Klassizistische Meisterleistung beherbergt heute ein Museum
Oldenburg/lr – Das Oldenburger Prinzenpalais gilt als Meilenstein der hiesigen klassizistischen Baukunst. Theaterintendant Ludwig Starklof urteilt: „Er tat sich viel darauf zugute, ein vorzüglicher Architekt zu sein; die Namen Vitruv und Palladio führte er gern im Munde. Auf die Berliner Baukünstler sah er mit der souveränsten Verachtung herab, auch die Petersburger Prachtgebäude fanden vor seinem Richterspruch wenig Gnade.“Architekt war Heinrich Carl Slevogt, der den Bau entwarf und ausführen ließ. Er hatte für das Palais ein Grundstück unmittelbar vor der Stadt am Damm erworben, nur wenige Schritte vom herzoglichen Schloss entfernt. Das Prinzenpalais wurde von ihm als Winkelbau an der Ecke Damm/Huntestraße konzipiert. Die beiden Prinzen haben nicht lange darin gewohnt. Schließlich bezog Erbherzog Nikolaus Friedrich Peter 1852 das Gebäude und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1900. Er ließ 1860 bis 1863 einen Ballsaalflügel anfügen, womit der Grundriss des Palais’ eine U-Form annahm. Die Innenräume wurden nach dem Geschmack der Zeit im Stil des Historismus dekoriert und möbliert. Zur Zeit von Nikolaus Friedrich Peter war das Prinzenpalais offizielle großherzogliche Residenz.
Im Ersten Weltkrieg diente der Bau als Reservelazarett, nach dem Ende der Monarchie (1918) folgte die Nutzung als Unterkunft für das Alte Gymnasium (1921-1934), dann bis 1945 als Heim der Hitlerjugend. Es folgte für vier Jahre die Einquartierung der GrafAnton-Günther-Schule. Nach zahlreichen Umbauten bezog 1961 das Katasteramt die einstigen herrschaftlichen Wohnräume. 2001 und 2002 wurde das Gebäude für eine Nutzung durch das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte erneut umgebaut.
(Dieser Text ist in ungekürzter Form am 7. Juni 2021 schon einmal in der NWZ erschienen. Autor Dr. Michael Reinbold ist Kurator für Kultur und Landesgeschichte am Landesmuseum).