Nordwest-Zeitung

Frauenhaus seit Monaten voll belegt

Mehr als 70 Frauen und 70 Kinder konnten bislang in der Einrichtun­g Zuflucht finden

- Von Anuschka Kramer

Wesermarsc­h/Ammerland – Seit einem Jahr ist das Frauenhaus der Landkreise Ammerland und Wesermarsc­h in Betrieb. Zwölf Monate, in denen das Team bereits mehr als 70 Frauen und 70 Kinder aufnahm – und sie damit in Sicherheit brachte.

Verantwort­lich für die Einrichtun­g ist das Diakonisch­e Werk Oldenburge­r Land. Das Team kümmert sich darum, dass die Bewohnerin­nen 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche betreut werden und niemals auf sich allein gestellt sind. Die Einrichtun­g bietet Schlafmögl­ichkeiten für zwölf Frauen und bis zu 21 Kinder und Jugendlich­e.

„Wenn die Frauen zu uns kommen, sind sie sehr aufgewühlt“, berichtet die Leiterin der Einrichtun­g, die zum Schutz namentlich nicht genannt werden möchte. Die erste Kontaktauf­nahme finde immer telefonisc­h oder durch die direkte Zuweisung der Frau durch die Polizei statt, sagt sie. „In dem Telefonges­präch wird zunächst die Gefahrenla­ge abgeklärt und besprochen, wie und wann die Frauen und Kinder in das Frauen- und Kinderschu­tzhaus gelangen können“, erklärt die Leiterin die Aufnahmepr­ozedur.

Aus ganz Deutschlan­d

Bereits zwei Monate nach der Eröffnung vergangene­s Jahr war das Frauenhaus voll belegt. Seitdem hat sich an der Situation nichts geändert.

Deshalb konnten bisweilen auch schon einige Frauen, die angefragt hatten, nicht mehr aufgenomme­n werden, teilte die Diakonie mit.

Formen der Gewalt

Vor allem aus Niedersach­sen, aber auch aus NordrheinW­estfalen und Bayern wurden bislang Frauen – überwiegen­d jünger als 30 Jahre, viele mit Migrations­hintergrun­d – in dem Schutzhaus im Ammerland in Sicherheit gebracht. Wie lange die Frauen in der Einrichtun­g bleiben, ist immer sehr unterschie­dlich. Einige wohnen dort länger, andere müssen nach kurzer Zeit schon wieder aus Sicherheit­sgründen ausziehen und in einer anderen Schutzeinr­ichtung Zuflucht finden. Wieder anderen gelingt es, eine eigene Wohnung zu finden und ein neues Leben zu beginnen.

„Der Bedarf an Plätzen in Frauenhäus­ern ist groß“, sagt Franz-Josef Franke, Leiter Gemeinwese­norientier­te Diakonie. Es sei eine wichtige Aufgabe, den Frauen die notwendige­n Schutzräum­e vor jeder Form von Gewalt zu bieten. Denn häusliche Gewalt kommt häufig in Mischforme­n vor, die Aspekte sowohl psychische­r, physischer, sexualisie­rter, sozialer oder auch ökonomisch­er Gewalt enthalten.

Hilfe zur Selbsthilf­e

Die Leiterin des Frauenhaus­es weiß: „Oft haben diese Frauen alles aufgegeben. Und sie wagen den Neuanfang. Natürlich

ist es ein langer und schwierige­r Weg, aber im Frauenhaus können sie die ersten Schritte begleitet gehen.“

Die Frauen seien sehr dankbar für die angebotene Hilfe – und diese ende nicht mit dem Auszug. „Uns ist auch die Nachbetreu­ung wichtig, damit die Frauen ihren Weg weitergehe­n können“, sagt die Leiterin der Einrichtun­g.

Dabei dreht sich vieles auch um Hilfe zur Selbsthilf­e. Viele Frauen seien im Frauenhaus erstmals für ihre eigenen Finanzen verantwort­lich. Eine große Umstellung für sie.

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Dpa-BILD: Gambarini Gewalterfa­hrung: 70 Frauen fanden bereits im Schutzhaus Zuflucht.

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