. Wenn es so etwas geben würde, besonders in Nicht-Regierungsorganisationen, dann wäre es für mich schwerer nein zu sagen. Aber selbst in einer solchen Organisation müsste es viel Raum für Bewegungen geben. Und Nicht-Regierungsorganisationen tendieren dazu, in ihrem Prozess zu zentralisieren. Meiner Meinung nach ist Dezentralisation aber der Schlüssel, eine Bewegung stark zu machen.
Vielen Dank für das Interview. O’Keeffe: Es war mir ein Vergnügen!